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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Aber ich glaub’ kaum, daß er danach noch was gehört hat.«
    »Sie waren demnach nicht mit dem eigenen Wagen in Innocent House?« fragte Kate.
    »Ich fahre gar nicht Auto, Inspector. Ich bin gegen die Umweltverschmutzung durch Autoabgase und mag nicht auch noch dazu beitragen. Zeugt das nicht von sozialem Denken? Außerdem fand ich, als ich mal versucht hab’, den Führerschein zu machen, dieses ganze Verkehrschaos so grauenhaft, daß ich dauernd die Augen zukneifen mußte, und da wollte mich einfach kein Fahrlehrer mehr annehmen. Nein, ich bin mit der U-Bahn nach Innocent House gefahren. Ein ziemlicher Schlauch. Von Notting Hill Gate bis Tower Hill hab’ ich die Circle Line genommen, und dann bin ich mit dem Taxi weiter. Es ist zwar an und für sich praktischer, mit der Central Line bis Liverpool Street zu fahren und von da ein Taxi zu nehmen, aber falls das auch nur irgendwie von Bedeutung ist: An dem Abend hab’ ich’s halt nicht so gemacht.«
    Kate bat ihn, im einzelnen zu erzählen, wie der Abend verlaufen sei, und war nicht überrascht, als sein Bericht sich mit dem Claudia Etiennes deckte.
    »Sie waren also«, hakte Daniel nach, »den ganzen Abend zusammen? Von halb sieben bis in die frühen Morgenstunden?«
    »Stimmt genau, Sergeant – Sie sind doch Sergeant, oder? Wenn nicht, tut’s mir wahnsinnig leid. Sie sehen halt bloß haargenau so aus, wie man sich einen Sergeant vorstellt. Ja, wir waren von halb sieben bis etwa zwei Uhr morgens zusammen. Sie werden sich vermutlich nicht dafür interessieren, was wir zwischen, na, sagen wir elf und zwei getrieben haben. Und wenn doch, dann fragen Sie lieber Miss Etienne. Sie wird imstande sein, es passend für Ihre keuschen Ohren zu formulieren. Ich nehme an, Sie wollen meine Aussage noch zu Protokoll nehmen?«
    Es verschaffte Kate eine tiefe Befriedigung, ihm das bestätigen zu können und ihn aufzufordern, sich doch bitte zur Ausfertigung des Protokolls aufs Polizeirevier in Wapping zu bemühen.
    Mr. Simon, den Kate so geduldig und schonend befragte, daß seine Angst dadurch nur noch größer zu werden schien, bestätigte tatsächlich, daß er die beiden um elf habe heimkommen hören. Er habe auf Declan gewartet, sagte er, weil er beruhigter schlafen könne, wenn jemand im Haus sei. Mit aus diesem Grund habe er Mr. Cartwright auch angeboten, bei ihm zu wohnen. Aber an dem Abend sei er, sobald er die Tür gehört habe, gleich eingeschlafen. Falls Mr. Cartwright oder die Dame in der Nacht noch einmal fortgegangen seien, so hätte er das nicht mehr mitbekommen.
    Als Kate die Wagentür aufschloß, sagte sie: »Der hatte die Hosen aber gestrichen voll, was? Ich meine Cartwright. Was, glauben Sie, ist er: ein Gauner oder ein Trottel oder beides – oder bloß ein hübscher, unreifer Knabe mit ’ner Schwäche für alte Klunker? Was um alles in der Welt findet eine intelligente Frau wie Claudia Etienne bloß an so einem Typen?«
    »Aber Kate, nun stellen Sie sich doch nicht so naiv. Seit wann hat Intelligenz denn was mit Sex zu tun? Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie nicht überhaupt unvereinbar sind – ich meine Intelligenz und Sex.«
    »Für mich nicht. Im Gegenteil, Intelligenz turnt mich an.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Was soll denn das heißen?« fragte sie scharf.
    »Nichts, nichts. Ich persönlich hab’ die Erfahrung gemacht, daß ich am besten mit hübschen, gutmütigen, willfährigen Frauen klarkomme, die nicht allzu gescheit sind.«
    »Wie die meisten Männer. Sie sollten sich das wirklich überziehen. Was glauben Sie, wieviel dieses Alibi wert ist?«
    »Ungefähr genausoviel wie das von Rupert Farlow für de Witt. Claudia Etienne und Cartwright könnten Etienne getötet haben, gleich danach mit der Fähre zum Greenwich Pier gefahren und locker bis acht im Restaurant gewesen sein. Nach Einbruch der Dunkelheit ist auf der Themse nicht mehr viel Verkehr, die Chancen, daß jemand sie gesehen hat, sind also nicht groß. Aber wir werden auch um die langweilige Überprüfung wohl nicht rumkommen.«
    »Er hat ein Motiv«, sagte Kate »oder vielmehr, sie haben beide eins. Falls Claudia Etienne dumm genug ist, ihn zu heiraten, dann kriegt er jetzt eine schwerreiche Frau.«
    »Glauben Sie denn, er hat Mumm genug, um jemanden umzubringen?« fragte Daniel.
    »In dem Fall hat ja nicht viel Mumm dazugehört, oder? Alles, was er tun mußte, war, Etienne in ein präpariertes Mordzimmer zu locken. Er brauchte ihn weder zu erstechen noch zu erschlagen oder zu erdrosseln.

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