Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
Vom Netzwerk:
Beförderung beglückwünschte.
    »Herr Richter, jetzt schauen Sie sich das an. So sieht ein deutscher Krieger aus.« Und mit ihren Fingern berührte sie einen Orden, der an Bubis Brust baumelte.
    Giesel und ich stiegen gemeinsam die Treppe hinauf, so wie damals. Nicht unser Damals, Anna, ein anderes, jüngeres Damals. Nun war Bubi ein Sturmscharführer. Er war für eine Woche im Generalgouvernement, weil Egon Horst, das Riesenbaby, sein ständiges Lachen gegen einen Keuchhusten eingetauscht hatte und Anita hysterisch nach der Anwesenheit ihres Mannes verlangt hatte.
    »Sie übertreibt«, sagte er, »aber du kennst sie ja.«
    Onkel Kurt hatte ihn gedrängt, mir einen Besuch abzustatten, um mir persönlich das Beileid der Giesel-Männer zu bekunden.
    »Wart ihr zusammen im Osten, du und Bussler?«, fragte ich.
    »Nicht die ganze Zeit.« Bubi stand auf, und für einen Moment dachte ich, er wäre gewachsen, aber es war nur sein Gesicht, das gealtert war. Wie selbstverständlich öffnete er einen Schrank in meiner Küche, zog eine halbvolle Flasche Wodka und zwei Gläser heraus und stellte sie auf den Tisch.
    »Versteh mich nicht falsch, Anton, aber Bussi war einfach zu weich. Ich frage mich, wann das passiert ist. Früher war er… Vielleicht ist es das Alter. Es gab schon in Krakau Unstimmigkeiten. Wenn ich an Prag denke. Da hatte er noch Biss. Verfluchte Sowjets… Mann, Bussi hat sich nicht gut angestellt.«
    »Aber du anscheinend schon?« Ich lächelte.
    »Jawoll«, sagte er und erhob sein Glas. »Schade um den armen Bussi. Er hat geglaubt, dass der Chef selbst ihn schützen würde…«
    »Welcher Chef?«
    »Heydrich. Bussler hat wirklich gedacht, er kommt mit seiner Weichnummer durch, aber mein Onkel hat mir gesagt, dass Julian sich was vorgemacht hat. Was ich meine… also vielleicht ist es besser so, dass er jetzt… Es war echt ein Trauerspiel, was Bussi da abgeliefert hat.«
    Ein dunkler Schatten huschte über Bubis Augen.
    »Und wie geht es mit dir weiter?«, fragte ich.
    »Ich bleibe noch drei Tage in Warschau. Und wenn ich das nächste Mal wiederkomme, Anton, dann werde ich sicher kein Sturmscharführer mehr sein. Auf den Sieg, mein Freund.«
    Die Gläser klirrten.
    »Erinnerst du dich noch an früher, als du dir manchmal meinen Schlüssel geliehen hast? Wie hieß das polnische Mädchen?«, fragte ich.
    »Ach Anton, das ist tausend Jahre her. Damals war ich ein dummer Junge, mehr nicht.«
    »Und jetzt? Was bist du jetzt?«
    »Jetzt? Ich kämpfe für mein Vaterland.«
    »Auch gegen Frauen und Kinder?«, fragte ich, ohne nachzudenken.
    Wut entstellte Giesels hübsches Gesicht. »An deiner Stelle wäre ich vorsichtig mit solchen Äußerungen.«
    »Drohst du mir, Bubi?«
    »Ja.« Sein Lächeln war kälter als der polnische Winterwind. Die Stille kroch in meine Lungen und ließ mich nur mit Mühe weiteratmen.
    »Mein Onkel hält eine ganze Menge von dir, meine Frau dagegen gar nichts. Und ich bin mir nicht sicher, was ich von dir halten soll. Wer bist du, Anton?«
    »Nur ein dummer Junge, mehr nicht.«
    Der Sturmscharführer schlug sich auf die Schenkel und lachte. Ich war auf der Hut und erwähnte weder den Osten noch Bussler wieder. Ich fragte nach Bernadette. Bubi berichtete mir, erschreckend ungerührt, dass sie offenbar noch immer unter dem Tod ihrer Schwester leide. »Natürlich ist das nicht einfach für so ein Kind, aber trotzdem, sie benimmt sich fürchterlich, und niemand spricht ein Machtwort. Man lässt ihr einfach alles durchgehen.«
    »Arme Bernie«, sagte ich.
    Bubis Antwort war ein Augenrollen.
    Bevor er sich verabschiedete, drückte er mir eine Tüte in die Hand. Zwergfeigen, ein Geschenk seiner Schwiegermutter.
    Ich streifte durch den bereits fast winterlichen Schlossgarten. Die Dunkelheit legte sich schon lange, bevor es Abend wurde, über das Generalgouvernement. Ich übte mich in Geduld, was mir von Tag zu Tag schlechter gelang.
    Anna, es war seltsam leer in mir. Da war einfach nichts. Selbst dein Gesicht und deine Stimme verschwanden aus meinem Geist.
    In einem dieser Momente jenseits aller Traurigkeit rief Tadeusz mich herbei. Er führte mich in unsere Hütte. Janusz hatte in dem Ofen ein Feuer entfacht und lächelte mir zu, als ich eintrat.
    »Adam«, sagte er.
    Tadeusz hatte mir nicht erzählt, dass Janusz eingeweiht war, und beide bemerkten meine Unsicherheit.
    »Ist in Ordnung«, sagten sie fast gleichzeitig.
    Ich setzte mich auf eine der Holzkisten und versorgte meine polnischen

Weitere Kostenlose Bücher