Adam liebt Eve
eine Tasse Tee, und dann sieh zu, dass du sie ins Abendkleid steckst.”
“Das ist genau der richtige Ausdruck.” Jocelyn lächelte reumütig.
Eine halbe Stunde später legte sie noch ein wenig Make-up auf und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Das Haar fiel ihr auf die Schultern des langen dunkelblauen Chiffonkleids mit dem großzügigen, mit Perlen bestickten Ausschnitt. Hätte der Stoff nicht so über ihrem Bauch gespannt, hätte man das Kleid für eine ganz normale Abendrobe halten können. Jocelyn strich sanft über den Bauch, dann steckte sie ihre Perlenohrringe an und schlüpfte in die dunkelblauen Leinensandaletten, mit denen sie Dan beim Interview hatte beeindrucken wollen. Zwölf Zentimeter hohe Absätze waren sicher nicht gerade angebracht, wenn man schwanger war. Sie stöhnte. Viel herumlaufen würde sie nicht können. Aber gerade heute wollte sie allen zeigen, wie stolz sie darauf war, ein Baby zu bekommen.
Die Verlobungsparty machte ihr viel Spaß. Hugh und Anna blieben in der Nähe, und Jocelyn unterhielt sich mit den anderen Gästen, bevor sie ihre Bekanntschaft mit Elizabeth Wilcox erneuerte, die voll des Lobes für ihren Artikel über Eastlegh war. Auch ihr Mann äußerte sich sehr positiv darüber.
Die Feier war ein großer Erfolg, doch nach dem köstlichen Abendessen war Jocelyn erschöpft, und ihre Füße schmerzten. Nachdem sie Anna Bescheid gesagt hatte, ging sie auf die Terrasse, um frische Luft zu schöpfen. Erleichtert setzte sie sich auf eine der Marmorbänke, die ein Urahn der Morvilles aus Italien mitgebracht hatte, und streifte die Schuhe ab. Glücklicherweise war es noch recht warm für eine Oktobernacht.
Im Schein des Vollmonds konnte sie das Bauernhaus und das Haus von Sam Armstrong sehen. Sie seufzte. Wie lange hatte sie schon nichts mehr von Dan gehört! Sie wusste, dass er sich gegen die Denkmalschützer durchgesetzt hatte, die gegen sein Bauprojekt an der Themse gewesen waren, doch das war auch alles.
Nachdenklich sah sie vor sich hin und überlegte, was Dan in den USA vorhatte und wer bei ihm war. Als sie plötzlich Schritte näher kommen hörte, schlüpfte sie schnell wieder in ihre Sandaletten und sah lächelnd auf. Und dann wurde ihr Blick fassungslos, denn vor ihr stand ein großer, unverwechselbarer Mann mit zwei Gläsern in der Hand. Jocelyn blinzelte. Diese Szene kam ihr nur zu bekannt vor. Nur ein wesentliches Detail hatte sich geändert.
“Hallo, Jocelyn. Die anderen haben mir gesagt, dass du hier draußen bist”, sagte Dan ruhig.
Sie hatte sich wieder gefangen und rang sich ein Lächeln ab. “Daniel Armstrong höchstpersönlich. Im ersten Moment dachte ich, meine Fantasie hätte mir einen Streich gespielt.”
“Ja, es ist wie damals.”
“So ungefähr. Wieso bist du nicht in den USA?”
“Warum sollte ich dort sein?”
“Sarah hat es behauptet.”
Aus dem Haus erklangen herzliches Lachen und Stimmengewirr.
“Wahrscheinlich hat Sarah zum ersten Mal in ihrem Leben geschwindelt”, sagte Dan. “Ich nehme an, du wärst nicht gekommen, wenn du gewusst hättest, dass ich auch hier bin.”
“Wahrscheinlich nicht. Obwohl ich mich gewundert habe, dass ausgerechnet du die Verlobung deines besten Freundes verpassen solltest. Freust du dich für Sarah und Francis?”
“Sehr sogar. Ich habe schon vor Jahren damit gerechnet, dass sie heiraten werden.”
Jocelyn lächelte. “Dann muss der arme Francis als Letzter gemerkt haben, wie gut er und Sarah zusammenpassen.”
Dan zuckte die Schultern. “Nicht alle Menschen verlieben sich auf den ersten Blick.”
“Nein.” Jocelyn wurde plötzlich ernst. “So etwas gibt es wohl nur in Liebesromanen.” Sie nahm allen Mut zusammen. Gleich würde sie Dan erzählen, dass sie ein Kind von ihm erwartete. “Ist eins der Gläser für mich?” Sie stand auf und trat aus dem Schatten heraus.
Dan sah sie ungläubig an und ließ ein Glas auf den Steinboden fallen.
“Alles in Ordnung, Jocelyn?”, rief Anna besorgt und kam mit Hugh auf sie zu. “Ich habe ein Klirren gehört.”
“Ja, mir geht es gut. Ihr erinnert euch doch an Dan Armstrong?”, fragte Jocelyn gefasst.
Die drei begrüßten einander höflich, doch als Jocelyn vortreten wollte, drückte Dan Hugh das andere Glas in die Hand und kam schnell auf sie zu. “Bleib stehen, hier liegen überall Splitter.”
“Ich hole jemanden, der sich darum kümmert”, versprach Hugh und zog Anna mit sich.
“Jetzt weißt du also Bescheid”, sagte Jocelyn, als
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