Adam liebt Eve
Wann willst du kommen?”
“Journalisten haben es immer eilig, das weißt du ja.”
“Ja. Du kannst heute Abend um halb acht eine halbe Stunde haben.”
“Danke”, sagte sie matt.
“Komm zum Haupteingang, und sag dem Sicherheitsbeamten, dass du einen Termin hast.”
“Ist gut.” Fassungslos legte sie den Hörer auf und berichtete Jack Ormond von dem erfolgreichen Telefongespräch.
Um etwas für ihr Selbstbewusstsein zu tun, ging Jocelyn in der Mittagspause zum Friseur und kaufte sich auf dem Rückweg ein Seidentop und ein sündhaft teures Paar Schuhe aus dunkelblauem Leinen mit hohen Absätzen, das ihr dunkelblaues Kostüm perfekt ergänzte.
Es war das wichtigste Interview ihres Lebens, und sie wollte so gut wie möglich aussehen. Das war sie sich schuldig.
Kurz vor halb acht stand sie vor dem Firmengebäude, das sich wunderbar in seine Umgebung eingliederte und eine gute Werbung für Dans ehrgeizige Projekte war. Entschlossen betrat sie das Gebäude, meldete sich beim Sicherheitsbeamten und wurde im Fahrstuhl in die oberste Etage geschickt.
“Mr Armstrongs Büro liegt am Ende des Ganges”, hatte der Sicherheitsbeamte lächelnd gesagt.
Sie ging den langen Flur entlang, blieb vor einer geschlossenen Tür stehen und klopfte.
Eine nur zu bekannte Stimme bat sie herein.
8. KAPITEL
Das riesige Büro bot einen wunderbaren Blick auf die Themse. Daniel Armstrong stand höflich auf, als Jocelyn sein Büro betrat, und bot ihr einen Stuhl vor dem mit Papieren überhäuften Schreibtisch an.
Jocelyn war froh, Schuhe mit so hohen Absätzen zu tragen, wenigstens musste sie so nicht zu Dan aufblicken.
Dan trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine bunte Krawatte. Er wirkte abgespannt. “Wie geht es dir?”, fragte er, als er sich wieder gesetzt hatte. “Erstaunlich, dass du heute schon wieder arbeiten konntest. Gestern Nachmittag hast du schrecklich ausgesehen.”
“Ich weiß. Aber da ich mich heute Morgen gut fühlte, dachte ich, ich könnte ebenso gut arbeiten.”
“Ja, dein Job war dir ja schon immer am wichtigsten. Hoffentlich honoriert Jack Ormond deinen Einsatz.”
“Das wage ich zu bezweifeln”, erwiderte sie und sah ihn bittend an. “Ich habe mich nicht um diesen Auftrag gerissen, Dan.”
Dan rang sich ein Lächeln ab. “Das glaube ich dir gern.”
“Ich hätte nie gedacht, dass du dich darauf einlassen würdest. Warum gewährst du mir das Interview?”
“Wenn wir uns gestern nicht wiedergesehen hätten, hätte ich deinen Wunsch wahrscheinlich abgelehnt.”
“Du hast meine Frage nicht beantwortet.”
Er sah sie hart an. “Ich muss etwas von dir wissen.”
Jocelyn blieb reglos sitzen. “Und zwar?”
“Warum, um alles in der Welt, hast du mich so bedrängt, neulich Abend zu dir zu kommen?”
Sie sah ihn verständnislos an. “Das habe ich doch gar nicht. Es war Donnerstag. Ich hatte nicht mit dir gerechnet.”
“Denk nach”, bat er rau. “Ich bin erst abends wieder ins Büro gekommen. Auf meinem Schreibtisch lag eine Nachricht. Miss Hunter müsse mich dringend sehen.”
“Aber ich habe keine Nachricht hinterlassen, Dan”, antwortete sie ausdruckslos. “Das muss ein Missverständnis gewesen sein.”
Dan zog eine Augenbraue hoch. “Und das soll ich glauben?”
“Ja.” Jocelyn hob herausfordernd das Kinn. “Du hast immer meine Ehrlichkeit bewundert, Dan. Warum sollte ich plötzlich lügen?”
“Das habe ich mich auch schon mindestens hundertmal gefragt. Unter den gegebenen Umständen muss ich doch der Letzte gewesen sein, den du hättest sehen wollen.”
“Du irrst dich.”
“Wieso? Wolltest du bei der Versöhnung mit deinem Ex etwa Publikum haben? Denn es war doch dein verflossener Freund, oder?”
“Es war Peter, ja. Er hat geklingelt, und ich dachte, du bist es, sonst …”
“Erspar mir bitte die Details!”, unterbrach er sie. “Ich weiß, was ich gesehen habe, und ich habe dein lustvolles Stöhnen gehört, als er mit dir geschlafen hat.”
“Aber das hat er nicht!”, rief sie aufgebracht. “Peter hat mich angegriffen. Hast du denn nicht gesehen, wie ich mich gewehrt habe? Er hat mich für irgendwas bestraft.”
“So sah es aber nicht aus. Aber das ist ja auch egal. Die Szene hat sich mir eingebrannt. Ich kann sie einfach nicht vergessen.”
Ihr letzter Hoffnungsschimmer erlosch. “Und warum hast du mir dann das Interview gewährt?”
Dan betrachtete den Kugelschreiber, der vor ihm auf dem Tisch lag. “Es ist eine Geste. Dir will ich
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