Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
eifersüchtig darauf war, was für unglaublich tolle Sachen sie in ihrem Leben machte, wo ich noch nicht mal wusste, wie man die Waschmaschine anschmiss.
Es wurde nicht einfacher dadurch, dass sie bei uns zu Hause war, sich bei meinen Eltern und meinen kleinen Schwestern einschmeichelte und dabei so blass und zerbrechlich aussah, dass ich gar nicht mehr böse auf sie sein wollte. Ich war immer noch angepisst darüber, wie sie sich in New York verhalten hatte, aber ich wollte von ihr nicht mehr angepisst sein, und so – obwohl ich die Nachricht ja auch einfach ungelesen lassen und zu Dr. Who hätte zurückkehren können – entschied ich mich, sie zu lesen und ihr eine freundliche, aber auch nicht zu freundliche Antwort zu schicken.
Hey Michael,
ich habe dir noch gar nicht Fröhliche Weihnachten wünschen können, also, hey, Fröhliche Weihnachten und der ganze Kram. Habe ich d ich mit meinen überraschenden Festtagsgrüßen jetzt in falscher Sicherheit gewiegt? Wahrscheinlich nicht, also ist es besser, wenn ich gleich mit der Tür ins Haus falle.
Ich bin gerade in meiner Wohnung – das Weihnachtsdinner bei Tab fand nicht statt, weil Mad Glen und sein Alkoholikerfreund Phil sich wegen ein paar nachgemachten Lidl-After Eights in die Wolle gekriegt und so schlimm geprügelt haben, dass Tab und Tom sie in die Notaufnahme bringen mussten, und die Sache ist die, dass ich eigentlich liebend gerne wieder zu euch kommen und noch ein paar Tage bleiben würde. Du weißt ja, deine Mum und dein Dad haben es immer mal wieder angeboten, und ich glaube, deine Mutter und ich sind so was von über New York hinweg und Melly und Alice sind spirituell zu 100 % meine Zwillinge.
Das ist kein Spielchen, mit dem ich mir einen Weg zurück in deine freundliche Gunst oder, vielleicht, zurück in deine Hose erschleimen möchte. Ich weiß, das mit uns ist vorbei, und als es noch lief, wussten wir beide schon, dass es zum Scheitern verurteilt war. Das ist okay. Das sehe ich ganz gelassen. Dich sehe ich auch ganz gelassen, weil ich weiß, dass ich unmöglich bin. Ich weiß das, Michael, und ich weiß auch, dass du mich nicht gelassen siehst. Du kannst dich ja kaum überwinden, mich mal anzusehen oder mit mir zu sprechen, und besonders darum werde ich dir nie vergessen, dass du gekommen bist, als ich wegen der Duschkabinentür die Nerven verloren habe.
Wenn dir der Gedanke, ich könnte vielleicht noch weitere zwei oder drei Tage bei euch zu Hause verbringen, unangenehm ist, dann sag das bitte. Ich werde es verstehen. Oder vielleicht besser, ich werde versuchen, es zu verstehen (Ich plane, in Sachen Empathie im nächsten Jahr eine ganz große Nummer zu werden).
Bitte lass mich doch wissen, ob du es noch ein bisschen mit mir in d einer Nähe aushalten kannst. Ich verspreche, mich allerbestens zu benehmen, auch wenn das natürlich nicht viel heißt.
Jeane
Sie hatte recht. Sie war unmöglich. Und es war unmöglich, Nein zu ihr zu sagen, denn Jeane war siebzehn und sie war allein und es war Weihnachten, und obwohl ich nicht glaubte, dass ich jemals damit aufhören könnte, ein bisschen sauer auf sie zu sein, verdiente sie es nicht, an Weihnachten ganz allein zu sein.
Ich drehte mich um und schreckte ein bisschen zurück, als ich Mum und Dad beim gegenseitigen Streicheln überraschte. »Uh. Könnt ihr das nicht mal lassen?« Ich winkte mit meinem Telefon. »Ich habe eine E-Mail von Jeane bekommen. Ihre Einladung zum Weihnachtsessen ist abgesagt worden, und sie möchte gerne wissen, ob sie wiederkommen und noch ein paar Tage bleiben darf.«
Ich hätte es völlig in Ordnung gefunden, wenn Dad gestöhnt und Mum gesagt hätte, »Aber ich habe ihr das doch nur aus reiner Höflichkeit angeboten«, aber Mum war schon dabei aufzustehen. »Ich organisiere schon mal ein paar frische Handtücher für sie. Fährst du schnell und holst sie ab, Schatz?«
Ich war nicht ganz sicher, mit welchem Schatz sie sprach, aber Dad hievte sich schon aus dem Sofa hoch, und Melly und Alice fragten, ob sie mitfahren dürften, weil »wir würden uns gerne mal die Duschkabinentür ansehen, und meinst du, dass Jeane vielleicht eine andere Haarfarbe hat?«, und selbst wenn es mir etwas ausgemacht hätte, und, na ja, ein bisschen tat es das, war ich jetzt schon komplett überstimmt. Ich mailte Jeane zurück:
I st okay. Dad und die beiden Gören sind in zwanzig Minuten bei dir, um dich abzuholen. Hoffe, du magst kalten Truthahn, weil das nämlich alles ist, was wir in den
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