Adam liebt Eve
nicht mehr verbergen. Glücklicherweise beeinträchtigte sie nicht ihre Arbeit, denn die anfängliche Übelkeit hatte sich gelegt. Im Oktober erhielt Jocelyn dann die Einladung zu Sarahs und Francis’ Verlobungsfeier.
“Vielen Dank für die Einladung, Sarah, aber ich kann nicht kommen. Man sieht mir jetzt deutlich an, dass ich ein Baby erwarte.”
“Aber Anna und Hugh kommen auch.” Sarah wollte keine Einwände gelten lassen. “Und falls du Angst hast, Dan zu begegnen: Er ist in den USA. Wahrscheinlich hat er es extra so eingerichtet. Übrigens solltest du besser den Zug nehmen, und natürlich übernachtest du bei uns.”
“Kommt nicht infrage! Dans Vater wohnt doch ganz in der Nähe. Sag Francis vielen Dank, aber ich kann wirklich nicht kommen.”
Schließlich gab Jocelyn doch nach, weil sie es leid war, sich von allen Leuten zureden zu lassen, allen voran Anna.
“Also gut, ich komme “, sagte sie schließlich missgestimmt. “Aber ich habe nichts anzuziehen. Hast du eine Ahnung, wo man ein Seidenzelt kaufen kann, Anna?”
“Nun übertreib mal nicht. So schlimm ist es ja wirklich noch nicht. Außerdem kauft Mutter dir ein Kleid. Und wenn du glaubst, du könntest dich Mutter widersetzen, dann hast du dich gründlich geirrt. Sie strickt schon Babysachen.”
“Ach Anna, mir ist das alles zu viel! Natürlich habe ich mir gewünscht, eines Tages ein Baby zu bekommen. Aber doch nicht jetzt und nicht unter diesen Umständen.”
“Das weiß ich”, sagte Anna mitfühlend. “Deswegen möchten wir dir ja gerade alle helfen. Nun hör endlich auf, so verflixt stur zu sein.”
Jocelyn stieg am Bahnhof Waterloo in den Zug nach Dorset und sah während der Fahrt nachdenklich aus dem Fenster. Inzwischen hatte sie ihre Meinung geändert. Sie wollte Dan doch erzählen, dass er Vater wurde. Bei einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung hatte sie auf dem Monitor gesehen, wie sich ihr Baby bewegte, und war fassungslos gewesen. Der Arzt hatte ihr eine Aufnahme in die Hand gedrückt. Zum ersten Mal hatte sie der Wahrheit ins Auge gesehen: Sie erwartete tatsächlich ein Baby, das aus ihrer Liebe zu Daniel Armstrong entstanden war. Sie liebte ihn noch immer, und er fehlte ihr sehr. Wie oft hatte sie in den vergangenen Tagen zum Hörer gegriffen, um Dan anzurufen. Doch im letzten Moment hatte sie immer der Mut verlassen.
Francis holte sie in einem alten Geländewagen vom Bahnhof ab, küsste sie freundschaftlich auf die Wangen und half ihr auf den Beifahrersitz. “Du siehst blendend aus, Jocelyn.”
“Ja, und ich werde immer runder”, antwortete Jocelyn trocken. “Sicher weißt du, dass ich eigentlich nicht kommen wollte.”
“Klar. Aber Sarah hat sich wieder mal durchgesetzt. Ihr kann man so leicht nichts abschlagen.” Er lachte vergnügt. “Wahrscheinlich hast du erraten, dass sie schon ein Auge auf mich geworfen hatte, lange bevor mir bewusst geworden ist, wie gut wir zueinander passen.”
“Ja, das habe ich gemerkt, als ihr mich zum Mittagessen eingeladen habt. Damals, als ich die Reportage über Eastlegh gemacht habe.”
“Apropos, hast du dich inzwischen dazu durchgerungen, Dan mitzuteilen, dass du ein Kind von ihm erwartest?”
Sie schüttelte den Kopf. Es war ihr peinlich, die Wahrheit zu verraten.
Taktvoll wechselte Francis das Thema und erzählte, die Wakefields würden schon auf sie warten. “Sie wollten dich eigentlich vom Bahnhof abholen, aber ich hatte sowieso etwas in Dorchester zu erledigen. Außerdem wollte ich dich gern unter vier Augen sprechen, bevor der Partyrummel losgeht.”
Als sie am hell erleuchteten Herrenhaus vorbei zum Bauernhaus fuhren, kamen Anna und Hugh zum Wagen, um Jocelyn herzlich zu begrüßen. Francis entschuldigte sich, weil er sich noch umziehen musste.
“Zeigt Jocelyn bitte ihr Zimmer. Ich muss mich schnell umziehen, damit ich rechtzeitig fertig bin, um mit Sarah die ersten Gäste zu begrüßen. Anna macht dir eine Tasse Tee, Jocelyn. Anschließend fährt Hugh dich hinüber zum Empfang in Eastlegh Hall”, sagte er vorher noch.
“Ach, die paar Schritte kann ich doch gehen”, protestierte Jocelyn.
“Kommt nicht infrage, heute Abend wirst du gefahren”, sagte Hugh bestimmt. “Mach dir keine Gedanken, Francis, wir kümmern uns schon um die werdende Mutter.”
“Also wirklich, Hugh!” Anna sah ihren Mann unwillig an, doch Jocelyn lachte nur.
“Lass ihn doch! Es sieht sowieso jeder, was mit mir los ist.”
Hugh lachte. “Nun mal los, Anna, mach ihr
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