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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Unterbrechung gegeben hätte, fuhr Dalgliesh fort: »Vom Verlag fuhr Mrs. Carling direkt zum Bahnhof Liverpool Street und von da weiter nach Cambridge, wo sie eine Signierstunde halten sollte. Doch am Veranstaltungsort angekommen, erfuhr sie, daß jemand von hier, von Peverell Press, diesen Termin per Fax abgesagt hatte. War da zu erwarten, daß sie ruhig heimgehen und nichts weiter unternehmen würde? Sie haben sie doch alle gekannt. Hätte es nicht viel eher zu ihr gepaßt, daß sie in den Verlag zurückkehrte und noch einmal versuchte, Mr. Etienne mit ihren Beschwerden zu konfrontieren, diesmal allerdings zu einer Zeit, da sie hoffen durfte, ihn allein und nicht von seiner Sekretärin abgeschirmt zu treffen? Und es scheint ja allgemein bekannt gewesen zu sein, daß Gerard Etienne donnerstags länger zu arbeiten pflegte.«
    »Aber das haben Sie doch bestimmt längst nachgeprüft«, sagte de Witt. »Haben Sie Esme denn nicht gefragt, wo sie an dem Abend gewesen ist? Wenn Sie ernsthaft glauben, daß Gerard ermordet wurde, ja, dann gehörte Esme Carling doch zum Kreis der Verdächtigen.«
    »Gefragt haben wir sie, ja. Und sie präsentierte uns ein überzeugendes Alibi – ein Kind, das behauptete, zwischen halb sieben und Mitternacht bei ihr in der Wohnung gewesen zu sein. Dieses Mädchen, es heißt übrigens Daisy, hat uns inzwischen aber die Wahrheit gesagt. Mrs. Carling hatte die Kleine dazu überredet, ihr ein Alibi zu geben, und sie hat Daisy auch erzählt, daß sie in Wirklichkeit in Innocent House war.«
    »Und jetzt haben Sie die Güte, das auch uns mitzuteilen«, spottete Claudia. »Das ist ja ganz was Neues, Commander! Wird allerdings auch Zeit, daß wir endlich was Definitives zu hören kriegen. Gerard war mein Bruder. Sie haben von Anfang an durchblicken lassen, daß Sie seinen Tod nicht für einen Unfall halten, aber in der Frage, wie und warum er gestorben ist, sind Sie anscheinend keinen Schritt weitergekommen.«
    De Witt versetzte ruhig: »Nun sei doch nicht naiv, Claudia. Der Commander hat uns das eben nicht aus Rücksicht auf deine schwesterlichen Gefühle anvertraut. Er will uns nur sagen, daß dieses Kind, diese Daisy, verhört wurde und alles, was sie weiß, ausgesagt hat, so daß es niemandem etwas bringen würde, die Kleine aufzuspüren, sie zu beeinflussen, zu bestechen oder auf irgendeine andere Art zum Schweigen zu bringen.«
    Seine Rede war mehr als deutlich und implizierte eine so grauenhafte Theorie, daß Kate fast mit einem Chor empörter Protestrufe rechnete. Aber es kam nichts. Claudia wurde puterrot und sah aus, als wolle sie sich entrüstet gegen de Witts Unterstellung verwahren, aber dann besann sie sich doch eines Besseren. Ihre drei Partner erstarrten in eisigem Schweigen, und es schien, als meide einer den Blick des anderen. De Witts Bemerkung hatte offenbar eine ganze Phalanx derart unwillkommener und erschreckender Mutmaßungen eröffnet, daß man sich tunlichst gar nicht erst darauf einlassen mochte.
    Dauntseys Stimme klang ein bißchen zu beherrscht, als er sagte: »Demnach haben Sie eine Verdächtige, die nachweislich am Abend, als Gerard ermordet wurde, hiergewesen ist, vermutlich sogar zur passenden Zeit. Aber nun frage ich Sie: Wenn Esme Carling nichts zu verbergen hatte, warum hat sie sich dann nicht selbst bei Ihnen gemeldet?«
    »Ja, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, finde ich es auch merkwürdig, daß sie sich seither überhaupt nicht mehr gerührt hat«, sagte de Witt. »Du hast zwar vermutlich nicht mit einem Kondolenzbrief gerechnet, Claudia, aber irgendeine Äußerung ihrerseits hätte ich doch erwartet, und sei es auch nur ein neuerlicher Vorstoß, um uns ihren Roman anzudrehen.«
    Frances sagte: »Wahrscheinlich wollte sie taktvoll sein und noch ein bißchen warten. Hätte doch ziemlich herzlos gewirkt, wenn sie uns so kurz nach Gerards Tod gleich wieder wegen ihres Buches zugesetzt hätte.«
    Und de Witt fügte hinzu: »Auf jeden Fall wäre es ein sehr ungünstiger Zeitpunkt gewesen für den Versuch, uns umzustimmen.«
    »Was ihr auch gar nicht gelungen wäre«, warf Claudia heftig ein. »Gerard hatte nämlich recht, das Buch taugt nichts. Es hätte unseren Ruf nicht gefördert, und ihren natürlich erst recht nicht.«
    »Aber wir hätten ihr das freundlicher beibringen sollen«, wandte Frances ein. »Zumindest hätten wir mit ihr reden können und versuchen, es ihr zu erklären. Ich finde, das gebietet uns der Anstand.«
    »Nun fang doch um Himmels willen

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