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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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ins Ohr: „Bleib liegen, ich werde nachsehen, ob sie jemanden gestellt haben.“
    Leise kletterte sie aus dem Bett, wickelte sich in ihren wollenen Umhang und schlich aus dem Raum. Auf keinen Fall sollte Alwina sie hören. Sehr vorsichtig musste sie nicht sein, der Wind übertönte das Quietschen der Tür. Als die Männer mit polternden Schritten im Saal auf die Bänke zusteuerten, stand Adelheid bereits ungeduldig am Kamin. Graf Beringers müde Augen blitzten unwillig auf, als er seine Tochter sah. Auch seine Leute sahen aus, als wären sie stundenlang nicht aus dem Sattel gestiegen. Bevor er sie fortschicken konnte, trat Adelheid auf ihn zu und fragte atemlos: „Habt Ihr die Mörder erwischt, Vater?“
    Der Graf schüttelte nur den Kopf und rief nach Wein. Sein Umhang war schlammbespritzt und er roch durchdringend nach Pferdeschweiß.
    „Aber habt Ihr denn wenigstens Spuren von ihnen gefunden oder …“
    „Bei allem Respekt, Graf Beringer – meint Ihr nicht auch, dass die Jungfer ins Bett gehört? Was hat sie um diese Zeit hier verloren?“ In der Tür stand der Ritter vom Straußberg, sein vom Wind gerötetes Gesicht wirkte noch feister als sonst. Gefolgt von seinen Knappen betrat er den Saal und ließ sich geräuschvoll am Tisch nieder, wo eilig herbeigeeilte Diener Wein ausschenkten.
    Bevor Adelheid empört auffahren konnte, legte ihr Beringer beruhigend die Hand auf die Schulter und entgegnete mit einem breiten Grinsen: „Noch müsst Ihr mir überlassen, was sie darf und was sich nicht für sie ziemt!“
    Die anderen Männer lachten anzüglich und auch der Ritter verzog das Gesicht, ohne dass ihm allerdings ein Lächeln gelang. Beringer fuhr fort: „Sie soll später Verantwortung übernehmen, die Geschicke einer Burg leiten. Wie soll sie das lernen, wenn ich sie ins Bett schicke?“
    Adelheid schickte ein triumphierendes Augenaufblitzen hinüber zum Ritter, der ihrem Blick feige auswich. Dann wandte sie sich wieder ihrem Vater zu, der sich schwerfällig auf eine Bank fallen ließ. Er bemerkte ihren ungeduldigen Blick und hob die Schultern. „Wir haben keinerlei Spuren gefunden, die auf fremde Reiter oder fahrendes Volk schließen lassen. Vielleicht war es einer von den Bauern, dem sie etwas auf den Leib gehext hatte!“
    Adelheid fiel ihm erregt ins Wort: „Aber da waren Hufspuren, es müssen mindestens vier Reiter auf großen Pferden gewesen sein. Die Bauern besitzen höchstens kleine Ackergäule!“
    Graf Beringer hob die Augenbrauen und sah zum Ritter vom Straußberg hinüber, der die Debatte mit genervtem Blick verfolgt hatte. „Graf Dietmar, habt Ihr vor der Hütte des Kräuterweibs Spuren von Pferden gefunden?“
    Der Ritter machte ein übertrieben erstauntes Gesicht und wandte sich mit einer dramatischen Geste an seine Gefolgsleute, die dem Wein bereits reichlich zusprachen. „Der Schlag soll mich treffen, wenn ich die Unwahrheit sage: Da waren keine Hufspuren, außer unseren eigenen!“
    Seine Männer johlten zustimmend und einige von ihnen grinsten, während sie die Weinkrüge ansetzten.
    Adelheid glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. „Aber Vater …“
    Graf Beringer wurde ungeduldig. Er war durstig und müde und wollte die Diskussion beenden. Mit einer herrischen Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab: „Wer weiß, was du gesehen hast. Schlussendlich handelt es sich hier wahrscheinlich um einen bedauerlichen Unfall. Vielleicht ist das Weib unglücklich gestürzt und hat sich dabei den Schädel aufgeschlagen. Und jetzt lasst uns trinken!“
    „Aber die Leiche! Vater, als oberster Richter von Lare müsst Ihr Euch die Tote ansehen!“ Adelheid war fassungslos ob so viel Ignoranz. Sie hielt den Grafen am Ärmel fest. Sie sah nicht die warnenden Blicke aus den sanften grauen Augen des Jünglings neben Dietmar von Straußberg und sie sah auch nicht, wie ihr Bruder erschrocken die Luft anhielt. Sie konnte den Anblick der verstümmelten Frau nicht vergessen und sie ahnte, dass hier ein großes Unrecht geschehen sollte. Dabei übersah sie, dass ihr Vater Gefahr lief, vor seinen Männern das Gesicht zu verlieren. Umso mehr erschrak sie, als der Graf herum fuhr und ihre Hand von seinem Gewand schlug.
    „Die verdammte Leiche ist verbrannt, wie sich das für eine Hexe gehört! Und jetzt geh mir aus den Augen, wir sprechen uns morgen!“, donnerte er und sein hochrotes Gesicht hielt sie endgültig von weiteren Einwänden ab.
    Wie betäubt stolperte Adelheid die Schnecke hinauf, die enge und

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