Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
Vom Netzwerk:
über… Ich habe es vergessen. Aber das können Sie ihn ja selbst fragen.«
    »Werde ich mit Frau Blemmer und diesem Professor zusammenwohnen?«
    Rafal nickte. »Natürlich, Sie sind doch jetzt Frau Blemmers Schutzengel.«
    »Was… was erwartet Abraham eigentlich von mir, außer dass ich bei ihr bleibe?«
    »Nichts, nur dass Sie bei ihr bleiben.« Rafal lächelte. »Und die beiden haben Herakles wirklich im Griff.«
    »Wer ist Herakles?«
    »Ach, Herakles«, sagte er und winkte ab.
    Herakles beunruhigte mich, aber bevor ich nachfragen konnte, standen wir auch schon vor dem Haus, in dem ich leben sollte. Der Eingang war grau und feucht, wahrscheinlich hatte auch dieses Gebäude ein Damals, ein weißeres, wärmeres Damals. Wir stiegen die Stufen hoch. Ein Wohnloch neben dem anderen. Teilweise fehlten die Türen. Ein sehr hässliches Puppenhaus, erschaffen von einem übelgelaunten Kind. Aber ich hatte Glück, mein neues Zuhause hatte eine Tür, an die man klopfen konnte.
    Geschrei drang aus dem Inneren. Rafals Finger trommelten gegen das Holz. Er räusperte sich und zupfte an seiner Uniform.
    Abrahams Beschreibung hätte nicht treffender sein können: Alle Klischees hatten in Ruth Blemmers Gestalt zu übersteigerter Wirklichkeit gefunden. Die Nase, die Augen, die Haare.
    Frau Blemmer und Professor Menden stritten weiter, obwohl Rafal und ich bereits im Zimmer standen. Ein paar Bücher, ein eiserner Ofen, ein großer Schrank und das Bett, in dem der Professor lag, machten das gesamte Inventar aus.
    »Es waren zwölf Kartoffeln, Professor. Jetzt sind es nur noch neun. Also fehlen drei. Sie haben sie nicht genommen, ich habe sie nicht genommen, also war es Herakles.« Und dann schlug sie gegen den Schrank. »Herakles, wo sind die Kartoffeln. Herakles!«
    »Frau Blemmer, wir haben Besuch…«, sagte Menden in besänftigendem Ton.
    »Drei Kartoffeln. Herakles. Herakles!«
    »Bitte, jetzt ist es aber genug, Frau Blemmer.«
    Sie schnaufte verächtlich und knallte ihre Pranke ein letztes Mal gegen den Schrank. Dann war es still.
    »Guten Tag«, sagte ich vorsichtig. Ihr Blick konnte einen das Fürchten lehren, aber er streifte mich bloß und wanderte weiter.
    »Rafal, Sie sehen aus wie ein Narr in Ihrem Aufzug. Dieser Knüppel, lächerlich.« Abrahams »hipsche Máme« verzog ihre Unterlippe. »Mir wird schlecht, wenn ich Sie angucke.«
    »Ich bringe Ihnen Adam, Frau Blemmer«, sagte der Hilfspolizist höflich.
    Sie musterte mich. Dann riss sie ihre Arme in die Höhe und sandte ein hebräisches Stoßgebet – oder war es ein Fluch? – Richtung Decke.
    »Das reicht jetzt wirklich«, unterbrach Menden sie.
    Wie er so dalag, eingewickelt in Daunen, erinnerte er mich an Egon Horst, das Riesenbaby. Er richtete sich ein wenig auf und hieß mich willkommen.
    »Dann kann ich ja jetzt gehen«, sagte der jüdische Polizist. »Adam, ich komme morgen früh wieder, und dann besprechen wir alles Weitere.«
    »Am besten dann, wenn ich nicht da bin, Rafal«, zischte Ruth Blemmer. »Sie wissen, dass ich Ihre Anwesenheit nicht ertragen kann.«
    Rafal lächelte und verschwand.
    Mühsam stieg der Professor aus seinem Bett, umrundete den riesigen Hintern von Abrahams Máme und reichte mir die Hand.
    Mendens Körper war aufgedunsen und von seinen grauen Haaren nur ein Kranz auf dem Kopf übriggeblieben.
    »Dann zeige ich Ihnen mal Ihre Gemächer. Was ist mit Ihnen, Frau Blemmer, sind Sie mit von der Partie?«
    »O nein, Professor. Ich muss noch einmal weg.« Und ohne sich von mir zu verabschieden, eilte sie davon.
    »Vielleicht sollte ich mit ihr gehen. Ich meine, ich soll schließlich auf sie aufpassen. Oder?«, fragte ich unsicher.
    »Ich glaube nicht, dass Frau Blemmers Sohn von Ihnen erwartet, dass Sie ihr die ganze Zeit hinterherlaufen.«
    Die Wohnung bestand aus drei miteinander verbundenen Räumen. Mendens Zimmer war das größte. Eine Tür führte in das zweite, in dem ich wohnen würde, und von dort gelangte man in das dritte, das der Nilpferddame gehörte.
    »Man hat nicht viel Privatsphäre.« Der alte Mann lächelte traurig. »Das Bad ist draußen, eine Etage höher. Tja… Willkommen, Adam.«
    Es gab nur eine Matratze und einen Stuhl, aber mehr hätte auch gar nicht reingepasst. Ich stellte meinen Koffer ab.
    »Kommen Sie«, sagte Menden und führte mich zurück in sein Zimmer. »Herakles, sie ist weg.«
    Nichts rührte sich.
    »Herakles, wir haben einen neuen Mitbewohner, du wirst ihn mögen. Komm endlich raus.«
    Die Schranktür

Weitere Kostenlose Bücher