Adam liebt Eve
Meine Mutter starb, als ich noch sehr jung war.”
“Dann ist es dir ähnlich ergangen wie Francis.”
Jocelyn nickte. “Mrs Herrick, das ist Annas Mutter, hat mich wie ihre eigene Tochter behandelt. Trotzdem habe ich die Mädchen beneidet, die eine richtige Mutter hatten. Das ist einer der Gründe, warum Peter Sadler mich verlassen hat.”
Dan sah sie verständnislos an. “Wieso denn das?”
“Er wollte sofort Kinder und ich nicht.”
“Warum nicht?”
“Weil ich warten wollte, bis wir in gesicherten finanziellen Verhältnissen leben. Dann hätte ich zu Hause arbeiten können. Ich wollte nicht, dass mein Kind auch praktisch ohne Mutter aufwächst, weil ich ständig hätte unterwegs sein müssen, um Reportagen zu machen.” Sie sah ihn herausfordernd an. “Außerdem bin ich kein mütterlicher Typ. Die Babys anderer Leute interessieren mich überhaupt nicht. Und ich hänge sehr an meinem Job. Jedenfalls ist es mir leichtgefallen, mit dem Kinderkriegen noch zu warten.”
Dan nickte. “Das kann ich verstehen. Ich als Vater? Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Francis sieht das anders. Er braucht ja auch einen Erben für Eastlegh. Deine Ehrlichkeit beeindruckt mich, Jocelyn.” Er lächelte verlegen. “An diesen Namen muss ich mich erst gewöhnen. Für mich bist du immer noch Eve.”
“Du hast mich sicher für verrückt gehalten, als ich darauf bestand, dass wir uns Namen ausdenken.”
Dan schüttelte den Kopf. “Im Gegenteil! Mir hat das Spiel gefallen. Außerdem habe ich mir meinen Namen nicht ausgedacht. Ich heiße mit vollem Namen Daniel Adam Francis Armstrong.”
“Natürlich! Adam nach deinem Urgroßvater. Aber warum Francis?”
“Alle erstgeborenen Morvilles werden auf den Namen Francis getauft. Der alte Lord Morville war mein Patenonkel, und er hat darauf bestanden, dass auch ich diesen Namen bekomme.”
“Dann trägst du sogar den gleichen Namen wie Francis! Ihr habt bestimmt auch Blutsbrüderschaft geschlossen, oder?”
“Selbstverständlich!” Er zeigte ihr die Narbe an seiner Hand. “Bevor Francis ins Internat musste.”
“Hast du ihn vermisst?”
“Und wie! Aber um wieder auf das Thema Mutterschaft zu kommen: Hat dein Liebhaber dich wegen deiner mangelnden Begeisterung verlassen?”
Jocelyn zuckte zusammen. “Ja, deshalb auch. Er wurde immer verdrießlicher. Aber ich dachte, das hätte mit seinem Job zu tun.” Sie zuckte die Schultern. “Er wollte mich einfach nicht mehr.”
“Ich aber”, sagte Dan ruhig.
Ihr Herz begann, heftig zu klopfen.
“Hast du gehört, was ich gesagt habe?”
“Ja.”
“Du scheinst fassungslos zu sein.”
“Das bin ich auch.”
“Wieso?” Er lehnte sich entspannt zurück.
Jocelyn hatte sich wieder gefasst. “Zum einen, weil du nach dem Mittagessen behauptet hast, du würdest gar nicht daran denken, die Stelle meines verflossenen Liebhabers einzunehmen.”
“Das war gelogen. Ich hatte mich immer noch darüber geärgert, wie du mich behandelt hast. Du hast ja keine Ahnung, wie wütend ich war, als ich von der Geschäftsreise zurückkam und feststellen musste, dass das Vögelchen ausgeflogen war.”
“Das habe ich dir ja bereits erklärt.”
“Ja. Du warst davon überzeugt, dass ich nur wieder mit dir ins Bett wollte.” Er schüttelte den Kopf. “Das wäre höchst unwahrscheinlich gewesen, Jocelyn. So eine Erfahrung bleibt meist einmalig.”
“Stimmt”, bestätigte sie und stand auf. “Aber ich bin froh, dass wir uns wiedergesehen haben.”
Auch Dan war aufgestanden. “Warum?”
“Weil ich dir so wenigstens meinen Standpunkt erklären konnte.” Und weil sich bestätigt hatte, dass ihr Instinkt sie auch dieses Mal nicht getrogen hatte.
“Als ich eben gesagt habe, so eine Erfahrung ließe sich nur selten wiederholen, habe ich die Inkognitos gemeint und die Stimmung, in der du warst.”
“Ich verstehe.”
“Das glaube ich nicht, Jocelyn.” Dan nahm ihre Hand und zog Jocelyn näher. “Ich würde vorschlagen, wir lassen uns etwas Zeit, um einander besser kennenzulernen, und sehen mal, was daraus wird.”
“Das klingt aber sehr geschäftsmäßig.”
“Dann muss ich ein guter Schauspieler sein.” Sein Blick drückte Verlangen aus. “Ich würde dich jetzt nämlich am liebsten ins Bett bringen. Aber selbst wenn du nichts dagegen hättest, würde ich es nicht versuchen.”
Jocelyn sah ihn fragend an.
Dan lächelte zärtlich und berührte ihre Wange. “Wenn ich es täte, würdest du glauben, dass ich nur
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