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Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut

Titel: Adam Dalgliesh 09: Wer sein Haus auf Sünden baut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Kohlenmonoxyd ausgetreten. Gerard hätte über kurz oder lang die Orientierung verloren und wäre bewußtlos geworden, noch ehe er begriffen hätte, was los war.«
    »Und später dann«, sagte Frances, »hat jemand die Leiche gefunden, das Gas abgedreht und ihm die Schlange um den Hals gewickelt. Na bitte, ich hab’ doch gesagt, es war ein Unfall.«
    Dauntsey sprach ruhig und gefaßt. »Ganz so einfach ist es nicht. Wir müssen uns zum Beispiel fragen: Warum sollte er das Gas angedreht haben? Es war doch gestern abend nicht besonders kalt. Aber selbst angenommen, er hat den Ofen angemacht, warum schloß er dann das Fenster? Es war jedenfalls zu, als ich die Leiche sah, aber ich hatte es am Montag, als ich das letztemal oben war, offengelassen.«
    »Ja, und wenn er vorhatte, an dem Abend so lange im Archiv zu arbeiten, daß er heizen mußte, warum ließ er dann sein Jackett und die Schlüssel unten im Büro?« überlegte de Witt weiter. »Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
    In das nachfolgende Schweigen hinein sagte Frances unvermittelt: »Wir haben ja Lucinda ganz vergessen! Irgend jemand muß es ihr sagen.«
    »Mein Gott, ja!« rief Claudia. »Komisch, aber man neigt wirklich dazu, Lady Lucinda zu vergessen. Was soll’s, ich kann mir nicht vorstellen, daß sie sich vor Trauer in die Themse stürzen wird. Diese Verlobung kam mir nie ganz geheuer vor.«
    »Trotzdem können wir ihr nicht zumuten, daß sie’s morgen in der Zeitung liest oder in den Nachrichten hört«, sagte de Witt. »Einer von uns sollte Lady Norrington anrufen. Sie kann es ihrer Tochter schonend beibringen. Ich denke, das solltest am besten du übernehmen, Claudia.«
    »Meinetwegen, solange man nicht von mir erwartet, daß ich zu ihr hingehe und den Seelentröster spiele. Ich werd’ von meinem Büro aus anrufen, das heißt, falls die Polizei sich da nicht auch breitgemacht hat. Mein Gott, es ist wirklich, als ob man Mäuse im Haus hätte. Selbst wenn man sie weder sieht noch hört, spürt man doch, wie sie überall rumwühlen, und wenn sie erst einmal drin sind, hat man das Gefühl, daß man sie nie mehr loswerden wird.«
    Sie erhob sich, und als sie hinausging, trug sie den Kopf unnatürlich hoch, ihr Schritt aber wirkte unsicher. Dauntsey wollte sie offenbar begleiten, doch als er aufzustehen versuchte, gehorchten ihm die steifen Glieder anscheinend nicht, und so war es de Witt, der ihr beisprang. Aber sie schüttelte den Kopf, schob den dargebotenen Arm sanft beiseite und ging.
    Keine fünf Minuten später war sie zurück. »Sie ist nicht da.
    Und so eine Mitteilung kann man wohl kaum auf einen Anrufbeantworter sprechen. Ich versuch’s später noch mal.«
    »Was ist denn eigentlich mit eurem Vater?« fragte Frances. »Müßte der es nicht als erster erfahren?«
    »Ja, natürlich, aber doch nicht am Telefon. Ich fahre heute abend noch zu ihm raus.«
    Ohne daß es geklopft hätte, öffnete sich die Tür ein Stück weiter, und Detective Sergeant Robbins steckte den Kopf herein.
    »Mr. Dalgliesh bittet Sie um Entschuldigung, daß Sie so lange warten mußten«, sagte er. »Und er wäre dankbar, wenn Mr. Dauntsey jetzt ins Archiv raufkommen könnte.«
    Dauntsey erhob sich sofort, aber wieder spielten ihm seine steifen Glieder einen Streich, und er schlug mit einer unbeholfenen Geste seinen Stock von der Stuhllehne. Der fiel polternd zu Boden, worauf Gabriel und Frances Peverell sich gleichzeitig danach bückten. Für die anderen hörte es sich fast so an, als rauften sie um den Stock, aber nach allerlei beinahe verschwörerischem Getuschel bemächtigte Frances sich seiner, kam hochrot im Gesicht wieder unter dem Tisch hervorgekrochen und reichte ihn Dauntsey. Der stützte sich ein paar Sekunden darauf, dann hängte er ihn wieder an die Stuhllehne und ging langsamen, aber festen Schrittes zur Tür.
    Als er draußen war, sagte Claudia Etienne: »Ich möchte wissen, warum Gabriel so bevorzugt wird und als erster gehen darf.«
    »Wahrscheinlich, weil er das kleine Archiv von uns allen am häufigsten benutzte«, sagte de Witt.
    »Ich glaube, ich hab’ noch nie dort gearbeitet«, sagte Frances. »Oben gewesen bin ich zuletzt, als sie das Bett fortgeschafft haben. Du kommst doch auch kaum rauf, oder, James?«
    »Höchstens, wenn ich mal was nachschlagen muß. Aber ich hab’ mich sicher nie länger als eine Viertelstunde dort aufgehalten. Das letztemal war ich vor etwa drei Monaten oben. Ich wollte Esme Carlings Originalvertrag raussuchen. Aber ich

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