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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Ding. Miss Claudia hat ja nun diesen grünen Jungen als Liebhaber.«
    »Miss Claudia und ein grüner Junge! Nun machen Sie mal halblang, Mrs. D.«
    »Na ja, vielleicht ist er schon trocken hinter den Ohren, aber er ist doch noch arg jung. Auf jeden Fall jünger als sie. Auf Mr. Gerards Verlobungsfeier hab’ ich ihn ja gesehen. Sieht gut aus, das muß ich sagen. Miss Claudia hatte schon immer einen Blick für so was. Er macht in Antiquitäten. Angeblich sind sie ja verlobt, aber mir ist aufgefallen, daß sie keinen Ring trägt.«
    »Sie ist aber doch schon ziemlich alt, oder? Und Leute wie Miss Claudia nehmen das mit dem Ring sowieso nicht so genau.«
    »Diese Lady Lucinda hat aber trotzdem einen, stimmt’s? Einen Mordssmaragd mit Brillanten besetzt. Der muß Mr. Gerard schon ’ne schöne Stange gekostet haben. Ich versteh’ ja nicht, warum er unbedingt die Schwester von ’nem Earl heiraten will. Obendrein noch eine, die seine Tochter sein könnte. Ich finde, das gehört sich nicht.«
    »Vielleicht möchte er gern eine Adlige zur Frau, Mrs. D. Lady Lucinda Etienne, vielleicht denkt er ja, daß das nach was klingt.«
    »Ach, Mandy, das zählt längst nicht mehr soviel wie früher, kann ja auch nicht, so wie manche von diesen alten Familien sich heutzutage aufführen. Keinen Deut besser als unsereins. In meiner Jugend war das noch anders, da hatte man noch Achtung vor Herrschaften mit ’nem Titel. Mit diesem Bruder von ihr ist auch kein Staat zu machen, Earl hin oder her, wenn man den Zeitungen halbwegs trauen darf. Ach ja, es ist noch nicht aller Tage Abend.« Mit dieser Floskel pflegte Mrs. Demery fast jedes Gespräch zu beenden.
    An ihrem ersten Montag, einem so strahlenden Sonnentag, daß sie fast hätte glauben können, der Sommer sei zurückgekehrt, hatte Mandy mit leisem Neidgefühl zugesehen, wie die erste Schicht um halb sechs das Motorboot Richtung Charing Cross bestieg. Spontan fragte sie Fred Bowling, den Bootsführer, ob sie eine Runde mitfahren dürfe. Er hatte nichts dagegen, und sie stieg ein. Auf der Hinfahrt saß er schweigend am Steuer, wie das vermutlich seine Gewohnheit war. Aber als die Passagiere ausgestiegen waren und sie wendeten, um flußabwärts nach Innocent House zurückzukehren, hatte sie angefangen, ihn über den Fluß auszufragen, und stellte überrascht fest, wie gut er Bescheid wußte. Es gab kein Bauwerk, das er nicht benennen, keine Geschichte, die er nicht erzählen konnte; unter seinen Kollegen war keiner, den er nicht erkannt, und bei den Schiffen kaum eins, dessen Namen er nicht gewußt hätte.
    Von ihm erfuhr sie, daß Cleopatra’s Needle, der Obelisk am Embankment, ursprünglich etwa 1457 v. Chr. vor dem Isis-Tempel in Heliopolis aufgestellt worden war und erst 1878 nach England gelangte. Es gebe ein Pendant dazu, sagte Fred, und das stehe im New Yorker Central Park. Mandy sah es direkt vor sich, wie der große Frachter mit seiner steinernen Last gleich einem Riesenfisch durch die stürmischen Gewässer am Golf von Biscaya pflügte. Fred zeigte ihr das Wirtshaus Doggett’s Coat and Badge neben der Blackfriars-Brücke und erzählte ihr von der Doggett’s Coat and Badge-Skullboot-Regatta, der ersten der Welt, die zwischen dem Old Swan Inn an der London Bridge und dem Old Swan Inn in Chelsea ausgetragen wurde. Sein Neffe hätte auch einmal daran teilgenommen. Als sie zwischen den mächtigen Pfeilern der Tower Bridge durchstießen, konnte er die Spannweite jedes einzelnen Bogens angeben und wußte, daß der High Walk, der Damm, fast fünfzig Meter über Hochwasserhöhe verlief. Und als sie wieder nach Wapping kamen, erzählte er ihr von James Lee, einem Gärtner aus Fulham, dem im Jahre 1789 auf einer Fensterbank eine schöne blühende Pflanze aufgefallen war, die ein Matrose aus Brasilien mitgebracht hatte. James Lee kaufte sie für acht Pfund, pflanzte Ableger aus und wurde, als er diese im Jahr darauf zu einer Guinee das Stück verkaufte, ein reicher Mann.
    »Was glauben Sie wohl, was das für eine Pflanze war?«
    »Ich weiß nicht, Mr. Bowling, ich kenne mich mit Pflanzen nicht aus.«
    »Aber dann raten Sie doch einfach mal, Mandy.«
    »Eine Rose wird’s wohl nicht gewesen sein, oder?«
    »’ne Rose? Aber natürlich nicht! Rosen hat’s in England doch schon immer gegeben. Nein, das war eine Fuchsie.«
    Mandy blickte zu ihm auf und sah, daß auf seinem braunen wettergegerbten Gesicht, das unverwandt streng nach vorn gerichtet war, ein verklärtes Lächeln lag. Wie

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