Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
ihrem zukünftigen Leben sein.
Nach der Vesper baten die Mönche Adelheid und Helisende in den Saal, um ihnen ihre Entscheidung mitzuteilen. Abt Robert und Bruder Bernhard waren ebenfalls anwesend. Sie grinsten zufrieden wie zwei kleine Jungen nach einem gelungenen Schabernack.
Basilus, ein kleiner drahtiger Mönch mit schütterem weißblondem Haar, ergriff das Wort. Er war den Frauen bereits als Hospitarius bekannt, denn er hatte sich während ihres Aufenthaltes in Altenfeld um ihr Wohlergehen gesorgt.
Nach einer ehrfürchtigen Verbeugung erklärte er: „Hohe Frau Adelheid, Jungfer Helisende! Wir stehen mit diesem Tag zu Euren Diensten, mit all unseren Kräften werden wir den Aufbau des von Euch gestifteten Klosters vorantreiben und nicht ruhen, bevor die Mauern des heiligen Gebäudes fest gefügt sind und geweiht werden. Ich darf Euch kundtun, wer Euch nach Eurem Walkenried begleiten wird.“
Er schritt auf die Reihe der anderen Mönche zu und war sich der Wichtigkeit seiner Rolle durchaus bewusst. Mit großzügigen Gesten stellte er die Gruppe vor, in dem er von einem zum anderen einen drolligen Hüpfer mit seinen kurzen Beinen vollzog.
„Bruder Johannes wird unser Zellerar sein, er ist bestens vertraut mit dem Bewirtschaften und Bevorraten einer Speisenkammer.“ Der genannte Mönch verneigte sich leicht und Basilus hüpfte zum Nächsten, einem rundlichen Mann mit gutmütigem Gesicht und knolliger Nase.
„Bruder Gisbert, unser Küchenbruder!“ Verneigung und Hüpfer. Basilus stand vor einem älteren Mann, der Adelheid freundlich zunickte.
„Als medicus bereits gut bewandert, wird Benedikt der Krankenbruder sein.“
Beim nächsten Satz landete Basilus vor einem riesigen Mönch, der gut und gerne doppelt so breit war wie seine Brüder. Trotzdem hatte er ein sanftmütiges Gesicht und lächelte ihr freudig zu.
„Bruder Gerhart kann arbeiten für zwei, deshalb wird er sich zunächst um Beginn und stetigen Fortgang des Baues kümmern. Im Notfall kann er auch sehr nützlich für unseren Schutz sein.“
Adelheid ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken von dem eifrig redenden Mönch abschweiften und Bruder Bernhards Blick suchten, der wie zufällig am Ende der Reihe neben Abt Robert stand. Sein Gesicht glühte in freudiger Erwartung. Er schien zufrieden und glücklich darüber zu sein, wieder ein Tochterkloster seines Zisterzienserordens entstehen zu sehen. Mechanisch nickte sie den Brüdern zu, die ihr von Basilus vorgestellt wurden. Der kleine Mönch stand jetzt vor Bruder Bernhard. Adelheid fühlte plötzlich, wie Helisende ihren Arm ergriff und ihn impulsiv drückte. Sie zwang sich, wieder zuzuhören.
„… haben wir heute früh endlich Nachricht aus Burgund erhalten. Der ehrwürdige Abt Stephan von Citeaux hat zugestimmt!“
Zugestimmt? Wozu? Sie sah in Bernhards lachendes Gesicht und begann nur langsam zu begreifen. Zu langsam für Helisende, deren Griff an ihrem Arm schmerzhaft wurde.
„Mutter! Versteht Ihr denn nicht? Bruder Bernhard wird uns begleiten!“
Sie schloss für einen Moment die Augen, dann begriff sie und lächelte glücklich in das offene Gesicht Bruder Bernhards. Kaum konnte sie es glauben: Er sollte der Gründungsabt von Walkenried sein! Er würde mit ihr gehen und ihr Kloster bauen! Wenn ihr Vorhaben in seinen Händen lag, dann konnte es nur gelingen.
I n dieser Nacht blickten viele offene Augen hoffnungsvoll in die Schwärze der Nacht über dem Altenfelder Kloster. Die Mönche, die beschlossen hatten, mit Adelheid zu gehen, wälzten sich ruhelos auf ihren Pritschen, voller Erwartung und glühend vor Neugier auf die neuen Aufgaben, denen sie sich widmen würden. Bruder Bernhard lag mit klopfendem Herzen voller ehrlichem Stolz auf seinem Lager, er würde Abt eines eigenständigen Klosters sein, zwar Altenfeld unterstellt, doch mit eigener Verantwortung. Mit vager Hoffnung hatte er seinen Abt in Citeaux gebeten, ihn freizugeben für ein neues Kloster. Und heute hatten die Brüder ihn zum Vorsteher gewählt! Was für eine gewaltige Herausforderung!
Adelheid starrte aus dem kleinen Fenster der Zelle des Hospizes in den Nachthimmel. Sie hatte sich nicht schlafen gelegt, denn sie wusste, dass an Ruhe nicht zu denken war. Im Stillen hielt sie Zwiesprache mit Folkmar.
„Ich bin gut vorangekommen, mein Lieber. Du wirst staunen, wie schnell sich das sumpfige Tal in deinem Walkenried verändern wird! Überall werden weiße Kutten sein und die Männer werden hart arbeiten. Und glaube
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