Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod
und
trocknete sie ab, dann rief er Kate an. »Haben Sie schon gegessen?«
»Ja, Sir, wir sind gerade fertig.«
»Dann kommen Sie jetzt bitte herüber.«
13
A ls Kate und Benton ankamen, standen die
drei Gläser auf dem Tisch bereit, und der Wein war entkorkt, doch für
Dalgliesh war es eine weniger erfolgreiche, zum Teil sogar bittere
Besprechung. Er erzählte nichts von Emmas Besuch, aber seine
Mitarbeiter hatten es vielleicht trotzdem mitbekommen. Sicher hatten
sie den Jaguar am Wisteria House vorbeifahren hören. Kein Auto, das
nachts zum Manor fuhr, wäre ihrer Aufmerksamkeit entgangen, aber keiner
erwähnte es.
Die Diskussion war wahrscheinlich deshalb so unbefriedigend,
weil sie nach Boytons Tod Gefahr liefen, Theorien zu entwickeln, bevor
die Fakten feststanden. Über den Mord an Miss Gradwyn gab es wenig
Neues zu sagen. Der Obduktionsbericht war gekommen. Wie erwartet hatte
Dr. Glenister abschließend festgestellt, dass Rhoda Gradwyn von einem
Rechtshänder erwürgt worden war, der glatte Handschuhe getragen hatte.
Diese letzte Information war kaum mehr nötig gewesen, in Anbetracht der
Tatsache, dass man einen Fetzen davon in der Toilette einer
leerstehenden Suite gefunden hatte. Dr. Glenister bestätigte auch ihre
letzte Schätzung der Todeszeit. Miss Gradwyn war zwischen
dreiundzwanzig Uhr und null Uhr dreißig ermordet worden.
Kate hatte sich diskret mit Reverend Matheson und seiner
Schwester unterhalten. Beide hatten sich über die Fragen zum einzigen
Besuch des Geistlichen bei Professor Westhall gewundert, aber sie
konnten bestätigen, dass sie wirklich im Stone Cottage gewesen waren
und dass der Pfarrer den Patienten gesehen hatte. Benton hatte Dr.
Stenhouse angerufen. Boyton hatte ihn tatsächlich zum Todeszeitpunkt
befragt, eine Dreistigkeit, auf die er keine Antwort gegeben hatte. Das
Datum auf dem Totenschein war korrekt, genau wie seine Diagnose. Er war
nicht neugierig, weshalb ihm die Fragen so lange Zeit danach gestellt
wurden. Benton vermutete, dass Candace Westhall sich mit ihm in
Verbindung gesetzt hatte.
Die Mitarbeiter des Wachdienstes waren kollegial, aber nicht
hilfreich gewesen. Ihr Vorgesetzter hatte darauf hingewiesen, dass sie
ihr Augenmerk vor allem auf Fremde richteten, insbesondere auf
Journalisten, die am Manor ankamen, nicht auf Einzelpersonen, die sich
dort rechtmäßig aufhielten. Nur einer der vier Männer war zur besagten
Zeit im Wohnwagen vor dem Tor gewesen, und er konnte sich nicht
erinnern, dass ein Mitglied des Haushalts das Manor verlassen hätte.
Die drei anderen Wachleute hatten sich darauf konzentriert, an der
Mauer zu patrouillieren, die das Manor von den Cheverell-Steinen
trennte, und auf dem dazugehörigen Feld, falls jemand von dort aus
Zugang suchte. Dalgliesh machte keinen Versuch, sie auszuquetschen.
Schließlich waren sie Chandler-Powell verantwortlich, der sie bezahlte,
nicht ihm.
Den größten Teil des Abends überließ Dalgliesh Kate und Benton
die Führung des Gesprächs.
»Miss Westhall behauptet, niemandem von Boytons Verdacht
erzählt zu haben, sie hätten den Todeszeitpunkt ihres Vaters
gefälscht«, sagte Benton. »Damit war auch nicht zu rechnen. Aber
vielleicht hat sich Boyton jemandem anvertraut, entweder im Manor oder
in London. Jemand, der davon wusste, hätte ihn umbringen können, um
Miss Westhall danach selbst zu erpressen.«
Kate klang skeptisch. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein
Außenstehender Boyton ermordet hat, ob Londoner oder nicht. Zumindest
nicht auf diese Art und Weise. Denken wir doch mal praktisch. Er hätte
sich mit seinem Opfer im Stone Cottage verabreden müssen, wenn er
sicher sein konnte, dass die Westhalls nicht da waren und die Tür nicht
abgeschlossen war. Und mit welcher Begründung hätte er Boyton in das
Nachbarcottage locken sollen? Wieso hätte er ihn ausgerechnet dort
umbringen sollen? In London wäre das viel einfacher und sicherer
gewesen. Vor denselben Problemen hätte jeder andere Bewohner des Manor
auch gestanden. Überhaupt hat es keinen Sinn, irgendwelche Theorien
aufzustellen, solange wir den Autopsiebericht noch nicht haben. Wie es
aussieht, kommt eher noch ein Unfall in Betracht als Mord, besonders
wenn man bedenkt, was die Bostocks über Boytons Interesse an der
Gefriertruhe ausgesagt haben, was wiederum Miss Westhalls Erklärung
glaubwürdig macht – vorausgesetzt natürlich, die Bostocks
sagen die Wahrheit.«
Benton unterbrach sie: »Aber Sie waren doch dabei, Ma'am. Ich
bin sicher,
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