Adam liebt Eve
Hunter von der
Daily Post
. Sie möchte einen Bericht über Eastlegh schreiben, und da habe ich vorgeschlagen, dass sie sich auch mit Ihnen unterhält.”
“Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr Armstrong.” Jocelyn reichte ihm die Hand.
Seine fühlte sich fest und rau an. Nachdem Sam Armstrong seine Besucherin mit seinen klugen blauen Augen gemustert hatte, bat er sie und Francis herein. “Sie kommen gerade rechtzeitig zum Tee”, sagte er.
Am Fenster war ein kleiner Tisch mit edlem Porzellan und einem Teller gebutterter Teekuchen gedeckt. Dan stand am Kamin, und seiner Körpersprache war zu entnehmen, dass man ihn zum Bleiben genötigt hatte.
“Du machst den Tee, Dan”, befahl sein Vater. “Das Wasser kocht schon.”
Dan entschuldigte sich und verschwand in Richtung Küche.
“Setzen Sie sich doch, Miss Hunter.” Sam machte eine einladende Handbewegung.
Francis rückte Jocelyn den Stuhl zurecht und setzte sich selbst auf die Fensterbank. Dann verwickelte er Sam in ein Gespräch über Spargel, damit sie Zeit hatte, sich in Ruhe umzusehen. Links und rechts vom Kamin standen wuchtige Ledersessel. Die anderen Möbel waren aus Holz. So hatte sie sich das Haus einer Familie vorgestellt, die seit Generationen für die Herren von Eastlegh arbeitete. Erst Dan hatte mit der Tradition gebrochen.
“Sie wollen also über Eastlegh schreiben, Miss Hunter?”, fragte Sam schließlich.
Dan kehrte mit der Teekanne zurück, die er vor ihr abstellte. “Meinem Vater missfällt es, dass das Herrenhaus jetzt vermietet wird, Miss Hunter.”
“Lord Morville hätte das nie zugelassen”, sagte der alte Mann unverblümt.
Sein Sohn sah ihn warnend an. “Lord Morville trinkt gerade mit uns Tee, Vater.”
Sam Armstrong wirkte einen Moment lang unbehaglich. “Ich wollte Sie nicht beleidigen”, meinte er mürrisch.
“So habe ich es auch nicht verstanden, Sam.” Francis lächelte ihm beruhigend zu und nahm einen Teekuchen. “Außerdem wissen Sie selbst, dass ich die Erbschaftssteuer bezahlen musste und keine andere Wahl hatte.”
“Ja, natürlich.” Sam schüttelte frustriert den Kopf. “Würden Sie bitte den Tee einschenken, Miss?”
Jocelyn kam seiner Bitte nach. Die ganze Zeit spürte sie Dans Blick auf sich gerichtet. Dan nahm ihr die Teetassen ab und reichte sie seinem Vater und Francis. Seine nahm er mit und stellte sich an den Kamin. Schweigend hörte er zu, wie Jocelyn Fragen stellte. Schon bald erzählte Sam frei von der Leber weg. Er kannte viele Anekdoten.
“Meine Vorfahren kamen aus dem Norden”, erzählte er.
“Sie waren Viehdiebe in Schottland”, fügte Dan hinzu, was ihm einen missbilligenden Blick von seinem Vater eintrug.
“Mein Großvater, Adam Armstrong …”, fuhr Sam fort, ohne sich bewusst zu sein, welche Wirkung dieser Vorname auf Jocelyn hatte. “… kam hierher, um Arbeit zu suchen. Er wurde im Stall beschäftigt und war schließlich erster Kutscher.”
Adam Armstrongs Sohn Daniel hatte sich mehr für Gartenarbeit interessiert, und sein Sohn Sam war in seine Fußstapfen getreten.
“Die Armstrongs leben jetzt seit drei Generationen in diesem Haus”, erzählte Sam. “Aber mein Herr Sohn wohnt ja lieber in London.”
“Und ich wohne im Bauernhaus statt im Herrenhaus”, warf Francis ein, als er bemerkte, wie wütend Dan war. “Die Zeiten ändern sich, Sam. Wir müssen uns anpassen, sonst gehen wir unter.”
Sam wandte sich Jocelyn zu. “Ich habe die beiden aufwachsen sehen, Miss. Master Francis – Lord Morville – hat seine Mutter verloren, als er noch ein kleiner Junge war. Er war oft hier und hat sich von meiner Frau mit Kuchen verwöhnen lassen. Oder sie musste ihn verbinden, wenn er sich beim Toben wieder einmal verletzt hatte. Dan und er haben ständig Streiche ausgeheckt.”
“Das wird Miss Hunter kaum interessieren, Vater”, sagte Dan mürrisch.
“Wieso nicht? Sie wundert sich bestimmt, warum der Sohn des Gärtners so dick mit Lord Morville of Eastlegh befreundet ist”, antwortete Sam ungerührt und lächelte Jocelyn zu. “Sie haben zwar unterschiedliche Schulen und Universitäten besucht, aber ihrer Freundschaft konnte das keinen Abbruch tun.”
“Da wir keine Geschwister hatten, haben wir eben so getan, als wären wir Brüder”, erklärte Francis.
“Und genau deshalb verstehe ich auch nicht, wieso ihr nicht schon längst geheiratet und selbst Familien gegründet habt”, sagte Sam gereizt.
“Aber Vater! Auch wenn du jetzt Rentner bist, ist Francis
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