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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Der hatte in letzter Zeit nichts anderes im Kopf, als
seine Arbeit hier so schnell wie möglich zu beenden und in Afrika
anzufangen, da wollte ich ihn nicht noch mit etwas belasten, was
eigentlich ein Unsinn war. Natürlich hätte er nichts für meinen Plan
übrig gehabt, den richtigen Augenblick für die größtmögliche Demütigung
von Robin abzuwarten. Er ist edlerer Gesinnung als ich. Ich glaube,
Robin feilte noch an einer endgültigen Anschuldigung; wahrscheinlich
sollte ich ihm einen bestimmten Betrag für sein Schweigen bezahlen. Das
wird auch der Grund sein, weshalb er nach Rhoda Gradwyns Tod noch
geblieben ist. Ich gehe davon aus, dass Sie keine Handhabe hatten, ihn
hier festzuhalten, solange er nicht Beschuldigter war. Die meisten
Leute wären doch froh, so schnell wie möglich von einem Tatort
wegzukommen. Seit ihrem Tod hat er sich ständig beim Rose Cottage und
im Dorf herumgetrieben. Er war offensichtlich beunruhigt, und ich
glaube sogar, dass er Angst hatte. Aber er musste die Sache zu Ende
führen. Ich weiß nicht, wieso er in die Gefriertruhe geklettert ist.
Vielleicht wollte er feststellen, ob die Leiche meines Vaters überhaupt
hineingepasst hätte. Immerhin war er deutlich größer als Robin, auch
wenn er durch seine Krankheit sehr abgemagert war. Vielleicht wollte
mich Robin auch dorthin bestellen, um dann langsam die Gefriertruhe zu
öffnen und mir einen solchen Schrecken einzujagen, dass ich gestand.
Das wäre eine Inszenierung nach seinem Geschmack gewesen.«
    »Sie sagen, er hatte Angst. Könnte es sein, dass er sich vor
Ihnen fürchtete?«, fragte Kate. »Vielleicht ist er auf die Idee
gekommen, Sie hätten Miss Gradwyn getötet, weil sie an seinem Plan
beteiligt war, und dass er jetzt selber in Gefahr schwebte.«
    Candace Westhall wandte sich Kate zu. Abneigung und Verachtung
traten jetzt unverhohlen zu Tage. »Nicht einmal ein verquaster Geist
wie Robin Boyton könnte ernsthaft annehmen, ich würde einen Mord als
rationale Lösung eines Problems in Betracht ziehen. Auch wenn ihm alles
zuzutrauen war. Wenn das alles war, würde ich jetzt gerne ins Manor
zurückkehren.«
    »Zwei Fragen noch. Haben Sie Robin Boyton tot oder lebendig in
die Gefriertruhe gesteckt?«, sagte Dalgliesh.
    »Habe ich nicht.«
    »Haben Sie Robin Boyton getötet?«
    »Nein.«
    Sie zögerte, und einen Augenblick hatte Dalgliesh den
Eindruck, sie wolle etwas hinzufügen. Aber sie erhob sich ohne ein
weiteres Wort und ging, ohne sich umzudrehen.

12
    U m acht Uhr abends war Dalgliesh geduscht
und umgezogen und dachte darüber nach, was er essen wollte, als er das
Auto hörte. Es kam fast lautlos die Zufahrt heraufgefahren. Er wurde
erst aufmerksam, als Scheinwerfer in den Fenstern hinter den
zugezogenen Vorhängen aufleuchteten. Als er daraufhin die Haustür
öffnete, sah er einen Jaguar auf dem Seitenstreifen gegenüber halten.
Die Scheinwerfer gingen aus.
    Ein paar Augenblicke später überquerte Emma die Straße und kam
auf ihn zu. Sie trug einen dicken Pullover und eine Lammfelljacke,
keine Mütze. Als sie ohne ein Wort zu sagen eintrat, schlang er
instinktiv die Arme um sie, aber ihr Körper reagierte nicht. Sie schien
sich seiner Anwesenheit kaum bewusst zu sein, und die Wange, die die
seine ganz kurz streifte, war eiskalt. Er bekam schreckliche Angst.
Etwas Entsetzliches musste passiert sein, ein Unfall, vielleicht ein
Todesfall. Sonst wäre sie nicht ohne Vorankündigung aufgetaucht. Wenn
er an einem Fall arbeitete, rief Emma ihn nicht einmal an, und das
hatte nicht er sich ausbedungen, es war ihr eigener Wunsch. Sie hatte
sich noch nie in eine Ermittlung eingemischt. Wenn sie hier persönlich
erschien, konnte das nur ein Unglück bedeuten.
    Er nahm ihr die Jacke ab und führte sie zu einem Sessel vor
dem Kamin. Er wartete ab. Während sie zunächst nur schweigend dasaß,
ging er in die Küche und schaltete die Wärmeplatte unter der
Kaffeekanne an. Der Kaffee war noch warm, und er hatte ihn schnell in
einen Becher gegossen, Milch dazugegeben und ihn ihr gebracht. Sie zog
die Handschuhe aus und wärmte sich die Finger an dem Becher.
    »Entschuldige, dass ich dich nicht vorgewarnt habe«, sagte
sie. »Ich musste herkommen. Ich musste dich sehen.«
    »Was ist denn los, mein Liebling?«
    »Annie. Sie ist überfallen und vergewaltigt worden. Gestern
Abend. Auf dem Heimweg von der Arbeit, sie hatte zwei Immigranten
Englischunterricht gegeben. Sie liegt in der Klinik und wird
wahrscheinlich wieder gesund. Damit meinen

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