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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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ihm in die Zügel zu greifen. Doch diese Tat hätte sie womöglich enttarnt, denn welches alte Kräuterweib würde es wagen, einem Streitross an das Zaumzeug zu gehen?
    „Herr!“
    Empört über diese Störung drückte der Reiter seine gespornten Fersen unter den Pferdebauch und versuchte, das Tier vorwärtszudrängen. „Geh aus dem Weg, alte Vettel, wir sind unterwegs im Auftrag des Kaisers.
    Doch das Pferd war noch nicht verdorben durch Schlachten und unmenschliche Kämpfe, es scheute davor zurück, einen Menschen einfach nieder zu rennen und verweigerte seinem Herrn den Gehorsam. Adelheid nutzte diese Chance.
    „Herr, diesen Weg könnt Ihr Euch sparen, die Herrschaften von Lare sind längst nicht mehr da!“
    „Was soll das heißen?“ Eine ruhige, fast gleichgültig klingende Stimme mischte sich ein. Der Anführer des Haupttrupps, der nach der Ursache der Verzögerung sehen wollte, hatte sein Pferd neben das des Vorreiters gelenkt.
    Adelheid wurden von neuem die Knie weich, denn sie erkannte unter dem hochgeklappten Visier das runde Gesicht von Godhart, dem Neffen ihres alten Mülhuser Widersachers, der nach dem Kampf gegen die Gebraer Bauern unter seltsamen Umständen gestorben war.
    „Die Herrschaften von Lare sind fortgezogen, sie …“
    Ihre Stimme versagte jetzt ganz und der Späher legte eine Hand an sein Schwert, als er sie anherrschte: „Sprich weiter, Alte, oder ich helfe ein wenig nach, indem ich dir die Zunge lockere.“
    „Der Herr Folkmar von Lare – er ist dem Wahnsinn verfallen – wusstet Ihr das nicht? Er wird in einem Kloster von Mönchen gepflegt.“ Sie sprach jetzt lauter, ließ aber den Kopf gesenkt, um Godhart keine Möglichkeit zu geben, in ihr Gesicht zu blicken.
    „Und sein Ältester?“ Godharts Stimme klang noch immer, als rede er über das Wetter des vergangenen Tages, doch sie hörte ein gefährliches Lauern heraus.
    „Der junge Herr Ludwig? Der ist längst weg! Soll irgendwo im Sächsischen sein Unwesen treiben. Keiner weiß Genaues.“
    „Wer verwaltet die Burg?“
    Adelheid überlegte fieberhaft, vor wem der Mülhuser wohl Respekt haben würde. „Sie steht unter dem Schutz eines hohen Herrn aus Goslar, man sagt, er sei der Herzog der Sachsen und ein Freund unseres Königs Heinrich, den Gott schützen möge. Mehr weiß ich nicht, Herr!“

    „Goslar? Das kann doch nur …“, Godhart machte eine bedeutungsvolle Pause und schien zu überlegen. Adelheid hatte das Gefühl, als würden Stunden vergehen. Sie wagte nicht, den Blick zu heben. Hinter dem breiten Lederwams des Mannes hörte sie die Pferde seines Trupps ungeduldig schnauben, raue Männerstimmen riefen sich derbe Scherze zu und lachten verhalten.
    „Wen meint Ihr, Herr?“, fragte der Vorreiter. „Etwa den Herzog von Supplinburg? Ein sehr einflussreicher Mann! Wisst Ihr, wie der Kaiser zu ihm steht?“
    „Wer kann das schon wissen? Schließlich ändert sich Heinrichs Meinung schneller als das Wolkenbild am Himmel.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus und wendete sein Pferd. „Wir reiten zurück. Ich habe keine Lust, mir die Finger an diesem heißen Braten zu verbrennen.“
    „Was ist mit der Frau?“ Die Stimme des Spähers klang belegt.
    „Wenn du vertrocknete Pflaumen magst – bitte, nimm sie dir! Aber beeil dich, wir warten nicht!“
    Adelheid tastete verstohlen nach dem Messer in ihrem Ärmel. Es hatte zwar nur eine sehr kurze Schneide, jedoch an der richtigen Stelle eingesetzt, konnte es trotzdem den Tod bringen. Die kleinen Schweinsäuglein des Mannes wanderten begehrlich zwischen der scheinbar wehrlosen Frau und den unter zotigen Scherzen aufsitzenden Kumpanen hin und her. Doch zu ihrer Erleichterung brummelte der Reiter schließlich etwas von alter Hexe, zerrte die Zügel herum und folgte den abziehenden Männern, die ihre Träume von ausgiebiger Beute schwinden sahen und der Enttäuschung mit wütenden Ausrufen Luft machten.
    Adelheid gab ihren zitternden Beinen nach und sank ins Gras. Sie konnte kaum glauben, wie viel Glück sie gehabt hatte. Mit dieser spontanen List hatte sie nicht nur sich, sondern auch die Burg vor einem Angriff gerettet. Zwar war fraglich, ob Godharts Männer die Feste hätten einnehmen können, doch wären mit Sicherheit Verletzte, vielleicht sogar Tote unter ihren Leuten zu beklagen gewesen. Nach kurzer Verschnaufpause raffte sie ihre Röcke und lief eilig zurück zur Burg, wo sie höchste Alarmbereitschaft befahl. Dem Straußberger übergab sie die Beeren und sandte ihn

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