Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut
kam gleich zur Sache. »Hör zu, ich werde dich beim Verkauf von Innocent House unterstützen. Und ich gehe auch bei allen anderen Plänen mit dir konform. Mit meiner Hilfe kannst du die anderen leicht überstimmen. Aber ich tu’ das nicht umsonst – ich brauche Bargeld: 350.000 Pfund. Ich möchte, daß du mir die Hälfte meiner Anteile abkaufst. Oder wenn du willst, kannst du meinetwegen auch alle haben.«
»Das kann ich mir nicht leisten.«
»Wenn Innocent House erst mal verkauft ist, schon. Sowie die Verträge ausgetauscht sind, kannst du leicht einen Kredit in Millionenhöhe aufnehmen. Mit meinen Anteilen würdest du dir für alle Zeiten die absolute Mehrheit sichern. Das bedeutet uneingeschränkte Macht, und die ist dir doch einiges wert, oder?
Ich würde weiter im Verlag bleiben, aber eben mit weniger Anteilen oder von mir aus auch ganz ohne.«
Gerard sagte ruhig: »Es lohnt sich bestimmt, darüber nachzudenken, aber nicht jetzt. Und an das Geld vom Immobilienverkauf kann ich nicht ran, das gehört der Verlagsgesellschaft. Außerdem brauche ich es für den Standortwechsel und für meine anderen Projekte. Aber du könntest die 350.000 als Kredit aufnehmen. Wenn man ihn mir bewilligt, dann gilt das genauso für dich.«
»Aber für mich wär’s nicht so leicht. Es ginge nicht ohne eine Menge Papierkram und Verzögerungen. Und ich brauche das Geld dringend. Bis Monatsende muß ich’s haben.«
»Wofür eigentlich? Was willst du damit machen?«
»Mit Declan Cartwright ins Antiquitätengeschäft investieren. Er hat die Möglichkeit, dem alten Simon den Laden abzukaufen: 350.000 Pfund für ein vierstöckiges Gebäude samt allen Lagerbeständen. Das ist ein sehr guter Preis. Der Alte hat Declan ins Herz geschlossen und möchte lieber an ihn verkaufen als an irgend jemand sonst, aber er kann nicht mehr warten. Er ist alt, und er ist krank, da hat er’s eben eilig.«
»Cartwright ist ein hübscher Kerl, aber 350.000 Pfund – taxiert er sich da nicht ein bißchen sehr hoch?«
»Keine Angst, ich bin ja nicht dumm. Ich werde ihm das Geld nicht geben, sondern es gehört nach wie vor mir, investiert in ein Gemeinschaftsunternehmen. Und Declan ist auch nicht dumm. Er weiß, was er tut.«
»Du trägst dich mit dem Gedanken, ihn zu heiraten, oder?«
»Kann schon sein. Überrascht dich das?«
»Doch, ja.« Und nach einer kleinen Pause setzte er hinzu: »Ich glaube, du empfindest mehr für ihn als umgekehrt. So was ist immer gefährlich.«
»Ach, das Verhältnis ist ausgewogener, als du denkst. Er empfindet soviel für mich, wie er zu fühlen imstande ist, und mir geht es umgekehrt mit ihm genauso. Unsere Empfindungsfähigkeit ist unterschiedlich stark ausgeprägt, das ist alles. Aber wir geben uns beide gegenseitig, was wir zu geben haben.«
»Dann hast du also vor, ihn zu kaufen?«
»Haben wir uns nicht schon immer geholt, was wir haben wollten, du und ich, indem wir’s gekauft haben? Und was ist eigentlich mit dir und Lucinda? Bist du sicher, daß du das Richtige tust? Ich meine für dich. Um sie mach’ ich mir keine Gedanken. Ich lass’ mich von dieser Unschuld-vom-Lande-Masche nicht einwickeln. Die Frau weiß schon, wie sie auf ihre Kosten kommt. Aber das ist bei Leuten aus ihren Kreisen ja nichts Neues.«
»Ich beabsichtige, sie zu heiraten.«
»Schon gut, kein Grund, gleich so aggressiv zu werden. Es will dich ja niemand dran hindern. Aber wenn wir schon mal dabei sind – hast du vor, ihr die Wahrheit zu sagen über dich, über uns? Präziser gefragt, wirst du’s ihrer Familie erzählen?«
»Berechtigten Fragen werde ich nicht ausweichen. Bis jetzt haben sie mir allerdings noch keine gestellt. Wir leben ja Gott sei Dank nicht mehr in Zeiten, als man beim Brautvater um die Hand der Angebeteten anhalten und den Nachweis seiner moralischen Integrität sowie geordneter Vermögensverhältnisse beibringen mußte. Außerdem hab’ ich’s hier ja nur mit ihrem Bruder zu tun. Und der scheint stillschweigend davon auszugehen, daß ich ihr ein Dach über dem Kopf und einen halbwegs angemessenen Lebensstandard bieten kann.«
»Aber du hast doch kein Haus, oder? Und in deiner Wohnung in diesem Hochhausturm im Barbican kann ich sie mir nicht vorstellen. Da wäre doch nicht annähernd genug Platz.«
»Ja, ich glaube, sie würde am liebsten in Hampshire leben. Aber das können wir besprechen, wenn der Hochzeitstag näher rückt. Die Wohnung im Barbican werde ich jedenfalls behalten. Sie liegt so günstig zum
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