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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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– Lyrik und so?«
    »Ich wundere mich, daß Sie das überhaupt fragen, Adam. Sie dürfen über Ihrer Passion für faszinierende Mörder nicht den Kontakt zum wirklichen Leben verlieren. Freilich ist Dauntsey noch da. Er selbst hat allerdings seit über zwanzig Jahren keine Zeile mehr geschrieben. Dauntsey ist der typische Anthologiendichter. Seine besten Sachen sind so gut, daß sie dauernd nachgedruckt werden, aber die meisten Leser halten ihn bestimmt längst für tot. Im letzten Krieg war er als Bomberpilot im Einsatz, mithin muß er inzwischen auch gut über siebzig sein. Längst reif für die Pensionierung. Aber er kümmert sich bei Peverell wohl nur noch um sein bißchen Lyrik. Die drei übrigen Gesellschafter sind Gerards Schwester Claudia Etienne, James de Witt, ein Oxford-Absolvent, der frisch von der Uni zum Verlag kam und dort hängen geblieben ist, und Frances Peverell, die letzte der Peverells. Aber Gerard ist derjenige, der den Laden schmeißt.«
    »Wissen Sie was über seine Pläne?«
    »Man munkelt, daß er Innocent House verkaufen und Peverell Press in die Docklands verlegen will. Frances Peverell würde das gar nicht gefallen. Die Peverells waren seit jeher geradezu besessen von Innocent House. Heute gehört es zwar nicht mehr der Familie, sondern dem Konsortium, aber für die Peverells ist und bleibt es nun einmal ihr Familiensitz. Gerard hat bereits etliche Veränderungen vorgenommen und auch ein paar Angestellte entlassen, darunter eben diese Sonia Clements. Natürlich hat er recht mit seiner Strategie. Entweder man befördert den Verlag mit Gewalt ins zwanzigste Jahrhundert, oder er geht den Bach runter. Aber gewiß hat der junge Etienne sich mit seiner Radikalkur auch Feinde gemacht. Bezeichnenderweise gab’s bei Peverell keinen Ärger, bis Gerard die Geschäftsleitung übernahm. Dieses Zusammentreffen ist Stilgoe natürlich nicht entgangen, auch wenn seine Frau daran festhält, daß besagtes Pamphlet sich nicht gegen den Verlag richtet, sondern ihren Mann ganz persönlich bedroht, ihn und seine Memoiren.«
    »Würde Peverell viel verlieren, wenn Stilgoe das Buch zurückzieht?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen. Natürlich wird der Verlag diese Memoiren bewerben, als ob sie genügend Zündstoff enthielten, um die Regierung zu stürzen, die Opposition in Mißkredit zu bringen und das Ende der parlamentarischen Demokratie einzuläuten. Aber ich denke, wie die meisten Politiker-Memoiren werden auch die von Stilgoe mehr versprechen als sie zu halten vermögen. Im übrigen weiß ich nicht, wie er sein Buch jetzt noch zurückziehen könnte. Der Verlag ist ja schon mitten in der Produktion, da wird man nicht kampflos auf den Titel verzichten. Und Stilgoe wird kaum vertragsbrüchig werden wollen, wenn er seine Gründe dafür öffentlich darlegen muß. Was Dorothy Stilgoe umtreibt, ist die Frage: War Sonia Clements’ Tod wirklich Selbstmord, und hat sich womöglich jemand am Jaguar von der Petrie zu schaffen gemacht? Daran, daß der alte Seabright eines natürlichen Todes gestorben ist, dürfte wohl nicht einmal sie zweifeln.«
    »Und was erwartet man nun von mir?«
    »In den beiden jüngsten Fällen hat es bestimmt eine gerichtsmedizinische Untersuchung gegeben, und wahrscheinlich hat die Polizei auch Ermittlungen angestellt. Ihre Leute könnten sich doch die Akten noch einmal vornehmen, ein paar Takte mit den zuständigen Beamten reden und so weiter. Wenn Dorothy sich vergewissern kann, daß ein hohes Tier von der Londoner Kripo alle Beweismittel überprüft und keine Verdachtsmomente gefunden hat, wird sie ihren Mann – und Peverell Press – hoffentlich in Frieden lassen.«
    Dalgliesh wandte ein: »Auf die Weise könnte man sie vielleicht davon überzeugen, daß Sonia Clements’ Tod tatsächlich Selbstmord war. Aber wenn sie so abergläubisch ist, dürfte sie das kaum zufriedenstellen. Und ich wüßte da auch sonst kein Heilmittel. Sich gegen alle Vernunftgründe zu sperren, darin besteht nun einmal das Wesen des Aberglaubens. Sie wird sich womöglich auf den Standpunkt stellen, ein vom Pech verfolgter Verleger sei genauso schlimm wie einer mit Mordgelüsten. Ich nehme doch an, sie behauptet nicht ernsthaft, daß jemand vom Verlag ein unnachweisbares Gift in Sonia Clements’ Wein geschüttet hat?«
    »Nein, ich glaube nicht, daß sie so weit gehen würde.«
    »Hoffentlich, denn sonst könnten die Tantiemen ihres Gatten leicht bei einem Verleumdungsprozeß draufgehen. Es wundert mich, daß er

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