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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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gezeigt. Eine junge Frau, schmal, nicht zu auffällig. Ich kann ihr ein Versteck organisieren. Ich habe auch jemanden, der sie sicher aus dem Ghetto schaffen kann. Und ewig wird dieser Krieg nicht dauern.«
    Er sprach nicht weiter. Tadeusz fuhr sich angestrengt durchs Haar, und Janusz zupfte an einem Büschel Stroh, das unter seinem linken Schuh klebte.
    »Und… Und was wollen Sie dafür?«, fragte ich, als ich verstanden hatte, dass Abraham genau darauf wartete.
    »Sie werden für Anna ins Warschauer Ghetto gehen und auf meine Máme aufpassen. Sie werden bei ihr bleiben, egal was geschieht.«
    Stille.
    »Das ist der Handel. Annas Freiheit gegen Ihre.«
    »Du musst nix sofort ja sagen«, flüsterte Tadeusz.
    »Adam, so ist es nun mal. So macht man heute Geschäfte«, sagte Abraham. »Ich liebe meine Máme, und es beruhigt mich, zu wissen, dass jemand bei ihr ist, der sie beschützt.«
    »Warum machen Sie das nicht selbst? Sie beschützen.«
    »Weil ich leben möchte.« Er faltete die Hände und betrachtete seine Finger. »Als unsere beiden Freunde hier mir Ihre Geschichte erzählt haben, da habe ich gewusst, dass Sie der Richtige sind.«
    »Du musst nix sofort entscheiden«, sagte Tadeusz, nun etwas lauter.
    »Wie würde das alles vonstatten gehen? Wie…?«
    Abraham lächelte. »Wir holen Anna raus und bringen Sie rein. Das Geld, das wir durch den Verkauf Ihrer arischen Papiere einnehmen werden, wird wohl für den Anfang reichen. Alles, was dann kommt, bezahle ich, solange Sie sich um meine Máme kümmern.«
    »Wo werden Sie Anna hinbringen?«
    »Sie wird in Sicherheit sein.«
    »Gut. Woher wissen wir beide, dass… Woher weiß ich, dass…«
    »Woher wir wissen, dass wir uns an unsere Abmachung halten?«, unterbrach er mich. »Wir werden uns die Hand darauf geben, Adam.«
    Ich versuchte mich an alles, was Edda Klingmann mir beigebracht hatte, zu erinnern. Zuerst befürchtete ich, dass mir die Gabe des Sehens im besetzten Polen abhanden gekommen wäre. Doch dann öffnete sich Abrahams Gesicht, und ich konnte lesen. Seine Haselnussaugen und der spitze Mund verrieten mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Aber mehr als das: Ich wollte ihm vertrauen.
    »Wird Anna wissen, dass ich…«
    »Nein. Ich denke, mein lieber Adam, dass es kaum eine Frau gibt, die so ein Opfer annehmen würde. Nicht wahr?«
    Und dann streckte er seine Hand aus.
    Alles wurde schwarz vor meinen Augen. Die Gitterstäbe, Anna. Aber dann hörte ich deine Stimme und sah dein Gesicht auf der anderen Seite meines Käfigs.
    Ich kannte das Ghetto, ich kannte die Kinder mit den alten Augen und den dünnen Fingern. Niemand kann sagen, dass ich nicht gewusst habe, worauf ich mich einließ. Und es war doch ein faires Geschäft: Freiheit gegen Freiheit.
    Abrahams Hand war warm und rauh.
    Anton Richter verließ Kressendorf, um in Pisa mit einem angesehenen Botaniker die Züchtung der blauen Rose zu erforschen. Der Generalgouverneur persönlich genehmigte ihm die Reise nach Italien. Bei dieser Gelegenheit betrat ich das erste Mal das Innere des Schlosses.
    Frank empfing mich in dem sogenannten Danziger Zimmer. Im hinteren Teil des Raums eine Wendeltreppe, bewacht von zwei Holzrittern. Eine Treppe, die mich an Berlin erinnerte, an den Dachboden, an Edda Klingmann, an damals.
    Inmitten dieser hölzernen Pracht sah Frank mehr denn je aus wie eine Putte. Man hätte ihn braun anmalen und zu den Wächtern der Stufen stellen sollen. Ein fetter Engel, erstarrt, zur Untätigkeit verdammt und unschädlich gemacht.
    Mit einem deutschen Händedruck und einem »auf bald« verabschiedete Dr.   Hans Frank seinen Rosenzüchter.
    Adam Cohen überlegte, was er einpacken sollte. Was brauchte man im Ghetto?
    In meinem Koffer landete die Puppe Anton, Busslers Geige, ein Foto, das einen kleinen Jungen mit seinem Hündchen zeigte. Drei Pullover, zwei Hosen. Unterwäsche. Ein kleiner Jutesack, in dem, eingebettet in Erde, die Wurzeln der Zitronenrosen schliefen. Die Jacke, die einst meinem Großvater gehört hatte, zog ich an. In meiner Hosentasche lagen die Reste eines Bandes.
    Anton und Adam traten das letzte Stück ihrer gemeinsamen Reise an. Schon bald würden sich ihre Wege für immer trennen.
    Ich stieg die Treppe hinab und klopfte an die Kufner’sche Tür, um der Frau des Hauswarts meine Wohnungsschlüssel auszuhändigen.
    »Und wann kommen Sie zurück, Herr Richter?«
    »Das hängt ganz davon ab.«
    »Wovon?«
    »Vom Erfolg.«
    »Soll ja ein wunderschönes Land sein. Italien.

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