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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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durchschlagen.“
    Folkmar nickte zufrieden. Eine richtige Entscheidung, mehrere kleine Gruppen waren auf der Flucht schlechter zu verfolgen als eine große.
    „Wenn wir Glück haben, kommt Lare unbeachtet davon. Niemand weiß, dass wir nach Warnstedt unterwegs waren.“
    „Falls es wirklich Verrat war, dann kennt der Zuträger alle Beteiligten!“, gab Adelheid zu bedenken.
    Doch Folkmar schüttelte den Kopf. „Nur wenn der Mistkerl aus unserer Runde stammt! Und das kann ich mir einfach nicht vorstellen! Die untergeordneten Befehlshaber wussten nicht, wer alles an der Verschwörung teilnimmt, wir waren sehr vorsichtig und haben jedes Mal Decknamen benutzt.“
    „Was ist mit Wiprecht? Wird er standhalten, selbst wenn der König eine peinliche Befragung anordnet?“ Adelheids Sorgen fanden immer neue Nahrung.
    „Er ist ein erfahrener alter Haudegen. Er lässt sich gewiss nicht von solch einem Grünschnabel einschüchtern. Eher legt er Hand an sich selbst, um sich vor dem Verlust seiner Würde zu schützen.“ Ludwig sprach mit ernster Stimme und Adelheid fiel auf, wie reif und erwachsen er plötzlich wirkte.
    „Du nennst Heinrich einen Grünschnabel?“, fragte Folkmar und musste unwillkürlich schmunzeln. „Er ist um die sechs Sommer älter als du, mein Sohn!“
    Ludwig zog die rechte Augenbraue hoch und blickte seinen Vater fast unwillig an. Eine steile Falte entstand auf seiner Stirn. In diesem Moment sah er seiner Mutter sehr ähnlich. „Ob jemand ein Grünschnabel ist, oder nicht, Vater, das hängt für mich nicht vom Alter ab, sondern vom Verstand!“
    „Wohl gesprochen Herr Sohn! Was wohl auch heißt, dass selbst dein Vater nicht davor gefeit ist, von dir einmal ähnlich betitelt zu werden?“, lachte Adelheid.
    Ludwig schwieg diplomatisch und grinste.

A ls Adelheid am nächsten Morgen mit Helisende und Beringar zur Prim ging, fiel ihr zum ersten Mal bewusst auf, wie sich die Kapelle verwandelt hatte, seit Pater Caesarius nicht mehr war. Die alte Eichentür knarrte zwar noch immer, aber das Kirchlein war peinlich sauber. Die Luft roch nicht mehr nach muffigem Staub und unzähligen abgebrannten Dochten, sondern war frisch und erfüllt vom Duft der kleinen Frühlingssträuße, die auf dem Altar standen. Sie fragte sich, ob der neue Pater die Schneeglöckchen, Märzenbecher und Leberblümchen selbst gepflückt hatte. Während sie vor dem Altar kurz knickste und dann in der ersten Reihe Platz nahm, grübelte sie, was sich noch verändert hatte. Es war ungewöhnlich hell in der kleinen Kirche, deren im Laufe der Jahre dunkel gewordenen Holzwände das Licht sonst verschlangen wie Gewitterwolken die Sonne. Ein frischer Luftzug streifte ihre Wange und sie blickte auf. Die Rahmen waren aus den Fenstern genommen worden und die morgendliche Sonne schien auf den Altar. Selbst der gekreuzigte Sohn Gottes, der von oben herab auf die Blumenpracht schaute, wirkte bei diesem Licht fast fröhlich. Wieder einmal erwachte in Adelheid das schlechte Gewissen, was den Zustand des Gotteshauses anging. Wenigstens etwas Kalk zum Weißen der Wände müsste übrig sein! Sie nahm sich fest vor, mit Robert darüber zu sprechen. Eine neue Altardecke wäre auch nötig. Folkmar betrat die Kapelle und zündete eine Opferkerze an. Er setzte sich an ihre freie Seite und flüsterte: „Für Wiprecht!“
    Sie nickte nur und verfolgte dann die Messe, wobei sie sich bemühte, wirklich zuzuhören und nicht mit den Gedanken abzuschweifen, wie sie es sonst gern tat. Ab und zu erwischte sie sich jedoch dabei, wie sie den schmächtigen Pater Julius betrachtete, und darüber nachdachte, was er wohl für ein Mensch sein möge. Sein blasses schmales Gesicht wirkte wie aus Fichtenholz geschnitzt, die hakenförmige Nase verlieh ihm etwas Raubvogelhaftes, was ihn jedoch nicht hässlich machte. Der gekreuzigte Heiland hinter ihm über dem Altar ähnelte ihm so sehr, dass Adelheid sich unwillkürlich fragte, ob er dem Holzschnitzer vielleicht als Modell gedient hatte. Der Pater schien sehr konzentriert und doch spürte sie, dass auch er seine Schäfchen genau beobachtete. Einige Male trafen sich ihre Blicke und Adelheid erkannte zwei wache braune Augen, in denen goldene Pünktchen das Sonnenlicht reflektierten.
    Nach dem der Pater seine Liturgie beendet hatte, und die anderen die Kirche verließen, um gemeinsam im Saal die erste Mahlzeit des Tages einzunehmen, blieb sie sitzen. Sie wollte mit sich ins Reine kommen, die widersprüchlichen Gedanken der

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