Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
hatte.
    In der Mitte des Pfades hockte ein schwarzer Hund, bestimmt dreißig Kilo schwer. Hinter ihm stand ein Dutzend weiterer Hunde in Alarmbereitschaft, als warteten sie auf ein Angriffssignal. Der schwarze Köter hatte die Zähne gebleckt und die Ohren zurückgelegt. Als ich seine fiebrigen Augen im Mondlicht funkeln sah, erfasste mich eine Furcht, wie ich sie noch nie empfunden hatte. Der Weg führte zwischen meterhohen Erdwällen hindurch, sodass unsere einzige Fluchtroute hinter uns lag. Ich spürte, wie meine Blase zu Stein wurde, und dann ergriff kollektive Panik unsere kleine Gruppe. Als wir unsere Fahrräder herumgerissen hatten, waren uns bereits fünfzehn oder zwanzig Hunde auf den Fersen. Wir waren schon früher auf Rudel wilder Hunde gestoßen, meist in den Wäldern, und jeden Sommer erinnerten unsere Mütter uns daran, dass Billy Jenkins nach einem Hundebiss dreiundzwanzig Tollwutinjektionen in den Bauch hatte ertragen müssen. Dieses Wissen ließ uns nun wie Verrückte in die Pedale treten, um das Tor zu erreichen, während die wütenden Hunde nach unseren Beinen schnappten.
    Wir hätten keine Chance gehabt, doch der Überlebensinstinkt von Trey Stacy rettete uns. Als er von seinem Rad sprang und auf den tiefhängenden Ast einer Eiche zurannte, taten wir anderen es ihm gleich. Bald saßen sieben Jungen wie Waschbären auf den mächtigen, knorrigen Ästen der Eiche. Die wütenden Hunde fletschten die Zähne und warfen sich gegen den Stamm; sie bellten und heulten wie Dämonen zwischen den Grabsteinen, was zu ihrem Verderben wurde: Irgendwann wurde ein Autofahrer auf den Lärm aufmerksam und rief die Polizei. Der erste Cop erschoss einen Hund mit seiner Pistole, aber die Meute wich erst zurück, als der rothaarige Partner des ersten Polizisten das Alphamännchen mit einer Schrotflinte tötete. Mehrere Jungen weinten, als der Streifenwagen uns vom Friedhof brachte, nicht aus Furcht vor den Eltern, sondern wegen des Schocks über die Erschießung der Hunde.
    Caitlin berührt mich erneut an der Schulter und sagt: »Penn? Wir haben gerade das Haupttor hinter uns. Wohin fahren wir?«
    Ich zeige auf eine Reihe von Eichen, die einen Weg in der Nähe säumen. An dem Baum, der mir nach der Episode mit der Hundemeute im Gedächtnis geblieben ist, bitte ich Kelly anzuhalten. Sein Stamm ist massiv, und seine schweren Äste hängen so tief, dass man sie mit wetterfesten, einen Meter hohen Gestellen abstützen musste, damit sie nicht bis zum Boden durchsacken. Auf der dem Baum gegenüberliegenden Seite des Weges, unter einem krummen Ast, befindet sich Patrick McQueens Grab.
    Gefolgt von Caitlin, gehe ich auf seinen Grabstein zu, eine hohe Granitplatte. Ein rascher Blick zeigt mir, dass keine DVD neben dem Stein verborgen ist, doch ich bin mir sicher, dass Tim mir die erforderliche Information übermittelt hat. Ich gehe zu der Stelle, wo der gekrümmte Ast fast bis zur Grasfläche herunterhängt. Ich setze einen Fuß auf die Krümmung, packe den Ast mit beiden Händen und klettere auf den Stamm zu.
    Es dauert nicht lange. Fünf Meter weiter entdecke ich eine Hardcover-Ausgabe meines dritten Romans, »Nichts als die Wahrheit«, eingeklemmt in eine Astgabel. Der Anblick des Einbandes rührt mich auf seltsame Weise, doch das Gefühl vergeht, als ich hinunterschaue und Patrick McQueens Grab fast direkt unter mir erblicke. Eine unendliche Sekunde lang identifiziere ich mich mit Tim Jessup, wie er sich hier im Dunkeln an den Baum klammert und verzweifelt versucht, das Beweismaterial zu schützen, das er den verhassten Männern gestohlen hat. Ich schließe kurz die Augen und warte, bis das Déjà-vu-Gefühl verschwunden ist. Dann blättere ich mein eigenes Buch durch.
    Ein Blitzen von Silber lässt mein Herz pochen. Zwischen den Seiten 242 und 243 liegt eine DVD in einer durchsichtigen Plastikhülle. Die Disc ist nicht etikettiert oder sonst wie gekennzeichnet, und nach der violetten Tönung und dem Äußeren der Datenseite zu schließen, dürfte sie selbstgebrannt sein.
    »Was hast du gefunden?«, ruft Caitlin. »Sieht aus wie ein Buch.«
    »Ja, die Disc ist darin. Wir brauchen einen Computer mit DVD -Laufwerk.«
    »Ich kann mir ein Notebook aus dem Büro holen.«
    Kelly tritt an Caitlins Seite; sein blondes Haar leuchtet neben ihrer schwarzen Mähne. »Ich würde es vorziehen, wenn wir vier Wände um uns herum hätten. Und wir müssen ein paar Kopien machen.«
    »Wir sind zwei Minuten vom Büro entfernt«, sagt Caitlin.

Weitere Kostenlose Bücher