Adler und Engel (German Edition)
und schaut gleichzeitig auf die Uhr.
War schön dich zu sehen, sagt er.
Keine Chance mehr, ihn nach seinem Dealer zu fragen. Er wedelt mit der Hand in der Luft, während er sich in seinen Alpha Spider krümmt. Er war schon immer auf italienische Sportwagen fixiert.
Die Nächsten sind Mandanten, dann sehe ich eine Gruppe Junganwälte, von denen ich nur einige vom Sehen kenne, Namen fallen mir nicht dazu ein. Dann sehe ich Steve. Ich lehne mich wieder an den schwarzen BMW, bevor ich nach ihm rufe. Er sieht mich sofort, macht aber keine Anstalten, die Straße zu überqueren, so dass ich den Hund am Halsband packen und auf ihn zugehen muss.
Hi Steve, sage ich.
Hi Max, sagt er.
Er heißt eigentlich Stephan, aber ich spreche seinen Namen so aus, wie Rufus ihn immer gesprochen hat. Wir schütteln uns die Hände.
Ich hab gehört, du bist draußen, sagt er. Ich hab dich kaum wiedererkannt.
Er lächelt, ich schiebe die Hände in die Hosentaschen.
Ganz richtig, sage ich.
Du bist wohl unter die Künstler gegangen, sagt er.
So könnte man es auch nennen, sage ich. Jetzt wo sich in Warschau endlich der Stock Exchange etabliert, gibt es hier oder da das eine oder andere Geschäft.
Schöner Hund, sagt er.
Danke, sage ich, gehört meiner Freundin.
Das ist wohl die, sagt er, die neulich hier war?
Ich räuspere mich.
Kann schon sein, sage ich.
Hab nicht viel mitgekriegt, sagt er, aber ich glaube, Rufus war ganz schön sauer wegen irgendwas.
Hör zu, sage ich, ich hab nur wenig Zeit. Ich brauch für heute einen Kontakt, du würdest mir sehr helfen.
Wie, fragt er, Mandanten?
Quatsch, sage ich, ich muss schnell noch was klarmachen, bevor ich wieder abfliege.
Ach so, sag das doch gleich.
Mir fällt ein Stein vom Herzen, ich nehme die Hände aus den Taschen und stopfe die Geldscheine zurück, die ich aus Versehen mit herausgezogen habe. Ich sehe, wie er auf meine Hose starrt.
Das geht auch auf Kreditkarte, sagt er, wie immer eigentlich.
Ich übergehe das.
Könntest du anrufen, sage ich, hab mein Telephon nicht dabei.
Jetzt wird er wirklich misstrauisch, ich sehe, wie er zögert, dann zieht er sein Gerät aus der Jacke und klappt es auf, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Schließlich gibt er sich einen Ruck und drückt eine Taste. Ich höre eine automatische Ansage antworten. Steve schweigt eine Weile.
Vierzehn Uhr, sagt er dann, Freund von mir, schwarzes T-Shirt, großer Hund.
Er deckt das Telephon mit der Hand ab.
Medium, L oder XL, fragt er mich.
Eher XL, sage ich.
XL, sagt er in sein Handy.
Dann legt er auf und streckt mir die Hand hin.
Hat mich gefreut, Max, sagt er.
Und wo, frage ich.
Am Schottentor, sagt er, wirst angesprochen.
Der Hund kann auf die Rückbank, sagt der Junge. He, träumen Sie oder was?
Halts Maul, sage ich, cool bleiben.
Dann helfe ich Jacques Chirac in den Sovereign. Der Kleine fährt routiniert, auch wenn er nicht aussieht, als ob er alt genug für den Führerschein wäre. Mit dem schwarzen Boss-Anzug wirkt er wie ein frühreifer Konfirmand.
Das ist mein BILLA. Ich kapiere es trotzdem erst, als wir auf dem Gehweg vor der zweiflügeligen Metalltür anhalten.
Entschuldigen Sie die Umstände, sagt er, aber Sie wollen XL, und wir sind in der Umstrukturierung. Sie bekommen einen Restposten. Möchten Sie im Wagen warten?
Ich steige aus, Jacques Chirac stellt sich schwanzwedelnd vor das Metalltor.
Kluger Hund, sagt der Kleine.
Ich halte den klugen Hund fest, damit er nicht gleich zum Schuppen stürmt und an der Tür zu kratzen beginnt. Der Junge hat Schlüssel, als er sie ins Schloss schieben will, schwingt die Tür nach innen auf.
Oh, sagt er, aufgebrochen. Wird Zeit, dass die hier mal wieder nach dem Rechten sehen.
Das finde ich auch, und ich muss mich beherrschen, um nicht loszulachen. Ich hoffe, dass derjenige, der hier nach dem Rechten sehen wird, mindestens eine Haubitze mitbringt.
Wir durchqueren das Vorderhaus, die Tür zum Hof steht offen, das Hinterteil des Asconas leuchtet uns wie ein Waldmeisterbonbon entgegen.
Schau an, sagt er und lacht, das feuergrüne Drogenmobil. Ich dachte, der ist in Görlitz.
Ich wische mir die Handflächen am T-Shirt ab.
Die neue Route über Polen nach Leipzig?, frage ich.
Er wird leicht rosa, er weiß, dass er zu viel quatscht.
Wieso?, fragt er scharf.
Ruhig Blut, sage ich, ich habe manchmal geschäftlich in Leipzig zu tun.
Ich mache keine Akquisition, sagt er, wenn Sie im Osten Kontakte brauchen, wenden Sie sich an die
Weitere Kostenlose Bücher