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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dem Boden, wodurch ein hohles Klirren zwischen den Bäumen ertönt. Bevor das Geräusch endet, schreit eine Katze im Innern des Schuppens. Dann scharrt etwas an den Wandbrettern.
    »Sehr clever«, sagt Kelly und drückt auf den Türgriff. »Abgeschlossen.«
    »Ich habe einen Schalldämpfer an deiner Pistole gesehen. Schieß das Schloss einfach ab.«
    »Nein.« Er streicht über die verwitterten Bretter. Auf Schulterhöhe schiebt er die Fingerspitzen in einen Spalt zwischen zwei Planken, reißt die eine vom Schuppen ab und weicht zurück, als erwarte er, dass eine Wildkatze aus der dunklen Öffnung schnellt. Als nichts außer dem Gestank alten Urins hervordringt, knipst er seine Taschenlampe an und leuchtet in den Schuppen hinein.
    »Was für eine Sauerei«, sagt er.
    »Ich kann es riechen. Ich brauch’s mir nicht auch noch anzusehen.«
    »Du hast doch gesagt, dass du in der Lage sein musst, eine Aussage über unsere Funde zu machen. Also, hier ist deine Chance.«
    Ich spähe lange genug durch das Loch, um ein halbes Dutzend unterernährter, dehydrierter Katzen erkennen zu können. Drei oder vier andere scheinen tot zu sein. Halb vergrabene Haufen von Exkrementen sind über den Sandboden verstreut. Mein Entsetzen wächst, als ich sehe, dass einige der Katzen Halsbänder tragen. Zum Glück richtet Kelly seine Taschenlampe auf die Ecke des Schuppens, in der keine Tiere, sondern nur einige kurze, an der Wand lehnende Metallstangen zu sehen sind.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Brechstangen, mit denen Bulldoggen der Kiefer aufgehebelt wird.«
    Kelly holt seine Kamera hervor und knipst das Innere des Schuppens.
    »Wir müssen sie freilassen«, sage ich.
    Kelly gibt ein Summen von sich, das ich nicht ganz deuten kann, aber es klingt negativ. »Niemand darf erfahren, dass wir hier gewesen sind. Ich werde das Brett wieder einsetzen.«
    Ich erwidere seinen Blick ein paar Sekunden lang, knie mich dann hin und reiße ein Ende der untersten Latte aus der Wand. Während Kelly mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anschaut, stürzen zwei Katzen durch die Öffnung und huschen in die Dunkelheit.
    »Mach das andere Brett wieder fest«, fordere ich ihn auf. »Sie wissen nicht, wie viele Katzen hier drin waren.«
    »Da sind die übrigen«, sagt Kelly und zeigt auf mehrere dunkle Tiere, die vorsichtig aus der Öffnung kommen. Die letzte Katze scheint sich kaum noch auf den Beinen halten zu können.
    »Na schön, Gandhi.« Kelly hämmert die obere Latte mit der Hand wieder an ihren Platz. »Lassen wir alles wieder so aussehen, wie wir es vorgefunden haben.«
    Während ich das untere Brett einfüge, dringt ein erschütterndes Geräusch an meine Ohren. Es ist ein leises, gespenstisches Heulen zwischen den weiter entfernten Bäumen, und es klingt wie das Weinen einer Seele, die seit tausend Jahren einsam umherirrt.
    »Ich weiß ganz sicher, dass ich das nicht sehen will«, flüstere ich. »Was immer es ist. Lass uns abhauen.«
    »Warte«, erwidert Kelly. »Danny redet mit mir.«
    Ich hatte vergessen, dass Kelly noch seinen Ohrhörer trägt.
    »Das VIP -Schiff kommt näher«, sagt er.
    »Was sollen wir tun?«
    »Lass uns das Geräusch überprüfen. Bis dahin werden wir wissen, ob sie hier anlegen oder nicht.«
    Mit einem unhörbaren Stöhnen folge ich ihm in Richtung des unsteten Heulens.
    »Wir sind auf einem Pfad«, sagt er und lässt den roten Lichtstrahl über eine im Gras ausgetretene Sandspur streichen. »Ich wette, er endet an der Stelle, wo sie die Hunde kämpfen lassen.«
    Dreißig Meter weiter mündet der Pfad in eine kleine Lichtung. In der Mitte befindet sich eine flache Grube mit einer Seitenlänge von etwa zweieinhalb Metern und einer Tiefe von knapp einem halben Meter.
    »Hier halten sie die Kämpfe ab«, meint Kelly. »Jedenfalls ist es einer der Orte. In Afghanistan kämpfen die Hunde direkt auf der Straße, aber meistens benutzt man eine Grube.«
    Ich betrachte das Loch und versuche mir vorzustellen, wie zwei muskulöse Pitbulls aus den Ecken stürmen und aufeinanderprallen, bevor das Duell um einen Todesgriff beginnt. Doch sogar an dieser Stelle ist es schwer zu glauben, dass so etwas hier geschehen kann. Das Heulen ertönt erneut – in einer niedrigeren Tonlage, doch viel näher als vorher.
    »Da drüben.« Kelly richtet den Lichtstrahl auf die Bäume.
    Er trabt in die Richtung, und ich folge ihm widerwillig. Das Erste, was ich zwischen den Bäumen entdecke, ist eine Art Flaschenzug, der an einem Ast hängt. Dieses

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