Adam liebt Eve
Francis lächelnd. “Es weiß noch keiner davon, und ich habe Sarah noch nicht einmal einen Ring geschenkt.”
Der Weinkellner kam an den Tisch, besprach mit Francis die Weinauswahl, und ein anderer Ober brachte die Speisekarten.
Francis schien mit sich und der Welt überaus zufrieden zu sein.
“Herzlichen Glückwunsch”, gratulierte Jocelyn. “Ich hoffe, Sie beide werden sehr glücklich. Ach was, ich weiß, das Sie sehr glücklich sein werden.”
“Vielen Dank”, sagte Sarah und sah sie forschend an. “Sehr überrascht sind Sie aber nicht gerade.”
Jocelyn lachte. “Mein Instinkt trügt mich nur selten. Ich hatte mir schon so etwas gedacht, als ich neulich bei Ihnen in Eastlegh war.”
“Apropos Eastlegh, Sam Armstrong hat Sie richtig ins Herz geschlossen”, sagte Francis. “Ihr Artikel hat ihm gefallen, mir übrigens auch – sehr sogar. Seit er erschienen ist, haben wir noch mehr Anfragen. Mit diesem Mittagessen möchten wir uns wenigstens etwas revanchieren.”
“Vielen Dank.” Jocelyn lächelte herzlich. “Die Fotos sind so gut geworden, dass mein Chefredakteur beschlossen hat, Eastlegh als Aufhänger für den Artikel zu nehmen.” Sie saß mit dem Rücken zum Eingang. Als Sarah kurz darauf jemandem entgegenlächelte, hatte sie ein ganz merkwürdiges Gefühl.
Francis sprang auf und begrüßte den Neuankömmling mit offenen Armen. “Hallo, Dan, da bist du ja endlich. Komm, setz dich, es gibt etwas zu feiern.”
Einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen. Als Dan sie, Jocelyn, am Tisch sitzen sah, hätte er sich wohl am liebsten umgedreht und wäre wieder verschwunden. Doch dazu war er zu gut erzogen, außerdem war er mit Francis und Sarah befreundet und konnte sie nicht vor den Kopf stoßen. Also schüttelte er Francis die Hand und fragte: “Was gibt es denn zu feiern?”
“Ich habe Sarah überredet, mich zu heiraten. Und ich habe einen weiteren Adelstitel verkauft.”
Jocelyn hatte das Gefühl, als wäre Dan irgendwie erleichtert. Er ging um den Tisch herum, küsste Sarah auf beide Wangen und begrüßte dann sie – so kühl und höflich, dass ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
Jeder Außenstehende hätte gedacht, es wäre eine ganz normale Verabredung zum Mittagessen, aber für Jocelyn war es eine Tortur. Dan behandelte sie ausgesucht höflich, und das war vielleicht schlimmer als alles andere. Obwohl ihr der Appetit vergangen war, zwang sie sich, einige Happen des köstlichen Menüs zu probieren und etwas Champagner zu trinken.
Dan und sie wechselten kein einziges persönliches Wort miteinander, und es war nur Francis als geübtem Gastgeber zu verdanken, dass überhaupt ein Gespräch zustande kam. “Sie sind natürlich zu unserer Verlobungsparty eingeladen, Jocelyn”, sagte er.
“Vielen Dank”, erwiderte sie überrascht. “Ich freue mich sehr darauf.”
“Du kommst auch, Dan.” Francis sah seinen Freund streng an. “Hast du Jocelyn nicht bei einer ähnlichen Gelegenheit kennengelernt?”
“Ja”, antwortete Dan kurz angebunden und wechselte das Thema. “Sag mal, welchen deiner überflüssigen Titel hast du denn heute verkauft?”
“Ich habe schon davon gehört”, warf Jocelyn ein. “Waren Sie deshalb auf der Auktion?”
Sarah nickte. “Heute wurden viele Adelstitel versteigert. Unser hat besonders viel eingebracht.” Sie strahlte. “Jedes Mal, wenn ein höheres Gebot abgegeben wurde, habe ich im Stillen ausgerechnet, wie viel Blei wir für Eastleghs Dach kaufen können.”
“Was würde ich ohne dich tun, mein Mädchen.” Francis sah sie liebevoll an und küsste ihr die Hand.
“Was habt ihr eigentlich mit dem Geld gemacht, das ich für meinen Titel bezahlt habe?”, fragte Dan.
Jocelyn sah ihn verwundert an. Hatte Daniel Armstrong seinem Freund Francis wirklich einen Adelstitel abgekauft, mit dem er sich nun schmücken konnte? Sie war so verblüfft, dass sie kaum hörte, wie Francis erklärte, die Wasserleitungen hätten dringend repariert werden müssen. Dan fing ihren Blick auf und lächelte ironisch.
“Denkst du dir gerade eine Schlagzeile aus, Jocelyn? ‘Gärtnersohn erhält Adelstitel’?”
Jocelyn schüttelte den Kopf. “Ein Kollege von mir hat neulich einen Artikel über den Handel mit Adelstiteln geschrieben.”
“Aber ich wurde darin nicht erwähnt, weil niemand davon weiß.”
“So wäre es auch geblieben, wenn du dich heute nicht verraten hättest.” Francis sah seinen Freund forschend an.
Dan zuckte lässig
Weitere Kostenlose Bücher