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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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direkt auf meine
Brust. Dort blieb er hängen.
    »Sie in Ordnung, Boss ?« rief Charlie ängstlich.
    »Mach den Scheinwerfer aus, du
Vollidiot !« bellte ich ihn wütend an.
    Das Licht erlosch
augenblicklich, und die Dunkelheit wirkte prompt noch unheimlicher. Ein paar
Sekunden später stand Charlie neben mir. »Ich die Schüsse hören, Boss«,
flüsterte er, »ich...«
    »Halt die Luft an«, knirschte
ich, »gib mir lieber die Taschenlampe .«
    Wortlos reichte er mir die
Lampe. Wer die Schüsse auch abgefeuert hatte — er war inzwischen verschwunden.
Entweder hatte er sich unbemerkt an mir vorbeigeschlichen, oder aber er war den
felsigen Abgrund hinunter geklettert. Es kam auf dasselbe hinaus.
    Inzwischen war auch das Licht
im Wohnzimmer wieder angeschaltet worden. Mathis und Carmen standen in der
Mitte des Raumes.
    »Haben Sie ihn gesehen ?« fragte Mathis rasch.
    Ich schüttelte den Kopf: »Er
ist entwischt .«
    »In diesem Fall, Señor Kane«,
sagte Carmen leise, »werde ich jetzt gehen. Ich glaube, daß es zwischen uns
nichts mehr zu besprechen gibt .«
    Sie deutete auf den Adler, der
immer noch am Boden lag: »Den können Sie behalten«, sagte sie kühl. »Vielleicht
finden Sie einen Dummkopf, dem Sie ihn andrehen können. Nach allem, was ich von
Ihnen gehört hatte, habe ich Ihnen mehr Format zugetraut .«
    Ohne mich eines Blickes zu
würdigen, rauschte sie aus dem Zimmer.
    Mathis nahm seine Aktentasche
und folgte ihr. An der Tür blieb er einen Augenblick stehen und drehte sich zu
mir um. »Tut mir leid, Andy«, meinte er, »ich habe mich in Ihnen getäuscht. Ich
dachte, wir wären Freunde. So einen billigen Trick hatte ich von Ihnen
jedenfalls nicht erwartet. Ich gebe Ihnen einen guten Rat, kommen Sie vorläufig
nicht mehr nach Makao . Sie werden nicht willkommen
sein .«
    Dann ging er Carmen nach in die
Halle, und ein paar Sekunden später hörte ich, wie die Haustür zugeknallt
wurde.
    Ich steckte mir gerade eine
Zigarette an, als Charlie mit dämlichem Grinsen in der Zimmertür erschien. Er
trug einen Sektkübel in der Hand. »Was wir machen mit dem Champagner, Boss ?« erkundigte er sich strahlend.
    Es kostete mich übermenschliche
Anstrengung, ihm nicht einen sehr naheliegenden Vorschlag zu machen.
Rechtzeitig besann ich mich. »Mach sie auf, Charlie«, befahl ich. »Wir werden
sie austrinken .«
    »Boss...«
    »Du trinkst doch Champagner
gern, oder nicht ?«
    »Nein, Boss.«
    »Mach sie trotzdem auf. Dann
trinke ich eben allein«, entschied ich.
    Es war ungefähr eine Stunde
später, als der Alkohol zu wirken anfing. Ich fühlte mich leicht wie eine
Feder. Zufrieden blickte ich mich im Zimmer um. Da lag dieser verdammte Adler
noch. Von einer Sekunde auf die andere schlug meine gute Laune um. Ich füllte
mein Glas mit dem Rest des Sektes und stierte die Goldstatuette an.
    »Du !« schrie ich verächtlich. »Du bist nichts als eine billige Fälschung. Sieh dich
doch an, du getarnte Ente! Ich wette, daß deine Federn aus Rauschgold sind !«
    Mißmutig brütete ich vor mich hin. Ist
doch erstaunlich, sagte ich mir; erst wenn man die Fälschung entdeckt hat,
mutet das Ding wirklich billig an. Das Gold hatte einen ordinären Glanz, und
die Schnitzerei wirkte stümperhaft. Die Statuette sah völlig anders aus als
die, mit der ich aus Maos Palast zurückgekehrt war.
    Plötzlich begann ein
riesenhafter Hammer in meinem Kopf zu schlagen. Sah anders aus? Verdammt, das
war eine andere!
    Ich eilte in die Küche und
setzte Kaffeewasser auf, dann ging ich durchs Wohnzimmer zurück ins Bad. Nach
zehn Minuten unter der kalten Brause war ich wieder halbwegs nüchtern. Dafür
brummte mir der Schädel erbärmlich.
    Wieder in der Küche, trank ich
zwei Tassen schwarzen Kaffee. Dann erst zündete ich mir eine Zigarette an. Der
dumpfe Schmerz in meinem Kopf schien mir für ewig treu bleiben zu wollen, davon
abgesehen aber, fühlte ich mich viel besser.
    Ich war von Anfang an übers Ohr
gehauen worden. Die beiden hatten mir den echten Adler leichter abnehmen können
als einem Kind ein Stückchen Schokolade.
    Jetzt fiel es mir wie Schuppen
von den Augen. Schon als Carmen ihre Arme um meinen Hals legte, hatte das Drama
begonnen. Und ich Trottel war darauf hereingefallen! Wie gut sie alles erklärt
hatten. Mathis’ Anwesenheit war damit begründet, daß er die liebe, kleine
Carmen beschützen wollte für den Fall, daß mein Charlie ein Gangster war. Die
prall gefüllte Aktentasche war ebenfalls stichhaltig zu erklären:

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