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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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denen getrocknete Kräuter knisterten. Sie suchte die sehr aromatisch duftende Melisse heraus, die entspannen und beruhigen sollte, sowie Kamillenblüten zur Linderung und Heilung von Wunden. Mit einem besorgten Blick auf ihre Herrin, die noch immer völlig verkrampft auf dem Bett lag und lautlos schluchzte, wickelte sie eine kräftige Handvoll jedes Krautes in ein sauberes Leinentuch und rannte hinüber in die Küche. Dort hing immer ein Kessel mit heißem Wasser über dem Feuer. In einem irdenen Krug bereitete sie aus beiden Kräutern einen Aufguss, während sie krampfhaft überlegte, woher sie hier wohl eine Badewanne bekommen konnte.
    Die rettende Hilfe kam, als Johannes draußen über den Hof lief. Sie winkte ihm zu, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Mit beiden Händen beschrieb sie ihm die Form einer Wanne und führte danach eine Bewegung aus, als würde sie sich die Arme und das Gesicht einseifen. Er begriff zum Glück sofort, sogar mehr, als sie angedeutet hatte.
    „Du brauchst einen Badezuber?“
    Sie nickte eifrig, froh, dass sie jemanden gefunden hatte, der sie verstehen und ihr helfen würde.
    „Für deine Herrin?“ Ohne ihr Nicken abzuwarten, rief er nach einem Diener und gab die entsprechenden Anweisungen. Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen schickte er sie zurück in die Kemenate. „Geh zur Frau Adelheid, der Zuber wird sofort gebracht!“
    Magdalena bedankte sich mit einem flüchtigen Lächeln, schnappte sich den Topf mit dem Kräuteraufguss und lief so schnell sie konnte zurück. Aus dem Saal, der neben der Kemenate lag, war dröhnendes Gelächter zu hören. Offenbar feierten der Ritter und sein Gefolge ausgiebig das Brauthuhn. Ohnmächtig vor Wut schloss Magdalena kurz die Augen. Ihre Lippen formten stumme Worte, doch sie ließ sich nicht aufhalten. Im Frauengemach angekommen, fiel ihr erster Blick auf das leere Bett. Adelheid war fort! Sie setzte den Aufguss auf den Boden und drehte sich ratlos um ihre eigene Achse. Wie von bösen Geistern gejagt, rannte sie dann den Weg zurück, den sie gekommen war. In der Kemenate war niemand mehr, die Frauen hatten inzwischen ihr Tagwerk begonnen. Auf dem Hof lief sie erneut Johannes in die Arme, der persönlich den Transport der hölzernen Wanne überwachte. An ihrem gehetzten Blick erkannte er sofort, dass etwas passiert sein musste.
    „Was ist mit Frau Adelheid?“ Seine Stimme vibrierte voller Schrecken.
    Sie drehte die Handflächen ihrer ausgestreckten Arme nach oben und hob die Schulter. Er verstand. Nachdem er die Knechte mit dem Bottich nach oben geschickt hatte, fasste er Magdalena am Arm und ging mit ihr nur wenige Schritte über den Hof, als die Zofe plötzlich stehen blieb und mit Entsetzen im Blick hinauf zum Bergfried deutete. In schwindelnder Höhe auf der Mauerkrone stand Adelheid. Der Wind zerzauste ihr langes Haar und bauschte ihr leinenes Nachthemd wie ein Segel. Sie hatte ihr Gesicht der Morgensonne entgegen gereckt und beugte sich leicht gegen die Böen, die von Osten her über den Wald wehten. Magdalena wollte losrennen, doch Johannes hielt sie fest am Arm.
    „Lass sie, sie wird nicht springen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau und sie ist stark. An ihr wird mein Oheim scheitern.“
    Das klang nicht einmal bedauernd, eher zuversichtlich. Magdalena spürte, dass der Junge alles andere als Zuneigung für seinen Onkel empfand und wusste plötzlich, dass sie einen Verbündeten gefunden hatte, der ihr helfen würde, ihre Herrin zu schützen. Ihr fiel wieder ein, wie freundlich er am Tag zuvor gewesen war, als sie starr vor Angst auf dem Maulesel gesessen hatte. Sie drückte ihm dankbar die Hand und als sie wieder aufsah, war die bleiche Gestalt von der Mauer verschwunden. Gemeinsam liefen sie zum Fuße des Turmes, wo kurze Zeit später Adelheid aus der Tür trat, blass und elend, aber offensichtlich gefasster als am frühen Morgen.
    Johannes zog sich nach einer kurzen Verbeugung taktvoll zurück und Magdalena brachte ihre Herrin zurück in ihr Gemach, wo eine dampfende Wanne auf sie wartete. Sie schüttete den Aufguss in das klare Wasser und prüfte die Temperatur mit dem Ellenbogen. Adelheid brauchte nicht erst gebeten zu werden, beim Anblick des reinigenden Elementes erwachten ihre Lebensgeister und sie legte das Leinenhemd ab. Magdalena sah das getrocknete Blut an ihren Oberschenkeln und längst verdrängt geglaubte Bilder wurden plötzlich in ihr wach. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Dann schüttelte sie

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