Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
du mir alles erzählt hast, dachte ich, wir sollten niemanden außer Darla wissen lassen, dass du hier bist.«
»Ja«, erwidert Linda und versucht, ihre Gedanken trotz des Fiebers zu ordnen. »Aber Darla müsste längst hier sein. Das Bargain Barn ist schon lange geschlossen.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass Darla sich nach Feierabend manchmal um Kranke kümmert, und heute musste sie nach einer Patientin sehen. Darla verlangt nicht halb so viel wie das ausgebildete Pflegepersonal, deshalb wird sie dauernd ausgenutzt.«
»Wohin fahren wir genau?«
»Oh, es wird dir gefallen. Mein Bruder hat eine Hütte auf dem Land. Da gibt es nur Bäume und einen Teich. Niemand wird dich dort entdecken. Du kannst dort so lange bleiben, bis die Luft rein ist.«
»Ganz allein?«
»Darla kann dir eine Weile Gesellschaft leisten, bis du mit Lebensmitteln versorgt bist. Aber danach …« Simpson verstummt, als ein Motor zu hören ist. »Siehst du? Die ganze Aufregung für nichts.«
Linda hätte vor Erleichterung jubeln können. Der Pastor streckt die Hand aus und hält sie fest. »Darla wird dreimal klopfen, damit wir wissen, dass sie es ist. Okay?«
»Ja. Sie haben gesagt, dass Bürgermeister Cage meinen Brief bekommen hat …«
»Ja. Komm, lass uns jetzt gehen.«
Während der Pastor Linda auf die Beine hilft, hallt ein dreimaliges lautes Klopfen durch die kalte Kirche.
»Herein!«, ruft Simpson.
Die Tür öffnet sich, und Linda sieht eine hochgewachsene Gestalt auf der Schwelle. Sie blickt verwirrt drein. Ist das wirklich Darla? Als die Silhouette sich vorwärts bewegt, fällt ein Lichtstrahl auf das Gesicht von Seamus Quinn.
Lindas Magen verkrampft sich, und sie dreht sich zu Pastor Simpson herum, der sie mit beschämter Miene anschaut.
Quinn, von zwei großen Männern flankiert, nähert sich durch den Gang. Linda weicht zurück und versucht, zum Altar zu laufen, doch ihr verletztes Knie gibt nach, und sie bricht zusammen. Die beiden Männer packen sie und zerren sie hoch.
»Wie können Sie so etwas tun?«, jammert Linda, den Blick auf Pastor Simpson gerichtet. »Sie sind doch ein Mann Gottes!«
»Nur ein Mann, Linda. Ich bin schwach wie alle anderen. Und ich sündige wie alle anderen.« Simpson wendet sich an Quinn. »Jetzt sind wir quitt, nicht wahr? Alle Schulden sind getilgt?«
Quinn grinst und klopft ihm auf den Rücken. »Kein Problem, Padre. Vorläufig. Ich bin sicher, Sie werden bald wieder an die Spieltische kommen.«
»Nein!«, ruft Simpson. »Niemals! Das ist vorbei!«
Quinns Gelächter hallt durch die Kirche, während die Männer Linda zur Tür zerren.
»Sie werden mich töten!«, kreischt Linda und blickt Simpson mit flehenden Augen an. »Das wissen Sie doch!«
»Der Herr ist dein Hirte, mein Kind. Hab keine Angst. Aber ich muss dem Kaiser geben, was des Kaisers ist. Meine Familie braucht mich, Linda. Meine Gemeinde braucht mich. Du wirst alle durch dein Opfer erlösen, genau wie unser Herr bei Golgatha.«
»Sie sind mir ja ein Komiker!« Quinn lacht schallend. »Sie sollten lieber Ihr Drecksmaul halten! Sie sind ja schlimmer als die verfluchten Protestanten!«
Während Simpson vor dem Altar auf die Knie fällt und zu beten beginnt, gibt Lindas Bein an der Tür erneut nach. Die Handlanger zerren sie hoch und schleppen sie zu einem schwarzen SUV .
»Wer darf bei der Kleinen als Erster ran?«, fragt einer der Männer, die sie festhalten.
»Die höchste Karte gewinnt«, sagt sein Kumpan.
»Bewegt eure Ärsche!«, faucht Quinn. »Alter vor Schönheit, so lautet die Vorschrift.«
Er öffnet die Heckklappe des SUV , und die beiden schieben Linda rücklings auf die Ladefläche. »Verpisst euch«, befiehlt Quinn. »Das ist keine Peepshow.«
Einer der Männer lässt die Heckklappe zufallen, und sie klettern auf die vordere Sitzbank. Nachdem der Motor angelassen wurde, beugt Quinn sich zu Lindas Ohr hinunter. »Du hast mich ganz schön auf Trab gehalten, Süße. Aber ich stehe auf mutige Weiber. Okay, die Fotos von dir hab ich schon gesehen, jetzt zeig’s mir in natura.«
Linda windet sich, als seine Hand über ihren Leib gleitet. Plötzlich streicht eine rasiermesserscharfe Klinge über ihre Kehle, und sie erstarrt. Sekunden später hat Quinn ihr das Höschen heruntergezerrt. Seine Augen glitzern in der Dunkelheit. »Das also hat den Boss so angemacht«, flüstert er. »Nicht schlecht … nicht schlecht.«
»Was willst du?«
»Alles, was du ihm gegeben hast«, erwidert Quinn. »Und noch
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