Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
Vom Netzwerk:
zu tun, auch ohne daß ich den Staubsauger bis da oben raufschleppe und unnötig Zeit verplempere, wo’s gar nich’ sein muß.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Aber wissen Sie vielleicht noch, wann Sie den kleinen Raum das letztemal saubergemacht haben?«
    »Montag vor drei Wochen bin ich fix mal mit’m Staubtuch durch. Nächsten Montag wär’s wieder soweit gewesen. Wenigstens wenn’s nach meinem Plan geht. Aber Sie werden das Archiv jetzt ja wohl erst mal zusperren, wie?«
    »Vorläufig schon, Mrs. Demery. Wollen wir kurz raufgehen?«
    Die Tür zum kleinen Archiv stand offen. Der Techniker von den Gaswerken war noch nicht eingetroffen, aber die beiden Beamten von der Spurensicherung und die Fotografen waren noch da. Dalgliesh gab ihnen einen Wink, worauf sie an ihm vorbeischlüpften, um draußen zu warten. Kate und Daniel hielten sich auch im Hintergrund.
    Dalgliesh bat: »Gehen Sie nicht rein, Mrs. Demery. Bleiben Sie bitte hier an der Tür stehen und sagen Sie mir, ob Ihnen was auffällt, ob Sie irgendeine Veränderung feststellen.«
    Mrs. Demery musterte den Raum langsam und gründlich. Ihr Blick ruhte kurz auf der weißen Kreidesilhouette, die die Position des inzwischen abtransportierten Leichnams markierte, aber sie äußerte sich nicht dazu. Sie brauchte nur ein paar Sekunden und sagte dann: »Ihre Jungs ham also gründlich saubergemacht hier drin, wie?«
    »O nein, Mrs. Demery, wir haben hier überhaupt nicht geputzt.«
    »Dann war’s wer anders. Hier liegen jedenfalls keine drei Wochen Staub mehr. Sehen Sie sich doch bloß den Kaminsims und den Fußboden an. Der is’ einwandfrei gesaugt. Menschenskind! Der hat also erst saubergemacht, bevor daß er ihn abgemurkst hat – und noch dazu mit meinem Staubsauger!«
    Sie wandte sich Dalgliesh zu, der in ihren Augen eine Mischung aus Empörung, Entsetzen und abergläubischer Scheu aufkeimen sah. Nichts an Etiennes Tod hatte sie bisher so tief getroffen wie diese blitzblank hergerichtete Todeszelle.
    »Woher wissen Sie das, Mrs. Demery? Ich meine, daß es Ihr Staubsauger war.«
    »Ganz einfach, der hat seinen Platz unten im Abstellraum, gleich neben der Küche. Und wie ich heute morgen hinkomme und will ihn rausholen, da sag’ ich zu mir: ›Den hat doch wer in den Fingern gehabt.‹«
    »Und woran haben Sie das gemerkt?«
    »Er war für glatte Böden eingestellt, nich’ für Teppiche. Wissen Sie, er hat nämlich zwei Einstellungen. Als ich ihn weggeräumt hab’, da stand er auf Teppich, weil ich doch als letztes die Teppiche im Sitzungssaal gesaugt hatte.«
    »Sind Sie sicher, Mrs. Demery?«
    »Nich’ so, daß ich’s vor Gericht beschwören könnt’. Es gibt Sachen, auf die kann man schwören, auf andere wieder nich’. Es könnt’ schon sein, daß ich aus Versehen den Regler verstellt hab’. Alles, was ich weiß, is’, daß ich heute morgen, wie ich ihn rausholen ging, so bei mir denke: ›Den hat doch wer in der Mache gehabt.‹«
    »Und haben Sie sich erkundigt, ob tatsächlich jemand anderer den Staubsauger benutzt hat?«
    »Wen hätt’ ich denn fragen sollen? Es war ja niemand mehr da. Außerdem war’s bestimmt keiner von den Angestellten hier im Haus. Warum sollten die den Staubsauger nehmen? Is’ doch mein Job und nich’ ihrer. Nee, ich dachte, vielleicht war’s einer aus der Putzkolonne, aber komisch wär’ das auch. Die bringen ihren Kram eigentlich immer selber mit.«
    »Stand der Staubsauger denn richtig an seinem Platz?«
    »Das schon, ja, und das Kabel war auch kreuzweise aufgewickelt, genau wie ich’s am Abend vorher gemacht hatte. Nur der Regler hatte nich’ mehr dieselbe Einstellung.«
    »Mrs. Demery, fällt Ihnen sonst noch was an dem Raum hier auf?«
    »Ja, die Zugschnur am Fenster is’ weg, oder? Ihre Jungs werden sie wohl abgemacht haben. War ja auch schon ’n bißchen alt und zerschlissen. Ich hab’s noch zu Mr. Dauntsey gesagt, wie ich am Montag kurz bei ihm reingeschaut hab’: ›Die Schnur gehört auch mal ausgewechselt, sag’ ich. Und er hat versprochen, daß er’s George bestellen wird. George macht alles, was an so kleinen Arbeiten anfällt. Ist sehr geschickt, der George. Wie ich oben war, hatte Mr. Dauntsey das Fenster gerade gekippt, so wie meistens, wenn er hier arbeitet. Er schien sich weiter keine Gedanken zu machen wegen der Schnur, aber er wollte mit George reden. Ach, und der Tisch da is’ auch verschoben. Ich rück’ den nie weg, wenn ich hier oben Staub wische. Aber sehen Sie nur,

Weitere Kostenlose Bücher