Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
viel geschlafen. Bitte fahren Sie fort.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass wir dieses Gespräch überhaupt führen sollten, aber Dr. Jessup meint, ein Beitrag von Ihnen könnte die Situation erhellen.«
    »Und was ist die Situation?«
    »Sie wissen vielleicht, dass Timothy Jessup …«
    »Sagen Sie ihm einfach, was die Frau gesagt hat«, blafft Dr. Jessup. »Was sie will.«
    Pater Mullen wirft dem Chirurgen einen gequälten Blick zu. »Dr. Jessup, ich finde wirklich nicht, dass Sie sich über Mrs. McQueens Bitte Sorgen machen sollten. Ihr Anliegen …«
    »Ihre Forderung.«
    »Ja … ja, wahrscheinlich könnte man es so nennen, aber …«
    »Hören Sie mit dem Gesabbel auf! Kommen Sie zur Sache.«
    Pater Mullen wendet sich an mich. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, starb Mrs. McQueens Sohn Patrick vor siebenundzwanzig Jahren auf einem Highway bei Oxford, Mississippi.«
    »Ich weiß. Tim Jessup musste danach wegen Totschlags ins Gefängnis. Aber was hat das mit der Gegenwart zu tun?«
    »Das rachsüchtige alte Biest will nicht, dass Tim eine kirchliche Bestattung bekommt«, presst Dr. Jessup hervor.
    Mir steigt das Blut in die Wangen. »Ist das wahr?«
    Pater Mullen tritt einen Schritt zurück. »Nicht ganz, aber in groben Zügen. Ich glaube nicht, dass Mrs. McQueen den Tod ihres Sohnes je verwunden hat.«
    »Natürlich nicht. Das kann keiner. Aber ich begreife nicht, was das mit Tims Beerdigung zu tun hat.«
    »Nun ja …«, sagt Pater Mullen im Tonfall eines Mannes, der genötigt ist, auf eine sehr unbequeme Wahrheit hinzuweisen, »laut Kirchengesetz können bestimmte Personen von einer katholischen Bestattung ausgeschlossen werden. Wenn die Person als abtrünnig oder ketzerisch bekannt und ein so offensichtlicher Sünder ist, dass eine Kirchenbestattung Empörung in der Gemeinde auslösen würde, ist es denkbar – und gelegentlich tritt dieser Fall ein –, ihr die Messe vorzuenthalten.«
    Jessup schüttelt angewidert den Kopf. »Ich kann es nicht glauben. Seit siebenunddreißig Jahren komme ich hierher, und …«
    »Einen Moment, Dr. Jessup«, unterbreche ich ihn. »Pater Mullen, ziehen Sie Mrs. McQueens Forderung allen Ernstes in Betracht?«
    »Nicht so, wie Sie vielleicht denken. Aber angesichts der Situation kann ich sie nicht einfach abweisen. Es gibt ein Problem. Die Gemeinde hat erfahren, dass in der Nacht, in der Tim starb, eine große Menge Drogen in seinem Haus gefunden wurde. Außerdem scheinen peinliche Bilder aufgetaucht zu sein … von einer jungen Dame, die nicht Mr. Jessups Ehefrau war. Die Fotos wurden ebenfalls in seinem Haus entdeckt.«
    Dr. Jessup prustet. »Wollen Sie etwa die Schränke, Computer und Handys von jedem in dieser Gemeinde durchsuchen, um zu erfahren, wie viele ähnliche Bilder Sie finden können?«
    Pater Mullen erblasst bei dem Gedanken. »Vom kirchlichen Standpunkt aus gibt es mehrere strittige Punkte, und ich nehme an, dass Mrs. McQueen sie alle gründlich recherchiert hat, bevor sie zu mir kam. Erstens war Tim seit vielen Jahren kein praktizierender Katholik mehr. Zweitens hatte er sein Kind nicht kirchlich taufen lassen und schien dies auch nicht beabsichtigt zu haben. Drittens ist bekannt, dass er Gemeindemitgliedern gegenüber erklärt hat, er glaube seit Jahrzehnten nicht mehr an Gott. Mit Verlaub, Dr. Jessup, Tim scheint ein zügelloses Leben geführt zu haben, und zwar seit dem Vorfall, bei dem Patrick McQueen starb, weil Tim betrunken am Steuer saß, bis hin zur Nacht seines eigenen Todes, als er laut polizeilichen Angaben mit Drogen handelte, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Am wichtigsten ist jedoch, dass Tim wohl keine Möglichkeit hatte, sein Tun zu bereuen, falls er tatsächlich ermordet wurde. Das alles könnte verhindern, dass Tim eine christliche Bestattung erhält.«
    Hinter dem Gerede erahne ich einen Mann, der auf eine Weise geprüft wird, wie er es nie vorhergesehen hat. »Und was meinen Sie , Pater?«
    »Der Padre meint, dass es Zeit ist, den Ball aus der Hand zu geben«, sagt Dr. Jessup bitter. »Er will den Bischof anrufen.«
    »Dr. Jessup«, sagt Pater Mullen mit einer besänftigenden Stimme, die er wahrscheinlich am Krankenbett benutzt, »heutzutage wird kaum jemandem ein Begräbnis verwehrt. Unser modernes Verständnis der Psychologie bedeutet, dass die Kirche häufig sogar Menschen, die sich umgebracht haben, eine Messe und eine Beisetzung gewährt. In diesem Fall geht es nur darum, Mrs. McQueen zu zeigen, dass ich ihre Bitte ernst nehme,

Weitere Kostenlose Bücher