Adelshochzeit 2
Wirst du es tun?“
„Natürlich nicht.“ Plötzlich beugte er sich über sie und küsste sie schnell und hart.
Als er von ihr abließ, schwirrte Helen der Kopf. Sie war noch dabei, sich von seinem leidenschaftlichen Überfall zu erholen, da sagte er: „Zumindest hältst du mich für das kleinere Übel. Obwohl gewiss nicht viele Frauen deiner Meinung wären.“
Helens Herz klopfte immer noch aufgeregt. „Ich halte dich nicht für ein Übel“, widersprach sie mit heiserer Stimme. „Du warst rücksichtsvoll und freundlich, und es wird mir bestimmt nicht schwerfallen …“ Sie unterbrach sich verlegen.
„Was zu tun?“ Er zwang sie, ihn anzusehen, indem er sanft ihr Kinn anhob. „Wir wollten doch ehrlich zueinander sein, oder?“
„Es wird mir nicht schwerfallen, mich dir hinzugeben“, vervollständigte sie ihren Satz beinahe trotzig und wich seinem Blick nicht länger aus. „Du bist weder charakterlich abstoßend noch äußerlich hässlich. Tatsächlich finde ich dich ausgesprochen ansehnlich, wie du sicher weißt.“ Sie errötete unter seinem amüsierten Blick und wandte sich halb von ihm ab.
„Danke für das Kompliment, Helen. Und du bist sehr schön, wie du sicher weißt. In gewisser Hinsicht sind wir also ein vollkommenes Paar“, erwiderte er trocken. „Das Theater oder Vauxhall Gardens wären wohl die beste Wahl für unseren ersten gemeinsamen Auftritt in der Öffentlichkeit. Hast du irgendwelche Vorlieben?“
Helen schüttelte den Kopf.
„Ich schicke dir ein Billett, um dir mitzuteilen, was wir unternehmen werden“, versprach er ihr. „Außerdem habe ich ein Haus in Chelsea gemietet, das dir gefallen wird, glaube ich. Wir werden den Abend dort beenden, wenn es dir recht ist. Wahrscheinlich möchtest du nach Westlea House zurückkehren und deine Schwester nicht die ganze Nacht allein lassen.“
Helen nickte und biss sich auf die Unterlippe, bevor sie ihm ein zögerndes Lächeln schenkte. „Es wäre gut, wenn wir diskret sein könnten, zumindest bis Charlotte verheiratet ist und zu Philip zieht. Ich möchte nicht, dass der ton es sie spüren lässt, wenn unsere Beziehung bekannt wird.“
„Natürlich.“
„Ich danke dir.“
„Wir gehen besser wieder hinein.“ Er bot ihr den Arm, und Helen hakte sich ein. Als sie die Türen erreichten, kam ihnen ein anderes Paar entgegengeschlendert. Ohne ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln, führte Jason sie zu ihrer Schwester und verabschiedete sich zehn Minuten später.
„Was in aller Welt hat Bridgeman hier zu suchen?“
Iris wandte sich ihrem Gatten zu. „Ich habe ihn eingeladen“, antwortete sie knapp und widmete sich interessanteren Dingen als dem verspäteten Erscheinen von Georges altem Bekannten.
Vor etwa fünfzehn Minuten war ihr aufgefallen, dass Jason bei ihrer Schwägerin an der Terrassentür stand. Als er Helen dann hinausgeführt hatte, war sie sich sicher gewesen, dass er nur höflich sein wollte, da Helen erhitzt wirkte und sie offensichtlich dringend frische Luft brauchte. Aber nun kamen die beiden wieder herein, und ihre Schwägerin schien sich alles andere als abgekühlt zu haben. Ihr Gesicht leuchtete förmlich, und ihre Augen strahlten. Jedoch nicht nur das – ihre neue Frisur schien in Unordnung geraten zu sein, einzelne Locken fielen ihr auf die Schultern. Iris kannte sich aus in allem, was mit dem geheimen Liebesspiel während einer Gesellschaft zu tun hatte, und wusste um die Anzeichen eines verschwiegenen Stelldicheins.
Sie kniff die Augen zusammen und musterte Helens eleganten Begleiter. Jason wirkte gelassen wie immer. Iris schürzte die Lippen. Sollte die dürre kleine Langweilerin es tatsächlich geschafft haben, sich den aufregendsten Wüstling des ton zu angeln? Der Gedanke erschien viel zu unglaublich zu sein, um ihn auch nur einen Moment ernsthaft in Betracht zu ziehen, und doch … Helen war eine bedürftige Witwe. Iris betrachtete ihre Schwägerin noch einmal genauer und kam zu dem Schluss, dass Helen die Zufriedenheit einer Frau ausstrahlte, die sich gerade einen reichen Beschützer gesichert hatte.
„Du hast Bridgeman zu Charlottes Verlobungsfeier eingeladen? Warum, um Himmels willen?“
Die wütende Frage ihres Gatten riss Iris aus ihren aufgewühlten Gedanken. „Ich fand, es war das Mindeste, was ich tun konnte“, fuhr sie George gereizt an. „Du warst es doch, der ihn glauben ließ, dass er Charlotte bekommt, und nun tun wir besser daran, ihn bei Laune zu halten. Wir können es uns nicht
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