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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gewesen.«
    Der Leutnant lächelte knapp. »Deshalb provozieren Sie ihn bitte nicht.« Ehe Bolitho scharf erwidern konnte, fuhr der Franzose fort: »Um meinetwillen, M’sieu!«
    Er überließ sie ihrer Eskorte und ging ihnen zu einer hohen Flügeltür voraus.
    Bolitho sah aus den Fenstern auf üppig begrünte Felder. Die Morgensonne glitzerte auf einem Streifen Wasser, der zwischen einigen Häusern sichtbar wurde. Dahinter erkannte er die Masten eines vertäuten Schiffes. Dort mußte der Fluß sein.
    Der Leutnant kehrte zurück und winkte Bolitho. Browne und Allday beschied er: »Warten Sie hier.« Er war nicht mehr leutselig, sondern sichtbar im Dienst.
    Bolitho betrat den großen Salon und hörte die Tür hinter sich leise ins Schloß fallen. Nach dem verwahrlosten Erdgeschoß und der Freitreppe wirkte dieser Raum luxuriös. Kostbare Teppiche und ein riesengroßes Schlachtengemälde verliehen ihm arrogante Eleganz.
    Bolitho schritt quer durch den Salon auf einen verzierten Prunktisch zu. Angesichts der Gestalt, die dahinter saß, wurde er sich wieder seines lädierten Aufzugs bewußt. Der Weg kam ihm endlos vor.
    Konteradmiral Rémond war ein dunkelhäutiger, südländischer Typ und makellos gekleidet. Sein Haar, ebenso schwarz wie das Bolithos, trug er in die breite Stirn gebürstet, unter der die Augen im schwachen Sonnenlicht wie nasse Kohlen glänzten.
    Er erhob sich nur andeutungsweise und winkte Bolitho auf einen vergoldeten Stuhl. Wie die große Entfernung zur Tür, sollte auch das einschüchternd wirken.
    Bolitho ließ sich nieder, verlegen wegen seiner salzverkrusteten Kleidung, und spürte wieder das Blut in der alten Schenkelwunde pochen. Dies und die sorgsame Plazierung des unbequemen Stuhls deprimierten ihn. Daß die Demütigung beabsichtigt war, half ihm nicht, sie zu ertragen.
    Ganz gegen seinen Willen wurde sein Blick von seinem alten Säbel unwiderstehlich angezogen, der wie bei einer Kriegsgerichtsverhandlung quer über dem Tisch lag.
    Kurzangebunden begann der französische Admiral: »Haben Sie mir etwas zu sagen?«
    Bolitho hielt seinem festen Blick stand. »Ich bin verantwortlich für Offiziere und Mannschaft der Fregatte
Styx
.
Ihr Kommandant ist so schwer verwundet, daß er sich nicht für sie verwenden kann.«
    Mit einem Schulterzucken deutete der Franzose an, daß er diesen Punkt für belanglos hielt. »Damit beschäftigen sich meine Offiziere. Ich bin mehr an Ihnen selbst interessiert.«
    »Sie sprechen sehr gut englisch«, sagte Bolitho, um Zeit zu gewinnen.
    »Da ich einige Monate in englischer Gefangenschaft war, ist das nur natürlich.« Dieser Abstecher ins Persönliche schien ihn im nachhinein zu ärgern, deshalb sagte er schneidend: »Selbstverständlich waren wir über Ihren Auftrag informiert, wußten im voraus von Ihrem zum Scheitern verurteilten Versuch, unsere Schiffsbewegungen zu behindern. Überhaupt wissen wir eine Menge über Sie und Ihre Familie. Ganz in alten Traditionen wurzelnd, wie?« Ohne auf Antwort zu warten, fuhr er fort: »Ich hingegen mußte ohne Privilegien meinen Weg machen und mich nach oben arbeiten.«
    »Dasselbe gilt auch für mich!« erwiderte Bolitho schärfer als beabsichtigt.
    Das entlockte Rémond nur ein leichtes Lächeln. Er hatte kleine spitze Zähne wie ein Terrier. »Wie dem auch sei, für Sie ist der Krieg vorbei. Da wir ranggleich sind, war es meine Pflicht, Sie zu empfangen. Mehr nicht.« Er griff nach dem alten Säbel und drehte ihn nachlässig hin und her.
    Bolitho glaubte zu spüren, daß Rémond unsicher war. Er stellte ihn auf die Probe, wollte etwas von ihm erfahren. Um seine plötzliche Entschlossenheit zu verbergen, senkte er den Blick. Das neue Telegraphensystem! Rémond mußte unbedingt erfahren, ob die Engländer es entdeckt hatten.
    Vielleicht besaßen auch die Franzosen eines Oberbefehlshaber wie Beauchamp, der schon Pläne in der Schublade hatte, wie die Angreifer zu vernichten waren?
    »Schöne alte Waffe«, bemerkte Rémond und legte den Säbel dicht vor Bolitho auf den Tisch. »Selbstverständlich werden Sie hier angemessen untergebracht werden und können auch Ihren Diener behalten. Und wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie auf jeden Fluchtversuch verzichten, wird Ihnen innerhalb gewisser Grenzen auch einige Bewegungsfreiheit zugestanden; die Details hängen von Ihren Bewachern ab.« Er blickte auf den Säbel nieder.
    »Außerdem wird Ihnen gestattet, diese Waffe zu behalten. Sobald der Friedensvertrag unterzeichnet ist,

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