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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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am Bordstein zu. Während er mit dem Schlüssel hantiert, eile ich auf unsicheren Beinen zu meinem Wagen. Ich hoffe nur, dass Caitlin auf mich gewartet hat.
    Caitlin beobachtet mich durch eines der vorderen Fenster, als ich anhalte. Sie öffnet die Haustür, wobei sie nur ihr Gesicht herausstreckt, als wäre sie gerade unter der Dusche gewesen. Dann bittet sie mich mit einer Geste herein, doch ich winke sie zu meinem Auto. Sie streckt einen nackten Fuß und eine Wade vor, deutet auf den Fuß und verschwindet im Innern. Ich steige aus und gehe den halben Weg bis zu ihrer Tür. Einen Moment später erscheint sie, mit Shorts, Sandalen und einem weißen Leinenoberteil bekleidet. Sie mustert mich verwundert.
    »Was verschafft mir die Ehre?«
    »Wir müssen reden«, flüstere ich, »aber nicht in unseren Häusern oder Autos. Können wir einen Wagen der Redaktion benutzen?«
    Sie bedenkt mich mit einem seltsamen Blick, antwortet jedoch mit ruhiger Stimme: »Ja. Fährst du uns dorthin?«
    Ich nicke, und sie kehrt um und schließt ihre Tür ab, bevor sie sich in mein Auto setzt.
    Caitlin braucht nie mehr als einmal gewarnt zu werden, es sei denn, man rät ihr, ihre Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken. Sie bleibt stumm, während wir durch die Stadt fahren, und gibt sich damit zufrieden, mich vom Beifahrersitz aus zu betrachten. Ich will keinen Blickkontakt zu ihr herstellen, denn das wäre nicht lange zu ertragen, da es so viel Ungesagtes zwischen uns gibt. Leichter ist es, ihre Beine im Auge zu behalten, die lang und schlank sind und überraschend braun, wenn man ihre blasse Haut bedenkt. Sie muss vor kurzem einige Zeit in südlicheren Breiten verbracht haben.
    »Antigua.« Sie hat meine Gedanken gelesen.
    »Allein?«
    »Nein.« Sie lässt mich ein paar Sekunden leiden, bevor sie fortfährt: »Eine Firmenklausur.«
    »Ich weiß nie so recht, was sich bei solchen Veranstaltungen abspielt.«
    »Hängt von der Firma ab. Manche muten den Teilnehmern eine Woche lang New-Age-Predigten über das Evangelium des Reichtums zu. Andere ermutigen sie, große Säugetiere zu erschießen und schöne einheimische Prostituierte zu bumsen.«
    Nach der schrecklichen Spannung im Pfarrhaus bringt mich ihre Bemerkung zum Lachen. »Ich habe einen großen Teil meiner Karriere mit Männern verbracht, die lieber große Säugetiere bumsen und schöne einheimische Prostituierte erschießen würden.«
    Nun muss Caitlin lachen. Im geschlossenen Auto klingt es hell und unverfälscht. »Oder damit, über sie zu schreiben.«
    Ich nicke, setze unseren alten Gesprächsrhythmus jedoch nicht fort, und der Glanz in ihren Augen verschwindet. Als ich auf den Parkplatz der Zeitung einbiege, zeigt sie auf die Seite des Gebäudes, womit sie mir offenbar sagen will, dass ich den Wagen dahinter abstellen soll. Dort angelangt, sehe ich sechs Autos, die in einer Reihe neben einer Glastür stehen.
    Sobald wir das Gebäude betreten haben, fragt sie: »Bist du sicher, dass du nicht einfach hier mit mir reden willst?«
    »Kannst du für Ungestörtheit sorgen? Ich möchte nicht, dass jeder in der Redaktion von meiner Anwesenheit erfährt.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, auf dem Fußboden des Vorratsraums zu sitzen.«
    »Gut. Perfekt.«
    Ein Stück weiter den Flur hinauf führt sie mich in ein von Metallregalen und Kästen gesäumtes Zimmer und verschließt die Tür hinter uns. Nach einer kurzen Inspektion der Regale hebt sie zwei Kästen mit Din -A4-Schreibpapier herunter und schiebt sie zu einem Sitz zusammen. Ich benutze zwei weitere für denselben Zweck, und dann sitzen wir einander gegenüber, getrennt durch eine grell beleuchtete Fläche von einem Meter Länge.
    »Du siehst schlecht aus«, sagt sie unverblümt. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle.«
    »Weißt du, dass du mich heute mies behandelt hast?«
    »Das war deine eigene Schuld. Du hast offenbar erwartet, dass ich dich ins Vertrauen ziehe, als wären wir noch zusammen. Aber das sind wir nicht mehr.«
    Sie schaut zur Seite. »Ich wollte nur, dass du höflich mit mir redest.«
    »Nein. Du wolltest eine Story. Die Insiderstory. Und ich konnte sie dir nicht geben. Das hätte niemandem genützt.«
    »Und darüber triffst du die Entscheidung?«
    »In diesem Fall schon.«
    »Du hast in der Vergangenheitsform gesprochen. Warum bist du jetzt hier?«
    »Weil du in Gefahr bist. Je gründlicher du Tim Jessups Tod untersuchst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du es bereuen

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