Adolescentia Aeterna - Die Entdeckung der Ewigen Jugend
nicht mehr auf seine Informationen angewiesen bist. Dass er keine Möglichkeit mehr hat, dich zu erpressen. Wenn du dich dann trotzdem mit ihm verabreden willst … schön für dich.“
Eva kniff die Augen zusammen. „Genau! Schön für mich. … Und jetzt entschuldige mich. Ich habe vor meiner Abendverabredung noch zu tun.“
11. Kapitel
Bei hellem Tageslicht betrachtet wirkte die Fassade des Gebäudes, das das AA Dark Passion beherbergte, gar nicht mehr so eindrucksvoll. Eva entdeckte schlecht entfernte Graffiti und schmutzige Farbschlieren, wo Regenwasser den Staub von dem Stuck über dem Fenster gewaschen hatte.
Weshalb hatte sie den Eindruck gehabt, sie müsste eingeschüchtert sein, weil der Laden IHM gehörte?
Eva machte einen weiteren zögernden Schritt auf das Haus zu, bevor sie neuerlich inne hielt. Es war seltsam gewesen, die letzten Einträge in seinem Tagebuch zu lesen. Von seinem Leben zu erfahren. Von seinen Abenteuern. Von seinen erotischen Ausschweifungen.
Es hatte sich um viele Frauen gehandelt. Für Evas Herz um zu viele.
Ja, verdammt. Es hatte wehgetan.
Dabei hatte sie kein Recht, so etwas zu fühlen. Sie kannte Julian gerade mal ein paar Tage. Sie wusste Dinge von ihm, die sie abstoßen sollten. Vermutlich versuchte er sogar, ihr haarsträubende Lügen als Wahrheit zu verkaufen.
Ewige Jugend . Sie schüttelte den Kopf.
Sie wollte ihm glauben. Aber das hieß e, ihm zu vertrauen. Einem Mann, so dunkel, geheimnisvoll und gefährlich, dass sie davonlaufen sollte.
Stattdessen war sie dabei, ihr Herz an ihn zu verlieren.
Hoffnungslos.
Unmöglich.
Viel zu riskant.
Für Rückzug war es allerdings zu spät.
Als Julian 1828 zu Dem Ältesten wurde, hatte er in seinen Aufzeichnungen von seinem Leben DAVOR berichtet. Also bevor er aufhörte zu altern. Um diesen jungen Mann trauerte Eva, obwohl Julians Darstellung des mittellosen aber charakterstarken Jünglings möglicherweise nicht ganz objektiv ausgefallen war.
In den letzten Jahren hatte er ein ähnliches Leben wie Antonius geführt: Er hatte Frauen benutzt und dann fallen gelassen. Nein, dazu hätte er ihnen etwas vormachen müssen. Stattdessen war er schockierend ehrlich mit ihnen gewesen. Es machte deutlich, dass weibliche Wesen für ihn austauschbar und tatsächlich ohne jede Bedeutung waren. Und das machte ihr Angst. Sie wollte nicht wie eine von ihnen enden.
Eva konnte sich vorstellen, dass es Frauen gab, die sich freiwillig auf ein Abenteuer mit mehr als kurzer Lebensdauer einließen. Julian war ein attraktiver Mann. Seine dunkle Aura wirkte anziehend, da es sich bei ihm offensichtlich um einen erfahrenen Schürzenjäger handelte. Bei ihm musste man nicht befürchten, dass er nicht wusste, was er mit seinen Händen anfangen sollte. Oder mit anderen Körperteilen. Die Frauen durften erwarten, auf ihre Kosten zu kommen.
Gleichzeitig hatte sie aus seinen Berichten deutlich die Faszination an der Unterwerfung von Frauen herausgelesen. Die Art, wie er beinahe liebevoll beschrieb, wie er die Frauen gedemütigt hatte, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Fesselung, Knebelung, Hiebe.
Sie war nicht dafür gemacht, sich so etwas freiwillig gefallen zu lassen.
Sollte sie umdrehen und nach Hause gehen? Die Beschreibungen waren im Laufe der Zeit gefühlskälter aber auch weniger brutal geworden. War er dabei, sich zu ändern?
Aus dem Vordereingang des Passion trat ein riesiger Mann mit breiten Schultern und Bürstenhaarschnitt. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, blickte der Kerl in ihre Richtung. Er kniff die Augen zusammen und winkte dann.
Eva drehte sich um, konnte außer ihr allerdings niemanden auf der Straße entdecken. Der Mann meinte mit seiner Geste offensichtlich Eva.
Seine Bewegungen wurden heftiger. Wollte er sie zu sich beordern? Warum kam der unhöfliche Kerl nicht einfach zu ihr? Er passte nicht zu ihrer Vorstellung von den anderen 20 Brüdern.
Widerwillig ging sie auf ihn zu.
„Sie müssen Eva sein!“, schrie er, sobald sie in Rufweite gelangt war. „Sie werden erwartet.“
Diese unorthodoxe Vorgehensweise passte nicht zu dem zuvorkommenden Lüstling, den Julian normalerweise spielte. Das hier war sein Revier. Vermutlich würde sie gleich den echten Julian kennen lernen.
Eva folgte dem Mann ins Innere des Gebäudes. Lediglich ein Teil der Deckenbeleuchtung war eingeschaltet, sodass sie nicht gezwungen war, sich von der Einrichtung enttäuschen zu lassen, die vermutlich nur halb so elegant
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