Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
überhaupt einsteigen. Komm schon. Wir können uns drinnen unterhalten.«
Als wir zu dem Lieferwagen gehen, suche ich den Parkplatz und die Straße ab. Niemand scheint uns im Auge zu haben, aber das hat nichts zu bedeuten.
Der Wagen ist tatsächlich ein Wrack, doch in dem Fahrzeug fühle ich mich sicherer. Die beste Methode, sich einer Überwachung zu entziehen, besteht darin, sämtliche Gewohnheiten aufzugeben und spontane Entscheidungen zu treffen. Diese hier gehört zu den guten Entscheidungen.
Caitlin fährt uns zur Franklin Street, wo ein Neuankömmling ein altes Brathähnchenrestaurant durch einen griechischen Schnellimbiss ersetzt hat. Er bietet immer noch Brathähnchen und Katzenwels an, aber nun kann man auch im schwarzen Teil der Stadt – wo dieses Restaurant liegt – Pita-Brot und Souvlaki probieren. Der Imbiss ist noch nicht geschlossen, und er hat eine Durchfahrtsbedienung.
»Also, was ist aus deinem Highschool-Mädchen geworden?«, fragt Caitlin, nachdem sie für uns beide Gyrosteller zum Mitnehmen bestellt hat. »Redet ihr noch miteinander?«
»Ich bitte dich. Du weißt doch, dass nichts passiert ist.«
Ihre Augenbrauen heben sich für einen Sekundenbruchteil. »Das sagst du. Ist sie noch in Harvard?«
»Ja.«
»Ich dachte, dass sie vielleicht durchgefallen ist, weil sie sich so sehr nach dir sehnt.«
Ich schüttle den Kopf, wende mich ab und verdränge die Gedanken an Mia Burke und an das, womit sie heute Abend beschäftigt sein könnte. Sie hat mir mehrere E-Mails geschickt, und ich habe zweimal geantwortet. Aber es ist mir gelungen, sie auf Distanz zu halten.
»Was willst du wegen Tims Tod unternehmen?«, fragt Caitlin. »Ich habe immer noch keinen Schlachtplan gehört.«
»Daniel Kelly ist aus Afghanistan hierher unterwegs. Er müsste morgen früh eintreffen. Gegen sechs Uhr.«
»Das ist ein guter erster Schritt. Rambo mit einem blonden Pferdeschwanz.«
»Manchmal braucht man so was.«
»Ich weiß. War nur ein Witz. Und was ist mit der Ortspolizei? Glaubst du, dass du Chief Logan trauen kannst?«
»Es geht wohl eher darum, dass er selbst nicht weiß, wem er trauen kann.«
»Wird er Tims Mord wenigstens untersuchen?«
»Das spielt keine große Rolle, es sei denn, er stößt auf einen schlagenden Beweis. Was bestimmt nicht passiert. Und selbst dann könnte Shad Johnson es schwer machen, die Betreffenden vor Gericht zu stellen.«
»Und natürlich kann das FBI dich auf den Tod nicht ausstehen.«
»Dort gibt es immer noch ein paar Leute, mit denen ich vielleicht reden könnte. Ich habe daran gedacht, Peter Lutjens anzurufen, damit er die Computer nach Informationen über Jonathan Sands durchsucht.« Lutjens ist ein Agent, der im Puzzle Palace – der FBI -Zentrale – arbeitet und Zugang zu fast allen Informationen in den dortigen Datenbänken hat.
»Beim letzten Mal wäre er deinetwegen fast gefeuert worden«, hält Caitlin mir vor.
»Nicht ›fast‹. Er wurde gefeuert.«
»Aber sie haben ihn wieder eingestellt.«
»Wichtig ist, dass Peter mir vielleicht helfen könnte, aber ich will ihn nicht wieder in die gleiche Situation bringen. Außerdem befürchte ich, dass jede Nachfrage nach Sands eine Art Reflex auslösen könnte.«
»Okay, mein Problem ist folgendes: Wie kann jemand, der ein Casino in Natchez, Mississippi, leitet, so einflussreich sein?«
»Wenn ich das wüsste, wären unsere Probleme gelöst.«
Die Bedienung reicht Caitlin eine weiße Tüte, und sie bezahlt mit einer Kreditkarte. Als wir weiterfahren, fischt sie ein Pita-Dreieck aus der Tüte und verschlingt es in einem Stück. »Götterspeise«, sagt sie. »Wie sieht’s mit dem chinesischen Aspekt aus? In der Welt nach 9/11 werden ausländische Investoren in amerikanische Casinos doch mit Sicherheit von der CIA unter die Lupe genommen.«
»Ganz richtig. Wenn einer der chinesischen Anleger Vorstrafen oder sonst wie Dreck am Stecken hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Regierung ihm gestattet, einen Teil eines Casinounternehmens zu erwerben.«
»Und du hast Tims Theorie, dass Sands die Stadt betrügt, indem er Steuern hinterzieht, nie für plausibel gehalten. Was also plant er wirklich?«
»In Houston habe ich gehört, dass Casinos in manchen Fällen für Geldwäsche benutzt wurden. Ich erinnere mich vor allem an ein Indianercasino, das Verbindungen zum organisierten Verbrechen an der Ostküste hatte. Aber wenn das der Sinn der Sache ist, warum setzen sie das Geschäft dann mit Nebensächlichkeiten
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