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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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gern mit Dalgliesh allein gelassen, aber es war schwer, eine Ausrede zu finden, die sich durch ihre Plumpheit nicht selbst als solche entlarvte. Dalgliesh berichtete in knappen Worten, was ihre beiden vormittäglichen Besuche erbracht hatten. Daniel stand auf, eine Reaktion, die Kate an einen Häftling vor der Urteilsverkündung erinnerte, auch wenn es anscheinend nur ein Reflex war. Sein ausdrucksvolles Gesicht war sehr blaß.
    »Bitte um Verzeihung, Sir. Ich hätte dieses Alibi knacken sollen. Es war ein schwerer Fehler.«
    »Jedenfalls ein bedauerlicher.«
    »Sie sollten noch wissen, Sir, daß Sergeant Robbins nicht überzeugt war. Er dachte von Anfang an, daß Daisy lügt, und war dafür, sie ordentlich in die Mangel zu nehmen.«
    Dalgliesh sagte: »Das ist nie leicht bei Kindern, stimmt’s? Falls es zu einem Kräftemessen zwischen Daisy und Sergeant Robbins käme, wär’ ich mir nicht sicher, ob ich nicht Daisys Partei ergreifen würde.«
    Interessant, dachte Kate, daß Robbins dem Kind mißtraut hatte. Er war offenbar imstande, den Glauben an das fundamental Gute im Menschen mit einem grundsätzlichen Argwohn gegen jedwede Zeugenaussage zu verbinden. Vielleicht fiel es ihm, weil er gläubig war, leichter als Daniel, noch an die Erbsünde zu glauben. Doch es war großmütig von Daniel, daß er das eben gesagt hatte. Großmütig ja, aber wenn sie zynisch dachte und voraussetzte, Daniel kenne sich schon ein wenig aus mit AD, war es vielleicht auch ein kluger Schachzug gewesen.
    Daniel schien indes stur entschlossen, sich noch schlimmer reinzureiten. »Wenn ich mich mit der Aussage der Kleinen nicht zufriedengegeben hätte, dann wäre Esme Carling heute noch am Leben.«
    »Möglich. Doch nun übertreiben Sie’s mal nicht mit den Schuldgefühlen, Daniel. Die Schuld an Esme Carlings Tod trägt derjenige, der sie umgebracht hat. So, und wie steht’s mit der Obduktion? Irgendwas Unvorhergesehenes?«
    »Tod durch Vagushemmung, Sir. Sie starb, sobald der Riemen um ihren Hals straff gespannt war. Als sie ins Wasser eintauchte, war sie bereits tot.«
    »Na, wenigstens hat sie nicht lange leiden müssen. Und was ist mit dem Boot? Hat Ferris schon was rausgefunden?«
    »Ja, Sir, das ist ein Lichtblick.« Daniels Gesicht hellte sich auf. »Er ist auf ein paar winzige Stoffasern gestoßen, die sich an einem kleinen Holzsplitter im Kabinenboden verfangen hatten. Pinkfarbene, Sir. Und Mrs. Carling trug eine pink und beige gemusterte Tweedjacke. Wenn wir Glück haben, findet das Labor das passende Gegenstück.«
    Sie sahen einander an. Kate wußte, daß die beiden Männer von der gleichen unterdrückten Begeisterung erfüllt waren wie sie. Endlich etwas Handfestes, das man etikettieren, vermessen, wissenschaftlich untersuchen und dem Gericht als Beweisstück vorlegen konnte. Sie hatten bereits bei Fred Bowling nachgefragt und erfahren, daß Esme Carling seit dem letzten Sommer nicht mehr auf der Fähre gewesen war. Wenn die Fasern zusammenpaßten, dann hatten sie den Beweis dafür, daß Mrs. Carling auf dem Boot gestorben war. Wer aber hatte die Fähre dann anschließend auf die gegenüberliegende Seite des Landungsstegs gebracht? Wer anders als der Mörder?
    Dalgliesh sagte: »Angenommen, die Fasern passen zusammen, dann können wir beweisen, daß die Carling gestern nacht in der Bootskabine war. Die naheliegende Schlußfolgerung ist, daß sie dort auch den Tod fand. Der Mörder wäre damit einem ganz vernünftigen Plan gefolgt. Die Leiche war auf dem Boot gut versteckt, und er konnte in Ruhe abwarten, bis auf der Themse nichts mehr los war, und dann sein Opfer unbeobachtet aufknüpfen. Nur: selbst wenn die Fasern zusammengehören, also die Carling mit der Fähre in Beziehung setzen, heißt das ja noch lange nicht, daß sie uns auch auf die Spur des Mörders führen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Mäntel und Jacken aller Verdächtigen, die am Tatort waren, einzukassieren und ins Labor zu schaffen. Sind Sie so gut und kümmern sich darum, Daniel?«
    »Gilt das auch für Mandy Price und Bartrum, Sir?«
    »Für alle, Daniel, für alle.«
    Kate sagte: »Alles, was wir jetzt noch brauchen, ist ein auch noch so kleines, pinkfarbenes Fädchen an einem dieser Mäntel.«
    »Nein, nein, das ist leider noch nicht alles, Kate«, widersprach Dalgliesh. »Das Dumme ist nämlich, daß fast alle Verdächtigen sich darauf herausreden können, daß sie dicht bei Esme Carlings Leiche gekniet, ja sie sogar berührt haben. Es gibt

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