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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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dringend war, weil Mrs. Skeffington ja erst am
nächsten Tag operiert werden sollte. Mrs. Skeffington fehlte ja nichts.
Sie hatte nicht nach der Oberschwester gefragt, sonst hätte sie ja auch
nach ihr klingeln können.«
    Kimberleys Aussagen waren später von Dean bestätigt worden.
Falls das überhaupt möglich war, sah er noch bekümmerter aus als
Kimberley. Er hatte nicht darauf geachtet, ob die Tür zur Lindenallee
verriegelt gewesen war, als er mit Kimberley das Tablett mit dem Tee
hinaufgebracht hatte, aber er beteuerte, dass sie nicht verriegelt war,
als sie wieder herunterkamen. Es war ihm aufgefallen, als sie an der
Tür vorbeigingen. Er wiederholte, dass er die Tür nicht verriegelt
hatte, weil möglicherweise Mr. Chandler-Powell einen Nachtspaziergang
machte, und außerdem war es nicht seine Aufgabe. Er und Kimberley waren
als Erste aufgestanden und hatten um sechs Uhr zusammen in der Küche
Tee getrunken. Dann war er nach der Tür schauen gegangen und hatte
gesehen, dass sie verriegelt war. Er war nicht überrascht darüber; Mr.
Chandler-Powell öffnete den Riegel in den Wintermonaten selten vor neun
Uhr. Er hatte Kimberley nicht von der Tür erzählt, um sie nicht nervös
zu machen. Aber große Sorgen hatte er sich nicht gemacht, weil es ja
noch die beiden Sicherheitsschlösser gab. Dass er nicht später noch
einmal hingegangen war, um den Riegel und die beiden Schlösser zu
überprüfen, erklärte er damit, dass er nicht für die Sicherheit
verantwortlich sei.
    Chandler-Powell war noch genauso ruhig wie bei ihrer Ankunft
am Mittag. Dalgliesh bewunderte die Gefasstheit, mit der er die
Vernichtung der Klinik, wahrscheinlich des größeren Teils seiner
privaten Praxis ertrug. Am Ende seiner Vernehmung in seinem
Arbeitszimmer, die nichts Neues ergeben hatte, sagte Kate: »Außer Mr.
Boyton scheint niemand hier Miss Gradwyn gekannt zu haben, bevor sie
ins Manor kam. Aber in mancher Hinsicht ist sie nicht das einzige
Opfer. Ihr Tod wird zweifellos Auswirkungen auf die Entwicklung Ihrer
Arbeit hier haben. Gibt es irgendjemanden, der ein Interesse daran
haben könnte, Ihnen zu schaden?«
    »Ich kann nur sagen, dass ich jedem vertraue, der hier
arbeitet«, antwortete Chandler-Powell. »Und der Gedanke, Rhoda Gradwyn
könnte ermordet worden sein, um mir zu schaden, scheint mir sehr weit
hergeholt zu sein. Das wäre doch grotesk.«
    Dalgliesh verkniff sich die Antwort, die ihm auf der Zunge
lag: Miss Gradwyns Tod ist grotesk. Chandler-Powell bestätigte, von
kurz nach elf bis gegen eins bei Schwester Holland in ihrer Wohnung
gewesen zu sein. Keiner von beiden hatte etwas Ungewöhnliches gehört
oder gesehen. Er musste medizinische Angelegenheiten mit Schwester
Holland besprechen, aber die seien vertraulich und hätten mit Miss
Gradwyn nichts zu tun. Schwester Holland bestätigte seine Aussagen, und
beide ließen sie keinen Zweifel daran, dass sie im Moment nicht mehr
dazu sagen wollten. Das Arztgeheimnis war als Vorwand für sein
Schweigen so wohlfeil wie stichhaltig.
    Er hatte zusammen mit Kate die Geschwister Westhall im Stone
Cottage verhört. Dalgliesh konnte keinerlei Familienähnlichkeit
zwischen ihnen entdecken, und die Verschiedenheit der beiden wurde
betont durch Marcus Westhalls jugendliche, wenn auch konventionell
attraktive Erscheinung, seine Aura der Verletzlichkeit im Gegensatz zu
dem kräftigen, stämmigen Körperbau und dem dominanten, von Sorgenfalten
durchzogenen Gesicht seiner Schwester. Er hatte wenig gesagt, nur dass
er bei einem Abendessen in Chelsea gewesen war, im Hause eines
befreundeten Chirurgen, Matthew Greenfield, der ihn für ein Jahr als
Mitglied seines Teams mit nach Afrika nehmen wollte. Man hatte ihn
eingeladen, die Nacht über dortzubleiben und den nächsten Tag für
Weihnachtseinkäufe in London zu nutzen, aber sein Auto hatte Probleme
gemacht, und es war ihm klüger erschienen, gleich nach dem frühen
Abendessen zurückzufahren, um den Wagen am nächsten Tag in eine
Werkstatt bringen zu können. Er sei nur noch nicht dazu gekommen, weil
der Mord alle anderen Gedanken aus seinem Kopf verdrängt habe. Es war
kaum Verkehr gewesen, aber er hatte sich Zeit gelassen und war erst
gegen halb eins wieder zu Hause gewesen. Auf der Straße hatte er
niemanden gesehen, und im Manor hatten keine Lichter mehr gebrannt.
Auch im Stone Cottage war alles dunkel gewesen, und er vermutete, dass
seine Schwester schon schlief, aber als er den Wagen abstellte, ging in
ihrem Zimmer das Licht an, und

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