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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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er klopfte an die Tür und wünschte ihr
eine gute Nacht, bevor er in sein eigenes Zimmer ging. Seine Schwester
war ihm verschlafen, aber sonst völlig normal vorgekommen, und er hatte
ihr versprochen, am Morgen beim Frühstück von seinem Londoner
Abendessen und den Afrikaplänen zu berichten. Das Alibi war schwer zu
erschüttern, solange Robin Boyton bei seiner noch ausstehenden
Vernehmung nicht aussagte, das Auto zu einer anderen Zeit ankommen
gehört zu haben. Und selbst wenn das Auto inzwischen wieder fehlerlos
lief, konnte Westhall immer noch behaupten, beunruhigende Geräusche
wahrgenommen und es sicherer gefunden zu haben, nicht in London
festzusitzen.
    Candace Westhall bestätigte, von Marcus' Auto geweckt worden
zu sein und ein paar Worte mit ihrem Bruder gewechselt zu haben, doch
zu seiner Ankunftszeit konnte sie keine präzisen Angaben machen, weil
sie nicht auf den Wecker geschaut hatte. Danach sei sie sofort wieder
eingeschlafen. Auch was sie am Schluss ihrer Vernehmung gesagt hatte,
vermochte Dalgliesh problemlos zu rekapitulieren. Er erinnerte sich
fast lückenlos an jedes seiner Verhöre, und ein Blick in seine Notizen
brachte ihm den Wortlaut ihrer Aussage klar ins Gedächtnis.
    »Wahrscheinlich war ich die Einzige im Haus, die ihren
Widerwillen gegen Miss Gradwyn klar zum Ausdruck gebracht hat. Ich habe
Mr. Chandler-Powell gegenüber keinen Zweifel daran gelassen, wie wenig
erfreut ich darüber war, eine Journalistin ihres Rufs als Patientin im
Manor zu sehen. Die Menschen, die hierherkommen, legen nicht nur Wert
auf Ruhe, sondern vor allem auf absolute Diskretion. Frauen wie die
Gradwyn sind ständig auf der Suche nach Geschichten, vorzugsweise
Skandalgeschichten, und ich habe keine Zweifel, dass sie ihr Wissen auf
irgendeine Weise genutzt hätte, vielleicht für einen Schmähartikel
gegen die Privatmedizin oder die Verschwendung exzellenter
chirurgischer Kapazitäten auf rein kosmetische Prozeduren. Bei so einer
bleibt kein Wissen ungenutzt. Vielleicht wollte sie sich auch für die
Kosten ihrer Behandlung schadlos halten. Und an dem Widerspruch, dass
sie selber als Privatpatientin hier war, dürfte die sich kaum gestört
haben. Wahrscheinlich bin ich durch meinen Abscheu über so vieles, was
in unseren modernen Medien erscheint, beeinflusst und richte ihn jetzt
gegen Rhoda Gradwyn. Aber getötet habe ich sie nicht, und ich weiß auch
nicht, wer es getan hat. Seien Sie versichert, dass ich mit meiner
Abneigung hinterm Berg gehalten hätte, wenn ich vorgehabt hätte, sie zu
ermorden. Aber niemand kann verlangen, dass ich um sie trauere; das
wäre lächerlich. Im Grunde war sie eine Fremde für mich. Und ich nehme
es dem Mörder sehr übel, dass er unserer Arbeit diesen großen Schaden
zugefügt hat. Durch ihren Tod hat die Gradwyn meine Warnungen
nachträglich gerechtfertigt. Der Tag, an dem sie ins Manor kam, war ein
schlechter Tag für uns alle.«
    Mogworthy, dessen Tonfall und Benehmen sich hart an der Grenze
zu dümmlicher Unverschämtheit bewegte, bestätigte, das Auto gesehen zu
haben, ohne nähere Angaben zu seinem Aussehen oder eventuellen Insassen
machen zu können, doch Mrs. Ada Denton, eine adrette, etwas pummelige
und erstaunlich junge Frau bestätigte – von Benton und DC
Warren befragt –, dass Mogworthy tatsächlich wie beinahe jeden
Freitag mit ihr Schellfisch und Pommes frites gegessen hatte, aber um
kurz nach halb elf schon wieder nach Hause zurückgeradelt war. Sie
bezeichnete es als eine betrübliche Tatsache, dass eine ehrenwerte Frau
nicht mit einem Gentleman ihre abendliche Fisch-und-Chips-Mahlzeit
teilen durfte, ohne hinterher von der Polizei belästigt zu werden, aber
diese Bemerkung war wohl eher Schützenhilfe für Mogworthy als Ausdruck
ehrlicher Entrüstung. Und das Lächeln, das sie Benton beim Abschied
schenkte, schloss ihn ohnehin von jeglicher Kritik aus.
    Es wurde Zeit, Kate und Benton zu rufen. Er legte noch ein
paar Scheite auf das Feuer und nahm das Telefon zur Hand.

15
    G egen halb zehn hatten Kate und Benton im
Wisteria House geduscht, sich umgezogen und von Mrs. Shepherd im
Esszimmer ein Abendessen serviert bekommen. Beide hatten sich nur zu
gerne ihrer Arbeitskleidung entledigt, bevor sie zum Ausklang des Tages
mit Dalgliesh zusammentrafen, um mit ihm den Stand der Ermittlungen zu
erörtern und das Programm für die nächsten vierundzwanzig Stunden
festzulegen. Es war ein vertrautes Ritual, auf das beide sich freuten,
auch wenn Kate ihm mit größerer

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