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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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unter Begleitschutz zurück. Gleichzeitig befahl sie ihm, Johannes und Magdalena vor der erneut drohenden Gefahr zu warnen.
    In den frühen Morgenstunden, der Tau glitzerte noch am Burggraben, erregte eine kleine Gruppe von Reitern die Aufmerksamkeit der doppelt besetzten Wachposten auf dem Ostturm. Doch es war lediglich der zurückkehrende Begleitschutz, dessen Anführer einen Brief von Adele für ihre Mutter aus der Satteltasche zog. Die Kammerfrau fand ihre Herrin bereits wach und reichte ihr die Schriftrolle. Adelheid trat an das Fenster, weil das Morgengrauen den Raum noch nicht ausreichend erhellte.
    Hastig brach sie das Siegel der Straußberger und las:
    „Hochgeehrte Frau Mutter,
die Wehen haben eingesetzt und Euer erstes Kindeskind drängt an das Licht der Welt. Ich weiß sehr wohl, wie gern Ihr jetzt bei mir stündet und auch ich wäre um einiges zuversichtlicher, hätte ich Euch an meiner Seite. Doch schlagen zwei Herzen in Eurer Brust, eines für Lare und eines für Eure Familie. Höret heute auf die Stimme des ersten und bleibet dort, wo man Euch am dringendsten benötigt: bei den Bewohnern Eurer Burg, die auch meine Heimatstätte ist. Ich werde diesen Kampf mit Gottes und mit Magdalenas Hilfe allein ausfechten, in der Gewissheit, Euch in Sicherheit hinter den festen Mauern Lares zu wissen.
    Es grüßt und küsst Euch herzlich
    Eure Adele“
    Adelheid lehnte die Stirn an die kühle steinerne Wand und ließ ihren Blick aus dem Fenster über die grünen Weiten jenseits des Bergspornes schweifen. Wie gut Adele sie kannte! Sie war tatsächlich erwachsen, ihre große Tochter. Eine kalte Hand fasste nach ihrem Herzen. „Allmächtiger Gott, steh ihr bei! Nimm sie mir nicht, gönne ihr ein glückliches Leben mit vielen gesunden Kindern!“ Ein kleiner Rest der alten Bitterkeit stieg in ihr auf, wie sie früher in ihr herrschte, wenn sie den Herrn vergeblich um etwas gebeten hatte. Doch sie verdrängte die dumpfen Erinnerungen rasch und kleidete sich an, um ihren morgendlichen Rundgang über die Burg zu absolvieren. Seit die Männer nicht mehr da waren, machte sie mehrmals am Tag solche Inspektionen und wehe dem Knecht oder dem Soldaten, den sie bei einer Nachlässigkeit erwischte!
    Der Tag zog sich endlos in die Länge und bei jedem ungewöhnlichen Geräusch auf dem Burghof stürzte Adelheid ans Fenster. Als die Sonne bereits glutrot auf den Mauern lag, wurde sie zumindest von einer Sorge befreit. Der Straußberger Knappe kam auf seinem Schimmel über die innere Zugbrücke gesprengt. Quer vor ihm saß Helisende, die ihn bereits am äußeren Tor in Empfang genommen hatte und ohne auf Schicklichkeit zu achten, einfach aufgesprungen war, um schneller zum Palas zu gelangen. Sie hielt sich mit einer Hand am Sattelknauf fest, wedelte mit dem freien Arm und rief schon von weitem: „Es ist ein Junge! Mutter, hört Ihr? Ein Junge!“
    Vor den Augen und Ohren des herbeieilenden Gesindes berichtete der Bote, dass Adele am Nachmittag von einem zwar kleinen, aber munteren Jungen entbunden worden sei, Mutter und Kind seien gesund. Bei dem Gesinde war die ruhige und besonnene Adele sehr beliebt und die Mägde führten spontan ein paar ausgelassene Hüpfer aus, die in Freudentänzen gipfelten, als Adelheid, die ihr Glück ebenfalls schlecht verbergen konnte, spontan zum Abendessen einen zusätzlichen Becher Wein für jeden versprach.
    Der Sorgen um einen möglichen Racheakt des Königs gegen die Burg Lare wurde Adelheid nicht so schnell ledig. Das Jahr ging ins Land und die Grafschaft blieb unbehelligt. Doch obwohl Adelheid vor Sehnsucht nach Mann und Söhnen fast verging, wagte sie nicht, nach Huisburg zu reisen. Sie beschränkte den Kontakt auf berittene Boten, sorgsam darauf bedacht, das Gerücht von einer Geisteskrankheit des Burgherrn aufrechtzuerhalten.
    Kurz vor dem Weihnachtsfest, ein kalter Winter hatte das Land bereits fest im Griff, mehrten sich die Nachrichten, der Kaiser verlasse das Land und ziehe sich erneut nach Rom zurück. Er hatte im Norden seines Reiches nicht wieder richtig Fuß fassen können, stark geschwächt in Macht und Ansehen wollte er nun wenigstens im Süden das wenige retten, was noch möglich war.
    Als am Neujahrstag die Nachricht eintraf, Heinrich habe mit seinem Gefolge die Alpen überschritten, sandte Adelheid am folgenden Morgen den schnellsten Reiter der Burgbesatzung als Eilboten zum Kloster Huisburg, um Ludwig und Folkmar nach Hause zu holen. Sicher würde Abt Altfried auch von diesen

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