Adam liebt Eve
trug sie zum Wagen. Kurz darauf befanden sie sich auf der Fahrt nach Acton. Da sehr viel Verkehr herrschte, unterhielten sie sich kaum, hatten jedoch vereinbart, später noch einmal zu besprechen, was nun werden sollte.
Endlich parkte Dan vor dem Haus, half Jocelyn aus dem Wagen und trug sie nach oben ins Wohnzimmer. “Würdest du mich bitte vor dem Badezimmer absetzen?”, bat sie verlegen.
Inzwischen holte Dan ihren Koffer aus dem Auto und stellte ihn ins Schlafzimmer. Als er wieder herauskam, lehnte Jocelyn kreidebleich an der Badezimmertür.
Auch Dan war blass geworden. “Was ist los, Jocelyn?”, fragte er besorgt.
“Ich weiß nicht. Aber mir geht es gar nicht gut.”
Einige Stunden später lächelte Jocelyn Dan erschöpft von einem Krankenhausbett aus an. “Du siehst schrecklich aus”, sagte sie.
“Das ist doch egal.” Er setzte sich aufs Bett und umfasste ihre Hand. “Ich habe gerade mit der Oberärztin gesprochen. Dem Baby geht es gut. Aber sie wollen dich zwei, drei Tage zur Beobachtung hier behalten. Anschließend musst du dich weiter ausruhen.”
“Ich weiß. Sie hat es mir vorhin gesagt.”
“Weißt du, was das bedeutet?”, fragte er eindringlich.
Sie nickte bedrückt. “Ich werde nicht arbeiten können.”
“Du wirst überhaupt nicht mehr in die Redaktion gehen können. Du kannst doch auch zu Hause arbeiten, Jocelyn. Es gibt eine Möglichkeit, oder?”
Jocelyn nickte. “Ja, aber ich werde weniger Geld verdienen.”
“Das dürfte wohl kaum ein Problem sein”, sagte er ausdruckslos.
“Für mich schon.”
“Nein, denn die Lösung liegt auf der Hand, Jocelyn.” Dan sah sie eindringlich an. “Heirate mich, zieh zu mir nach Kew, und arbeite dort.”
“Das klingt schrecklich geschäftsmäßig”, fand sie. “Bist du auch ganz sicher, dass du das willst, Dan?”
“Wie oft soll ich es denn noch sagen? Ich habe dich auf den ersten Blick begehrt, und daran hat sich nichts geändert. Das musst du doch spüren!”
Ihr war das alles auf einmal zu viel. Sie war so schrecklich müde – viel zu müde, um über Entscheidungen von solcher Tragweite nachzudenken. Glücklicherweise kam eine Schwester ins Zimmer, die Dan höflich, aber bestimmt hinauskomplimentierte.
“Ich komme morgen wieder”, versprach er und küsste Jocelyn zum Abschied auf die Wange. “Soll ich Anna anrufen?”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, sie regt sich nur unnötig auf. Ich spreche mit ihr, wenn ich wieder zu Hause bin.” Sie biss sich auf die Lippe. “Du könntest mir aber einen Gefallen tun und morgen früh Jack Ormond von mir ausrichten, dass ich eine Weile außer Gefecht gesetzt bin.”
“Es wird mir ein Vergnügen sein”, antwortete Dan. “Denk bitte darüber nach, was ich gesagt habe, Jocelyn. Wir besprechen es morgen. Schlaf gut.”
Als Jocelyn am nächsten Morgen aufwachte, sah sie plötzlich viel klarer. Natürlich wollte sie Dan heiraten. Danach hatte sie sich die ganze Zeit gesehnt. Allerdings nicht unter diesen Umständen.
Am frühen Vormittag brachte ihr eine Schwester eine Schachtel mit gelben Rosen auf Feigenblättern. Vielleicht wird doch noch alles gut, dachte Jocelyn, als sie den Duft der wunderschönen Blumen einatmete.
“Mr Armstrong hat gerade angerufen, um zu fragen, wie es Ihnen geht”, erzählte die Schwester. “Ich gebe den Blumen Wasser, dann komme ich wieder.”
Auf der Karte stand nur ‘von Dan’, sonst nichts. Jocelyn lächelte wehmütig. Hätte er nicht wenigstens ‘alles Liebe’ schreiben können? Doch er brachte seine Gefühle eben durch die Blume zum Ausdruck.
Die Schwester stellte die Rosen mit den Feigenblättern in eine Vase, für die sie Platz auf Jocelyns Nachttisch machte.
Jocelyn betrachtete sie hingerissen und strich über die sich wölbende Bettdecke, die sich hin und wieder bewegte. “Wenn du nichts dagegen hast, Kleines, sage ich Ja”, flüsterte sie.
11. KAPITEL
Das kleine Wort von Jocelyn löste einen wahren Trubel aus. Jeder hatte einen anderen Vorschlag, wo Jocelyn Georgina Hunter Daniel Adam Francis Armstrong heiraten sollte.
Dan hätte sie am liebsten sofort zum Standesamt geschleppt, Anna und ihre Eltern boten an, den Hochzeitsempfang in ihrem Haus in Warwickshire zu geben, nach der Trauung in der Kirche, wo Jocelyns Vater so lange Pastor gewesen war, während ein überglücklicher Lord Morville darauf bestand, dass auf Eastlegh geheiratet und gefeiert wurde.
“Wir hätten heimlich heiraten sollen”, sagte Dan missmutig.
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