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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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energisch den Kopf und begann ihrer Herrin den Rücken einzuseifen.
    Nachdem eine Weile nur das Plätschern des Wassers zu hören war, öffnete Adelheid den Mund und begann zu reden.
    „Ich wollte springen, Magdalena, aber – ich konnte es nicht. Irgendetwas hielt mich fest und hinderte mich. Als spräche aus dem Wind eine Stimme zu mir, die sagte: ‚Du schaffst es, Adelheid, wirf dein Leben nicht weg. Alles wird sich zum Besten wenden‘. Ich weiß nicht, was es war. Vielleicht war es Gott? Die Stimme gab mir Kraft, ich konnte mich umdrehen und beruhigt nach unten gehen.“
    Sie ließ das nach Seife und Melisse duftende Wasser durch ihre Finger fließen.
    „Doch was tue ich, wenn er heute abend wieder nach mir verlangt? Ich gehe auf keinen Fall noch einmal zu diesem Scheusal ins Bett!“
    Und plötzlich, als wäre das die Lösung aller Probleme, fuhr sie herum und sagte atemlos: „Du musst mir das Haar abschneiden, sofort!“
    Magdalena glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Sie riss die Augen auf und blickte ihre Herrin fragend an.
    „Nun schau mich nicht so entsetzt an, tu es einfach! Wenn ich diese dummen Hauben tragen muss, ist es sowieso egal.“
    Aus ihrer Truhe kramte die Zofe eine Schere und griff mit verzweifeltem Blick nach den festen goldfarbenen Strähnen. Dann schüttelte sie den Kopf und ließ die Hände wieder sinken. Adelheid fuhr herum, riss ihr die Schere aus der Hand und schnitt die erste Flechte selbst ab. Dann reichte sie dem Mädchen mit vorwurfsvollem Blick das Instrument zurück. Bald kringelten sich helle Locken zu Magdalenas Füßen. Als sie die wunden Stellen auf der Kopfhaut ihrer Herrin entdeckte, ahnte sie, welche Ursache der sonderbare Wunsch haben mochte. Vorsichtig träufelte sie Kamillenaufguss über den jungenhaften Haarschnitt.
    Erst als das Wasser kalt wurde, verließ Adelheid die Wanne. Nachdem die Haare getrocknet und unter einem weißen Gebände versteckt waren, sah niemand die Veränderung. Sie schafften es gerade noch, pünktlich zur Terz in der Kapelle zu sein. Prüfende Blicke musterten die beiden Frauen, als sie eintraten und die vorderen Plätze anstrebten, die für die Herrschaft frei geblieben waren. Ritter Dietmar erschien nicht zur Messe, von seinem Gefolge waren lediglich sein Bruder und Johannes anwesend. Der junge Mann hielt den Blick demütig gesenkt, als die beiden Frauen Platz nahmen, Reinhold von Sondershusen neigte grüßend den Kopf. Der hagere Geistliche begann mit erhobener Stimme zu beten und Adelheids Gedanken verließen Raum und Zeit …
    Nach der Messe gingen die meisten in den Saal zum Frühstück, Adelheid täuschte Kopfschmerzen vor, sie wollte auf keinen Fall dem Ritter begegnen. Magdalena brachte ihr eine Schüssel mit Hirsebrei, doch Adelheid ließ ihn unberührt. Die ganze Zeit grübelte sie und starrte vor sich hin. Schließlich winkte sie die Zofe zu sich heran. „Magdalena, du musst mir helfen. Ich will ihm auf keinen Fall ein Kind gebären. Weißt du einen Rat?“
    Magdalena zog die Stirn kraus und dachte eine Weile nach, dann nickte sie zögernd. Sie hatte trotz ihrer Jugend bereits sehr viel von Fortunata gelernt. Als ob die Frau geahnt hatte, dass nicht viel Zeit blieb, hatte sie das Mädchen frühzeitig in die Regeln der Kräuterkunst eingewiesen. Doch sie hatte ihm auch eingeschärft, diskret mit dem uralten Wissen umzugehen.
    „Wenn die Menschen denken, du weißt zuviel, dann werden sie missgünstig. Einer findet sich immer, der dir Böses will …“ Fast war es, als hörte Magdalena die Stimme der Mutter ganz dicht an ihrem Ohr. Tränen schnürten ihr die Luft ab und sie stand hastig auf, um ihre Beutel mit den verschiedenen Kräutern zu untersuchen.
    „… Besonders vorsichtig musst du bei Frauengeschichten sein. Will eine Frau kein Kind, dann gib ihr die fein zerstoßene Wurzel des Engelsüß, damit sie sich jeden Morgen einen Aufguss bereite, aber achte darauf, dass dein Rat geheim bleibt, sonst werden sie dich als Hexe und Kindesmörderin bezeichnen.“
    So wühlte sie zum zweiten Mal an diesem Morgen in der Truhe die sorgfältig mit verschiedenen Bändern und unterschiedlichen Verschnürungen versehenen Säckchen durch. Jedes Kraut war mit einem bestimmten Knoten und einer festgelegten Farbe gekennzeichnet. Eine zusätzliche Sicherheit, um jede Verwechslung auszuschließen. Magdalena war sicher, dass sie jede einzelne Medizin sowieso an Geruch, Geschmack oder Konsistenz erkannt hätte, aber dieses System ersparte

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