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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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kann ich Ihnen keinen meiner Leute zur Unterstützung mit­geben. Das ist absolut unmöglich. Es würde die Sicherheitslage gefährden, da wir permanent unterbesetzt sind. Das verstehen Sie bestimmt, oder?«
    »Aber es gibt doch bestimmt Wächter im Lager?«, fragte Virginia Zimunga.
    »Die Flüchtlinge sind autonom. Wir kümmern uns um die Versorgung und passen auf, dass alle drinbleiben. Sie und Ihre … äh … Begleiter sind auf sich allein angewiesen.«
    Adam erwartete, dass die Zauberin lautstark protestierte, aber sie verzog keine Miene. »Wir werden das schon schaffen, Major. Vielen Dank für Ihr zuvorkommendes Verhalten.«
    ***
    Das stählerne Eingangstor wurde von zwei Wachtürmen flankiert. Der Kommandant gab ein Zeichen, und das Tor öffnete sich.
    »Viel Glück!«, rief Feza.
    Virginia Zimunga, Adam und Shawi betraten das Flüchtlingslager. Zahlreiche Insassen starrten ihnen entgegen, und Adam erkannte, dass sich viele Weiße unter ihnen befanden.
    »Was meint ihr?«, fragte die Zauberin. »Wo sollen wir anfangen?«
    »Wenn sich dieses Lager tatsächlich selbst verwaltet, wird es hier eine Reihe von Leuten geben, die das Sagen haben. Und die wohnen garantiert nicht in einer Bude aus Pappe«, erwiderte Shawi. Sie deutete auf die mehrstöckigen Bauten inmitten der notdürftigen Behausungen.
    »Gut! Sehen wir uns das mal an«, sagte Virginia Zimunga.
    Sie hielten sich auf der Mitte der Gasse, beobachtet von Hunderten von Augenpaaren. Adam fühlte sich an die Situa­tion in Gugulethu erinnert.
    Zwei grimmige Frauen bewachten ein halbes Dutzend Schweine hinter einem hölzernen Gatter. Ein muskulöser Bursche mit zerschlagener Nase drohte ihnen mit der geballten Faust und brüllte etwas in einer Sprache, die Adam nicht einmal im Ansatz verstand. Sie schien nur aus Knack- und Schnalzlauten zu bestehen. Er versuchte, sich an das zu halten, was ihm Sergeant Lakota beigebracht hatte: Locker bleiben, nicht zu langsam und nicht zu hektisch bewegen, dein Gesicht darf weder Unsicherheit noch Widerwillen zeigen.
    Sie kamen an einer Reihe ehemaliger Armeezelte vorbei. Ihre olivgrüne Farbe war in der Sonne verblichen. Kleine Kinder hockten davor und spielten mit alten Blechbüchsen.
    Ein Junge, höchstens zehn Jahre alt und in zerrissenen Shorts, rannte aus einer Seitengasse herbei. »Hey! Sagen Sie mir, was Sie wollen! Ich kann alles besorgen. Schnaps, Medikamente, sogar Konserven aus Europa.«
    »Hau ab!«, fuhr Shawi ihn an.
    »Moment! Denk an deine Worte, Shawi«, mischte sich Adam ein und wandte sich an den Jungen. »Gibt es einen, der hier das Sagen hat?«
    Der Junge starrte Adam von oben bis unten an. »Hey, du hast ja eine Knarre!«
    Der Griff der Dienstwaffe ragte aus der Innentasche von Adams Jacke. Shawi rollte mit den Augen.
    »Ihr marschiert hier rein, tragt saubere Klamotten und seid bewaffnet«, gab der Junge vorlaut kund. »Ihr seid von der Poli­zei oder so.«
    »Wie heißt du?«, fragte Virginia Zimunga.
    »Paco. Ich bin in Spanien geboren, aber ich kann mich an meine Heimat kaum noch erinnern. Dafür kenne ich mich im Lager umso besser aus. Ich bin schon seit über fünf Jahren hier.« Er stellte sich auf die Zehenspitzen. »Was bietet ihr für meine Hilfe?«
    Adam überlegte kurz, dann holte er einen der Dairy-Milk-­Schokoriegel von Henri Dannerup hervor.
    »Was ist das?« Paco streckte die Hand nach dem Riegel aus.
    »Schokolade.« Adam hielt die blaue Verpackung in einer für Paco unerreichbaren Höhe.
    »Schokolade. Hab schon mal davon gehört«, sagte Paco. »Kann man das essen oder so?«
    »Und ob!« Adam öffnete vorsichtig die Verpackung, brach ein Stück vom Riegel ab und reichte es dem Jungen. Paco betrachtete es von allen Seiten, schnupperte daran, knabberte mit seinen Zähnen ein mikroskopisch kleines Bröckchen ab und verkündete dann laut: »Scheiße, Mann!«
    »Es schmeckt dir nicht?«, staunte Virginia Zimunga.
    Paco rollte mit den Augen. »Ob es mir nicht schmeckt? Sind Sie irre? Das Zeug ist der Wahnsinn.« Er verbeugte sich tief. »Ich bin Ihr Mann!«
    Adam ließ die Schokolade in seiner Jackentasche verschwinden. »Du bekommst den Rest, wenn du uns zu einem der Bosse bringst.«
    Paco machte ein verdrießliches Gesicht. »In diesem Teil hat Haughey, der Ire, das Sagen.«
    Der Junge zeigte auf ein dreistöckiges Gebäude. Aus der obersten Etage ragte als bizarrer Erker die Pilotenkanzel der abgestürzten Maschine der British Airways.
    »Zu dem Mistkerl würde ich aber nicht gehen.

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