Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
benötigst. Schließlich weiß ich, was du planst. Du willst beweisen, dass dein Freund ein guter Mann war und seine Mörder festnageln. Das ist ganz in meinem Sinne. Shad Johnson kann meinen dicken Hintern küssen, wenn er meint, dass er mir Angst macht. Ich könnte den Mann mit dem Knie zerbrechen.«
»Wegen Shad brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
Jewel nickt langsam. »Schon gut. Aber ich kann leise auftreten, wenn ich es muss. Und jetzt lasst mich hier raus. Ich brauche eine Zigarette. Ich geb’s ungern zu, aber es ist die heilige Wahrheit.«
Ich stehe auf, um ihr die Hand zu schütteln, als mein Handy klingelt.
»Geh ran«, sagt sie, dann schaut sie zu meinem Vater. »Wie ist es mit dem Rezept für meine Mama, Doc?«
Ich gehe hinaus auf den Flur. »Hallo?«
»Penn, hier ist Julia Jessup.«
»Julia! Alles in Ordnung?«
»Nein. Ich habe gerade mit dem Mädchen telefoniert, mit der du befreundet warst oder zusammengelebt hast oder was weiß ich.«
»Mit wem? Libby Jensen?«
»Nein! Mit der, die heute Morgen die Lügen in der Zeitung verbreitet hat!«
»Caitlin Masters? Einen Moment. Wie hast du mit Caitlin gesprochen? Hat sie dein Handy angerufen? Das sollte doch nicht eingeschaltet sein.«
»Ich habe sie angerufen. Es geht nicht an, dass die halbe Stadt glaubt, Tim hätte mit Drogen gehandelt. In unserem Haus war kein Meth!«
»Das weiß ich, Julia. Und ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist. Wir müssen unter vier Augen über die Sache reden.«
»Vor allem musst du dieses Biest anrufen und ihr sagen, sie soll morgen einen Widerruf drucken.«
»Julia, hör mir bitte zu. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass du und dein Sohn in Sicherheit bleibt. Das hätte auch Tim gewollt.«
Ich höre ein Kind weinen und dann ein Geräusch, als würde jemand getätschelt. »Du weißt nicht, was Tim gewollt hätte«, entgegnet Julia. »Er wollte, dass die Mistkerle, für die er gearbeitet hat, mit ihren dreckigen Geschäften aufhören. Ich habe versucht, ihm die Sache auszureden, aber er wollte mir nicht zuhören. Er sagte, du würdest ihm helfen, und jetzt ist er tot. Und ich merke nicht, dass du dich für ihn einsetzt. Vielleicht würde etwas passieren, wenn Caitlin Masters alles auf der Titelseite veröffentlicht. Ich wette, das würde sie tun. Sie hat mich schon um ein Interview gebeten.«
Schweißtropfen stehen mir auf der Stirn. Wie kann eine Frau, die ihren Mann verloren hat, nicht begreifen, dass ihr Vorhaben den eigenen Tod und den ihres Sohnes nach sich ziehen könnte? Allein ihre Worte am Telefon haben sie in Gefahr gebracht – und Caitlin ebenfalls.
»Tim hat sich aus einem bestimmten Grund an mich gewandt, Julia. Er hat mir vertraut, weil ich schon mit ähnlichen Dingen zu tun hatte und weil er wusste, dass ich die richtigen Schritte einleite. Aber die richtigen Schritte sind selten die, zu denen deine Emotionen dich antreiben, wenn du erschüttert bist. Ich weiß, du kannst das im Moment nicht einsehen, aber du musst es versuchen. Julia? Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Bitte sprich nicht mit Caitlin. Es könnte dich alles kosten. Alles. Verstehst du? Oder soll ich es buchstabieren?«
Ihre Antwort ist ein unterdrücktes Knurren, eine Mischung aus Wut und dem Gefühl der Hilflosigkeit.
»Julia, solange du bleibst, wo du bist und dich ruhig verhältst, bist du in Sicherheit. Du kannst mich heute Abend anrufen. Wir finden schon einen Weg, uns zu treffen. In Ordnung?«
»Ach, Scheiße«, sagt sie angewidert. »Ich hänge ein.«
Die Leitung ist tot.
Ich gehe durch die offene Tür in das Sprechzimmer meines Vaters. Dad beugt sich über seinen Schreibtisch, um ein Rezept zu unterschreiben, während Jewel ein Foto unserer Familie aus der Zeit betrachtet, als ich elf und meine Schwester siebzehn war.
»Trefft ihr euch noch manchmal mit Jenny?«, fragt sie.
»Nicht sehr oft«, gibt Dad zu.
»Sie sieht wie Mrs. Peggy aus. Fast genauso.«
»Tut mir leid, ich muss los«, sage ich.
»Wohin willst du?«, erkundigt sich Dad.
»Muss Caitlin finden. Vielen Dank für alles, Jewel. Mit Warnungen von mir brauchst du nicht mehr zu rechnen.«
Die Leichenbeschauerin lächelt. »Junge, ich bin nicht so weit gekommen, ohne auf mich aufpassen zu können. Zieh bloß Leine.«
Nach einem raschen Winken drehe ich mich um und gehe zu meinem Wagen.
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T im Jessups Vater ist der Letzte, von dem zu hören ich heute erwartet hätte, aber vier Blocks von Caitlins Haus entfernt nahm ich einen Anruf auf meinem
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