Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Erfahrung, dass Gustav und ich sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Definition von Sachen, ohne die ich nicht leben konnte, hatten. »Ich hasse euch«, teilte ich den beiden verbittert mit. »Ich hasse das, wenn ihr hier eure Schwuler-Papi-Nummer abzieht.«
»Oh nein, insgeheim liebst du es«, sagte Harry und flitzte auf mich zu, als ob er mich hochheben und sich mit mir im Kreis drehen wollte, was er hin und wieder tat, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich das erniedrigend und unwürdig fand; als sei ich ein kleines Kind. Und das war es auch, aber es hatte auch – und das war mein Geheimnis – etwas Aufregendes. »Wir machen ein bisschen Lady Gaga an, dann geht’s schneller.«
»Ja«, stimmte Gustav zu. »Das wird ein Spaß.«
Es wurde kein Spaß. Gustav würde Spaß nicht mal erkennen, wenn er mit einer Gesundheitswarnung der Regierung zugestellt werden würde. Und überhaupt war Spaß nicht das richtige Wort, um zu beschreiben, wie Harry versuchte, meine kompletten japanischen Modemagazine ins Recycling zu verfrachten, alser dachte, dass ich gerade nicht hinsah, und Gustav mich mit Dauerkommentaren zu Schimmel und Pilzen und was sie mit meinen perfekt geformten, rosa Teenager-Lungen machen würden, beschallte, während ich unter seiner Kontrolle die Duschkabine sauber machte.
Gustav ließ sich von meinem Einwand, mein Haarfärbeprozess sei an einem kritischen Punkt angekommen, nicht beeindrucken und wollte mich die Bleiche nicht auswaschen lassen, bis das Badezimmer nicht blitzblank sauber wäre. Obwohl ich erklärte – und zwar mit dem Mittel des Schreiens –, dass er mich zu einem Dasein als Glatzkopf verurteilte, je länger die Bleiche auf meinem Kopf verweilte, blieb er völlig starr in seiner Haltung, und zwar ziemlich wortwörtlich, als er mich förmlich vom Duschkopf wegriss. Gustav verdient seinen Lebensunterhalt mit körperlichem Training und ich nicht, also hatte ich keine Chance zu gewinnen. Außerdem erinnerte er mich an zahlreiche andere Male, bei denen ich mit ähnlichen Ausreden versucht hatte, mich vor dem Schrubben der Fugen im Bad zu drücken. Ich war für ihn absolut ein Mädchen, das gerne blinden Alarm schlug.
Schließlich wurde das Badezimmer für sauber befunden, sogar nach Gustavs lächerlich hohen Maßstäben, und er erteilte mir die Erlaubnis, die Bleiche auszuwaschen. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits steinhart geworden, und ich brauchte seine Hilfe und eine ganze Flasche Spezial-Schmiere, bis mein Haar sich in etwa überhaupt wieder wie Haar anfühlte.
»Es sollte also diese Farbe kriegen, ja?«, erkundigte sich Gustav, als er mein Haar grob mit dem Handtuch abtrocknete. Er war wohl doch nicht so begeistert vom Saubermachen, wie er vorgab, denn er war mehr als glücklich, das wirklich harte Schrubben Harry aufzubürden, während er es vorzog, mir zu helfen. »Es ist sehr, äh … wie soll ich sagen?«
»Ich möchte es in diesem Stadium mittelblond haben«, seufzte ich. »Dann schmeißen wir die Tönung drauf und machen es Platin.«
»Ja, gut, es ist immer gut, wenn man Ziele hat«, stimmte Gustav zu, und als ich versuchte, mich aufzurichten, ließ er seine Hand auf meiner Schulter. »Nein, nein, bleib so. Ich mache dir die Tönung drauf.«
Normalerweise ließ ich mich von niemandem auf die Weise herumkommandieren, wie Gustav das tat, aber wenn mir das das Putzen ersparte, konnte ich nur gewinnen. Ganz besonders jetzt, wo ich sicher war, dass Harry nicht mehr versuchte, meine kostbaren Bücher und Magazine und Rückseiten von Umschlägen, auf denen ich mir wichtige Sachen notiert hatte, wegzuwerfen, sondern in die Küche gezogen war, wo er aus voller Kehle Bad Romance grölte und keine Gefahr bestand, dass er mein Haribo-Lager vernichten würde. Nicht, wenn ihm sein Leben lieb war.
Auch wenn ich vom Vornüberbeugen in die Dusche, so, dass mein Kopf und meine Schultern in der Kabine waren, Rückenschmerzen bekommen würde, war es doch sehr angenehm, dass Gustavs starke, muskulöse Finger die Tönung in mein Haar massierten, während er weiter über sein Marathontraining quatschte. Gustav flog tatsächlich in andere Länder, nur um dort an Marathonläufen teilzunehmen. Er war nicht ganz richtig im Kopf.
»Die Tönung muss jetzt herausgewaschen werden«, kündigte Gustav an. »Dieses Platinblond, hängst du da sehr dran?«
»Irgendwie schon. Ben hat gesagt, es kann sein, dass man dafür ein bisschen mehr Tönung verwenden muss.«
»Vielleicht sehr viel mehr
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