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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Jammer, wenn Innocent House in die Hände von Kunstbanausen geriete.
    »Was genau ist eigentlich los bei Peverell Press?« fragte er. »Worum macht Lord Stilgoe sich außer dem anonymen Brief noch Sorgen?«
    »Aha, Sie haben also doch von den Gerüchten gehört. Schwer zu sagen. Im Verlag gibt man sich recht zugeknöpft, und das kann ich ihnen nicht mal verübeln. Aber ein, zwei kleine Zwischenfälle sind doch bekanntgeworden. Das heißt, so klein waren die gar nicht. Die schlimmste Sache passierte kurz vor Ostern, als die Illustrationen zu Gregory Maybricks Buch über die Guy-Fawkes-Verschwörung verlorengingen. Ein populärwissenschaftliches Werk, gewiß, aber Maybrick gilt als Autorität für diese Epoche, und der Verlag hat sich einiges von dem Buch versprochen. Maybrick hatte ein paar interessante zeitgenössische Tafelbilder ausgegraben, die bislang unveröffentlicht waren, sowie weiterführende schriftliche Zeugnisse, und dieses ganze Material war auf einmal verschwunden. Maybrick hatte die Dokumente von den jeweiligen Besitzern als Leihgabe erhalten und quasi persönlich die Haftung dafür übernommen.«
    »Verschwunden, sagen Sie? Heißt das, sie wurden verlegt? Oder gar vernichtet?«
    »Angeblich hat Maybrick die Blätter persönlich bei James de Witt abgeliefert, der das Buch betreute. Er ist der Cheflektor des Hauses und eigentlich für Belletristik zuständig, aber der alte Peverell, dem das Sachbuchlektorat unterstand, war drei Monate zuvor gestorben, und ich nehme an, der Verlag hatte entweder noch nicht die Zeit gehabt, einen geeigneten Nachfolger zu finden, oder sie wollten die Stelle einsparen. Wie in den meisten Verlagen sind auch bei Peverell Neueinstellungen seltener als Entlassungen. In der Branche munkelt man ohnehin, daß Peverell sich nicht mehr lange über Wasser halten kann. Ist ja auch kein Wunder bei den Unterhaltskosten für diesen venezianischen Palast. Also um es kurz zu machen: Die Illustrationen wurden de Witt in seinem Büro übergeben, und er verschloß sie in Maybricks Beisein in seinem Schrank.«
    »Nicht in einem Safe?«
    »Mein lieber Junge, in einem Verlag geht es nicht zu wie bei Carrier. Wie ich die Peverells kenne, wundert es mich höchstens, daß de Witt sich die Mühe gemacht hat, den Schrank abzuschließen.«
    »Und hatte er als einziger einen Schlüssel dazu?«
    »Also wirklich, Adam, Sie sind doch hier nicht im Dienst! Aber es gab tatsächlich nur den einen Schlüssel. De Witt verwahrte ihn in einer zerbeulten alten Tabaksdose in seiner linken Schreibtischschublade.«
    Wo sonst? dachte Dalgliesh. Laut sagte er: »Zu der jeder Mitarbeiter oder auch ein zufälliger Besucher sich leicht hätte Zugang verschaffen können.«
    »Genau, und irgendwer hat es auch getan. James brauchte die nächsten Tage nicht an den Schrank. Die Illustrationen sollten in der Woche darauf per Boten beim Grafiker abgeliefert werden. Wußten Sie eigentlich, daß Peverell seine Grafikarbeiten außer Haus gibt?«
    »Nein.«
    »Ist wahrscheinlich billiger. Sie arbeiten schon seit fünf Jahren mit derselben Agentur zusammen. Sogar ziemlich gut. Gerade in der äußeren Gestaltung haben die Peverells immer Wert darauf gelegt, ihr hohes Niveau zu halten. Ein Peverell-Buch erkennt man auf den ersten Blick, man braucht es bloß in die Hand zu nehmen. Bis jetzt, wohlgemerkt. Könnte sein, daß Gerard Etienne auch das noch ändert. Aber zurück zum Thema: Also der Umschlag mit den Illustrationen war verschwunden, als de Witt das nächste Mal danach schaute. Es gab natürlich einen Mordsärger. Jeder einzelne Mitarbeiter wurde befragt, das ganze Haus haben sie auf den Kopf gestellt. Allgemeine Panik. Schließlich mußten sie es Maybrick und den Eigentümern beichten. Und wie die das aufgenommen haben, können Sie sich ja wohl vorstellen.«
    »Sind die Sachen je wieder zum Vorschein gekommen?«
    »Erst, als es zu spät war. Man war nicht sicher, ob Maybrick das Buch unter den Umständen überhaupt noch würde machen wollen, aber im Katalog war der Titel bereits angekündigt, und darum wurde die Produktion mit Ersatzillustrationen und einigen Textänderungen durchgezogen. Eine Woche nach Drucklegung tauchte dann der Umschlag samt Inhalt auf rätselhafte Weise wieder auf. De Witt fand ihn in seinem Schrank, genau da, wo er ihn seinerzeit deponiert hatte.«
    »Was darauf schließen läßt, daß es dem Dieb nicht an Respekt vor der Wissenschaft fehlte und er nie die Absicht hatte, die Papiere zu

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