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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Ohrfeige verpasst. Sie wollte wissen, ob Annie
mit einem Mann geschlafen hat, bevor sie vergewaltigt wurde.«
    »Genau diese Frage musste sie ihr stellen, Emma. Es könnte
bedeuten, dass sie DNA haben, und das wäre ein gewaltiger Vorteil. Aber
ich kann nicht einfach die Ermittlung eines anderen Beamten
übernehmen – ganz abgesehen davon, dass ich gerade selbst
mitten in einer Morduntersuchung stecke –, und selbst wenn ich
es könnte, würde das nicht zur schnelleren Aufklärung des
Vergewaltigungsfalls beitragen. In diesem Stadium könnte es sogar
hinderlich sein. Es tut mir leid, dass ich nicht mitkommen kann, um es
Clara zu erklären.«
    Traurig meinte sie: »Ach, ich denke, sie wird es irgendwann
verstehen. Im Augenblick wünscht sie sich einfach nur jemanden, dem sie
vertraut, und keinen Fremden. Eigentlich wusste ich vorher, wie deine
Antwort ausfallen wird, und hätte es ihr selber erklären sollen. Es tut
mir leid, dass ich gekommen bin. Es war die falsche Entscheidung.«
    Sie war aufgestanden. Er erhob sich ebenfalls und ging auf sie
zu. »Ich habe gegen keine Entscheidung etwas einzuwenden, die dich zu
mir führt.«
    Und nun lag sie in seinen Armen. Sie schluchzte so heftig,
dass ihr ganzer Körper bebte. Mit tränennassem Gesicht drückte sie sich
an ihn.
    Er hielt sie schweigend umarmt, bis sie sich beruhigt hatte.
»Musst du denn unbedingt heute noch zurück, mein Schatz? Es ist eine
lange Fahrt. Ich kann doch in dem Sessel da schlafen.«
    Ihm fiel ein, dass er das schon einmal getan hatte, im St.
Anselm's College, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Emma hatte
eigentlich nebenan gewohnt, aber nach dem Mord hatte er sich einen
Sessel in seinem Wohnzimmer zurechtgemacht, damit sie beruhigt in
seinem Bett schlafen konnte. Ob sie sich wohl auch gerade daran
erinnerte?
    »Ich fahre vorsichtig«, sagte sie. »Schließlich heiraten wir
in fünf Monaten. Da will ich mich nicht vorher zu Tode fahren.«
    »Wem gehört der Jaguar?«
    »Giles. Er ist für eine Woche in London, auf einer Konferenz,
und hat mich angerufen. Er will auch heiraten, wahrscheinlich hat er
sich deshalb bei mir gemeldet. Als ich ihm von Annie erzählt habe und
dass ich zu dir fahren will, hat er mir sein Auto geliehen. Clara
braucht ihres, um Annie zu besuchen, und meines steht in Cambridge.«
    Dalgliesh packte eine plötzliche Eifersucht, die ebenso heftig
wie unwillkommen war. Emma hatte mit Giles Schluss gemacht, bevor sie
beide sich kennengelernt hatten. Giles hatte ihr einen Heiratsantrag
gemacht, sie hatte abgelehnt. Mehr wusste er nicht. Er hatte sich nie
durch etwas aus ihrer Vergangenheit bedroht gefühlt und sie sich nicht
durch seine. Weshalb also diese plötzliche primitive Reaktion auf eine
doch nur fürsorglich und großzügig zu nennende Geste? Fürsorglich und
großzügig – beides wollte er Giles nicht zugestehen. Der Kerl
hatte mittlerweile seine Professur an irgendeiner Universität im
Norden, wo er gut aufgehoben war. Warum zum Teufel konnte er nicht dort
bleiben? Womöglich wies Emma gleich noch darauf hin, dass es ihr kein
Problem bereitete, hinter dem Steuer eines Jaguar zu sitzen, dachte er
bitter; immerhin war es nicht das erste Mal. Sie fuhr auch seinen.
    Er riss sich zusammen. »Ich habe noch Suppe und etwas
Schinken, ich mache uns belegte Brote. Setz dich doch schon an den
Kamin.«
    Auch jetzt noch, mit der Unglücksmiene und den müden,
geschwollenen Augen, war sie schön. Er nahm es sich übel, dass ihm
dieser egoistische, sexuell anregende Gedanke so schnell in den Kopf
gekommen war. Emma war hier, weil sie Trost brauchte, aber den Trost,
den sie wollte, konnte er ihr nicht geben. Hatte dieser Anfall von Wut
und Frustration seine eigentliche Ursache nicht in der primitiven
Anmaßung der Männer: Die Welt ist ein gefährlicher und grausamer Ort,
aber jetzt, wo meine Liebe dir gehört, kann ich dich beschützen? War
seine Verschwiegenheit hinsichtlich seiner Arbeit weniger eine Antwort
auf Emmas eigenen Wunsch, sich nicht einzumischen, als vielmehr sein
Bestreben, sie vor den schlimmsten Realitäten einer gewalttätigen Welt
abzuschirmen? Doch selbst in ihrem akademischen, vermeintlich so
abgeschiedenen Umfeld gab es Grausamkeiten. Der heilige Friede des
Trinity Great Court war auch nur eine Illusion.
    Er dachte bei sich: Blutig und unter Schmerzen
werden wir in die Welt gestoßen, und nur wenige von uns sterben den
würdigen Tod, den alle sich erhoffen und für den manche beten. Ob wir
uns das Leben

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