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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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is’ hin und hat sich neben ihn gekniet. ›Rufen Sie die Polizei an‹, hat sie gesagt. ›Und machen Sie, daß Sie hier rauskommen, alle beide.‹ Fast ’n bißchen grob is’ sie gewesen. Aber na ja, er war immerhin ihr Bruder. Ich dräng’ mich nich’ auf, wenn man mich nich’ haben will, also bin ich gegangen. Ehrlich gesagt, war ich sowieso nich’ so scharf drauf zu bleiben.«
    »Und was war mit Miss Blackett?«
    »Die kam gleich hinter mir. Ich dacht’ schon, gleich legt sie los und schreit, aber dann hat sie bloß so komisch zu winseln angefangen. Ich hab’ sie um die Schultern gefaßt, hat nämlich gezittert wie Espenlaub, das arme Ding. Und ich hab’ ihr gut zugeredet. ›Nich’ doch, kommen Sie‹, hab’ ich zu ihr gesagt, ›kommen Sie, hier können Sie doch nichts mehr tun.‹ Und dann sind wir zusammen die Treppe runter. Ich dacht’, das geht schneller als mit dem Fahrstuhl, weil der nämlich dauernd steckenbleibt. Aber vielleicht wär’ der Fahrstuhl doch besser gewesen. Ich hatte ganz schön Mühe, sie die Treppe runterzukriegen, weil sie so furchtbar zittrig war. Und ein-, zweimal sind ihr auch die Beine weggesackt. Einmal dacht’ ich sogar, es nutzt nichts, ich muß sie hier absetzen und Hilfe holen. Aber dann haben wir’s doch geschafft. Wie wir unten ankamen, sind Lord Stilgoe und Mr. de Witt und die anderen schon dagestanden und ham’ auf uns gewartet. Wahrscheinlich ham’ sie sich nach meinem Gesicht und Miss Blacketts Zustand schon zusammenreimen können, daß was Schreckliches passiert sein mußte. Aber ich hab’s ihnen dann auch gleich gesagt. Zuerst sah’s so aus, als könnten sie’s gar nich’ glauben, und dann ist Mr. de Witt plötzlich die Treppe raufgerannt, und Lord Stilgoe und Mr. Dauntsey sind hinterher.«
    »Und was geschah weiter, Mrs. Demery?«
    »Ich hab’ Miss Blackett zu ihrem Stuhl geführt und bin ihr ein Glas Wasser holen gegangen.«
    »Sie haben also nicht die Polizei verständigt?«
    »Nee, ich dacht’, laß das mal die andern machen. Die Leiche konnte ja schließlich nich’ weglaufen, oder? Wozu also die Eile? Außerdem, wenn ich telefoniert hätte, dann hätt’ ich’s sowieso falsch angepackt. Wie nämlich Lord Stilgoe wieder runterkam, da is’ er schnurstracks an die Rezeption und hat zu George gesagt: ›Verbinden Sie mich mit Scotland Yard. Ich will den Commissioner sprechen. Und wenn Sie den nicht erreichen, dann Commander Adam Dalgliesh.‹ So einer tut’s natürlich nich’ unter Titel und Lametta. Dann kam Miss Claudia runter und wollte, daß ich einen starken Kaffee aufbrühe. Das hab’ ich dann auch gemacht. Weiß wie die Wand war sie. Is’ ja auch kein Wunder, oder?«
    »Mr. Gerard Etienne ist erst vor kurzem Geschäftsführer und Vorsitzender der Peverell Press geworden, nicht wahr?« fragte Dalgliesh. »Sagen Sie, Mrs. Demery, war er eigentlich beliebt?«
    »Also man hätte ihn wohl kaum im Plastiksack hier rausgetragen, wenn er das reinste Sonnenscheinchen gewesen wär’. Irgendeiner hat ihn bestimmt nich’ leiden können, das ham’ wir ja jetzt gesehen. Natürlich war es nich’ leicht für ihn, in die Fußstapfen vom alten Mr. Peverell zu treten. Alle Welt hatte die größte Hochachtung vor Mr. Peverell. Ein feiner Herr. Aber ich bin gut mit Mr. Gerard klargekommen. Wir sind uns beide nich’ auf die Füße getreten. Ich glaub’ allerdings nich’, daß viele hier im Verlag um ihn weinen werden. Trotzdem, Mord bleibt Mord, und ein Schock ist es allemal. Dem Verlag wird’s sicher auch nich’ guttun. Ach, da fällt mir was ein! Wie finden Sie das: Er könnt’ es doch auch selbst getan haben, und hinterher hat dann dieser Scherzkeks, der hier rumspukt, ihm die Schlange um’n Hals gewickelt, damit man sieht, was die Leute von ihm gehalten haben. Vielleicht sollten Sie sich das mal durch den Kopf gehen lassen, Sir.«
    Dalgliesh sagte nicht, daß er das bereits getan hatte. Statt dessen fragte er: »Würde es Sie denn überraschen, wenn sich herausstellen sollte, daß es Selbstmord war?«
    »Ehrlich gesagt, ja, sehr sogar. Ich würd’ sagen, er war zu selbstgefällig für so was. Und überhaupt, warum hätt’ er sich umbringen sollen? Schön, der Verlag is’ ’n bißchen ins Schlingern geraten, aber welcher Betrieb is’ das nich’, heutzutage? Er hätt’ sich da schon wieder rausgewurschtelt. Ich kann mir nich’ vorstellen, daß Mr. Gerard einen auf Robert Maxwell macht. Andererseits, wer hätt’ es von Robert

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