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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Minute gelebt haben.«
    Jewel und ich blicken meinen Vater schweigend an. Es ist klar, dass er dieses Wissen nicht beim Medizinstudium, sondern in Korea erworben hat.
    »In dieser Situation«, fährt Dad fort, »zumal er gefoltert wurde, muss sein Adrenalinspiegel enorm gewesen sein. Und er brachte anscheinend die Kraft auf, sich von seinen Entführern loszureißen.«
    »Ja, das könnte die Erklärung sein. Aber wenn er am Zaun angeschossen wurde, muss jemand eine Waffe mit Schalldämpfer benutzt haben.«
    »Wie bei dem Ballon«, sagt Dad. »Ich verstehe.«
    Jewel blickt zwischen uns beiden hin und her, hakt aber nicht nach. Wie viele andere Stadtbewohner hat sie von der Bruchlandung gehört; der Rest lässt sich leicht zusammenreimen.
    »Noch mehr wichtige Befunde?«, frage ich.
    Sie fixiert mich. »Kann man wohl sagen.«
    »Und?«
    »Penn Cage, ich habe meinen müden Hintern nicht hierherbewegt, nur um Geschenke auszuteilen und nichts zurückzukriegen. Was geht hier vor? Wer hat den Mann auf so furchtbare Art ermordet? Und warum?«
    Ich schaue meinen Vater Hilfe suchend an, aber er hebt nur die Schultern. »Jewel, hör mir bitte zu. Und zwar so, als würde ich über eines deiner Kinder reden. Du brauchst nicht noch mehr über diesen Fall zu wissen. Dann könntest du auf demselben Tisch enden, auf dem Tim zerschnitten wurde. Ich möchte deine Sicherheit nicht auch noch auf die Liste meiner Sorgen setzen.«
    Die Leichenbeschauerin schüttelt den Kopf, aber ich kann nicht erkennen, ob sie beleidigt ist oder nicht. »Worauf willst du hinaus? Dass ich mich nicht mehr mit diesem Todesfall beschäftigen soll?«
    »Tu nichts, was über eine normale Ermittlung hinausgeht. Halte dich an die Vorschriften, mehr nicht. Und nach diesem Maßstab müsstest du die Untersuchung jetzt beendet haben.«
    Nun wirkt sie tatsächlich beleidigt. »Wenn ich mich an die Vorschriften gehalten hätte, wüsstest du viel weniger als jetzt.«
    »Das leuchtet mir ein. Und ich bin dankbar dafür. Aber es ist meine Sache, das Risiko auf mich zu nehmen, nicht deine.«
    »Wieso?«
    »Weil ich jemandem etwas schulde.«
    Ein seltsames Lächeln erscheint auf Jewels Gesicht. »Jetzt redest du wie dein Daddy. Na gut. Ist es für mich denn schon ein Risiko, dass ich hierhergekommen bin?«
    »Möglich. Wenn sie Dad beobachten. Du musst einen plausiblen Grund für deinen Besuch finden.«
    »Ein Rezept«, sagt Dad. »Hat deine Mutter immer noch Probleme mit peripherer Neuropathie?«
    Jewels Lächeln wird breiter. »Vergisst du nie etwas über einen Patienten?«
    »Doch. Mit jedem Tag mehr.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ich berühre ihr Handgelenk. »Du hast gesagt, dass es noch etwas anderes gibt.«
    »Der Gerichtsmediziner hat ein Objekt im Rektum deines Freundes gefunden.«
    »Drogen?«
    »Nein. Die Kappe eines USB -Sticks.«
    Mit einem Mal pocht mein Herz heftig.
    »Was für ein Stick?«, fragt Dad.
    »Ein Speichergerät«, erklärt Jewel. »Mit USB -Anschluss. Der Stift ist ungefähr fünf Zentimeter lang und knapp einen Zentimeter breit.«
    »Nur die Kappe?« Plötzlich scheine ich zumindest einer Kopie der Daten auf der DVD , die Tim von der Magnolia Queen gestohlen hat, viel näher zu sein. »Nicht das eigentliche Gerät?«
    »Richtig. Seltsam, nicht wahr?«
    »Vielleicht auch nicht.«
    Jewel mustert mein Gesicht. »Er hat den Stift da reingesteckt, um ihn vor seinen Mördern zu verbergen, nicht wahr?«
    Um ihn vom Schiff zu schmuggeln, geht es mir durch den Kopf.
    »Wahrscheinlich.«
    »Der Mann hat auf der Magnolia Queen gearbeitet, stimmt’s?«
    »Jewel …«
    »Also hat er Informationen aus dem Casino geschmuggelt.«
    »Hör auf. Ich meine es ernst.«
    Sie runzelt die Stirn und macht eine wegwerfende Bewegung, als wäre ich ein lästiges Kind. »Ich werd’s keinem erzählen. Aber ich möchte es für mich selbst wissen. Damit ich nachts, wenn ich darüber nachdenke, irgendwann doch noch ein bisschen Schlaf kriege, statt bis zum Sonnenaufgang zu grübeln.«
    »Du bist auf der richtigen Spur. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Okay. Bleibt die Frage, wer den USB -Stick jetzt hat.«
    Ich nicke.
    »Tja, dein Freund hat seinen Arbeitsplatz kurz vor Mitternacht verlassen, und er starb gegen null Uhr fünfunddreißig. Die Folterer hatten ihn also nicht lange in ihrer Gewalt, selbst wenn er die ganze Zeit bei ihnen war, was unwahrscheinlich ist. Jessup hatte sehr viele Striemen und Abschürfungen an Armen und Beinen, als wäre er durch den Wald

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