Adam liebt Eve
und mich demütigen. Es ist wirklich unglaublich! Dabei hat er mich verlassen und nicht umgekehrt!”
“Du hättest ihn wenigstens der Körperverletzung bezichtigen können”, fand Anna.
“Ich habe ja keinen körperlichen Schaden davongetragen”, gab Jocelyn zu bedenken.
“Aber wenn du Dan Armstrong alles erklärt hättest, hätte er dir doch geglaubt, oder?”
“Er spricht ja nicht mit mir. Selbst seine Sekretärin hat mich mit der Bemerkung abgewiesen, er sei für Miss Hunter nicht zu sprechen.”
“Oh je.” Anna schob ihr den Teller mit den Sandwiches hin. “Hier, du musst etwas essen.”
Jocelyn bediente sich gehorsam, brachte jedoch kaum etwas hinunter. “Ich bin im Moment einfach nicht besonders hungrig.”
“Kein Wunder.” Anna schenkte ihr eine Tasse Tee ein. “Du kennst Dan Armstrong erst seit kurzer Zeit. Fällt es dir sehr schwer, ihn zu vergessen?”
“Ich glaube, ich werde ihn nie vergessen können. Aber eines Tages komme ich vielleicht darüber hinweg.”
“Willst du nicht doch noch einmal versuchen, mit ihm zu reden?”
“Es hat keinen Sinn, Anna. Er will mich ja nicht anhören.”
Das Wochenende bei den Herricks hatte Jocelyn neue Zuversicht gegeben. Mit neuem Schwung stürzte sie sich in die Arbeit, die Abende verbrachte sie im Kollegenkreis, damit sie nicht allein zu Hause sitzen musste. Selbst an den Wochenenden arbeitete sie.
Inzwischen war sie so weit, dass sie sich einredete, es wäre nur leidenschaftlicher Sex gewesen, der sie und Dan verbunden hatte. So musste es sein, denn sonst hätte Dan sich bestimmt bei ihr gemeldet. Und sie selbst war zwar noch immer sehr verliebt in ihn, doch sie dachte nicht daran, sich ihr Leben von Daniel Adam Francis Armstrong zerstören zu lassen. Allerdings hatte sie für die nächste Zeit genug von den Männern. Allerdings würde sich auch das eines Tages sicher wieder ändern. Trotz all dieser Vorsätze schöpfte sie jedes Mal neue Hoffnung, wenn das Telefon klingelte. Es könnte ja Dan sein!
Eines Abends rief Francis Legh an, um ihr zu erzählen, dass er und Sarah Wilcox am kommenden Tag eine Auktion in London besuchen wollten, und sie zu fragen, ob sie Zeit und Lust habe, anschließend mit ihnen zu Mittag zu essen.
Jocelyn beschloss, die Termine für den kommenden Tag zu verlegen, und sagte begeistert zu.
“Ich weiß, dass irgendwas zwischen Ihnen und Dan schiefgelaufen ist. Wir brauchen nicht von ihm zu sprechen, wenn Sie nicht mögen”, sagte Francis.
“Das ist mir egal”, schwindelte sie.
“Wirklich?”
Jocelyn seufzte. “Nein, es ist mir nicht egal. Noch nicht, aber ich arbeite daran. Vielen Dank für die Einladung, Francis. Bitte seien Sie nicht böse, wenn ich nicht auf die Minute pünktlich sein kann.”
Nachdenklich legte sie den Hörer kurz darauf auf. Lord Morville war sehr diskret. Er brachte Sarah mit, damit sie, Jocelyn, seine Einladung unter gar keinen Umständen missverstehen konnte. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn sosehr sie den gut aussehenden, charmanten Francis auch schätzte, er war einfach nicht ihr Typ. Und mit Dan konnte er sowieso nicht mithalten. Wie lange würde sie noch jeden Mann an Dan messen? Hoffentlich hört das bald auf, dachte sie.
Am nächsten Tag zog Jocelyn ein leichtes, ärmelloses rosa Strickkleid an. Es erschien ihr enger als vor einigen Wochen. Sie hatte es ursprünglich gekauft, um es zur Feier ihres Einzugs bei Dan zu tragen.
Beschwingt betrat sie das Nobelrestaurant, über das sie schon so viel gelesen hatte. Als sie sich nach Lord Morvilles Tisch erkundigte, wurde sie von einem Ober hingeführt. Francis sprang auf, als sie näher kam.
“Jocelyn, da sind Sie ja.”
Er küsste sie freundschaftlich auf beide Wangen, bevor er sich wieder der jungen Frau zuwandte, die am Fenster saß und ihnen zulächelte. “Du erinnerst dich doch noch an Jocelyn, Liebling?”
“Hallo”, sagte Sarah Wilcox herzlich. “Wie schön, Sie wiederzusehen.”
Jocelyn setzte sich auf den Stuhl, den Francis ihr höflich zurechtgerückt hatte, und betrachtete neugierig die strahlenden Mienen der beiden. “Wollen Sie mir, der Journalistin, etwas mitteilen, oder ist dies eine private Zusammenkunft?”
“Ganz privat.” Sarah errötete verlegen.
“Ich habe noch nicht bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten”, sagte Francis und winkte den Weinkellner heran.
“Und wieso spiele ich die Anstandsdame?”
“Ich habe ihr auf der Zugfahrt hierher einen Heiratsantrag gemacht”, erklärte
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