Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
mehr.«
»Bitte, tut mir nicht weh«, fleht Linda. »Ich werde euch alle Wünsche erfüllen …«
»Darauf kannst du wetten.« Quinn lacht rau und hämmert die Faust zweimal gegen die Vorderbank, damit der Fahrer losfährt. »Früher oder später kriegen wir jeden klein.«
36
K elly und ich stehen am Fuß der breiten Gangway der Magnolia Queen und beratschlagen uns ein letztes Mal, bevor wir an Bord gehen. Kelly meint, Sands müsse von uns selbst hören, dass wir unseren Geheimkrieg aufgeben wollen, und wir sollten uns von ihm persönlich zusichern lassen, dass er das Gleiche tun wird. Ich habe zugestimmt, denn ich möchte jedes Missverständnis vermeiden, zumal Kelly und Danny McDavitt heute Nachmittag nach Houston fliegen sollen, um Annie und meine Mutter zurückzuholen.
»Wir werden nur mit ihm sprechen, nicht wahr?«, frage ich ein wenig besorgt.
»Lass uns reinen Tisch machen«, erwidert Kelly. »Jeder kann sich seine Probleme von der Seele reden, dann sind wir alle ein bisschen lockerer.«
»Das kann ich mir nach den letzten Tagen schwer vorstellen.«
»Warum denn nicht? Komm schon.«
Ich folge ihm die Gangway hinauf. »Hat sich dein SAS -Freund eigentlich wieder bei dir gemeldet?«, frage ich. »Hat er dir über Sands’ Leben vor 1989 erzählt? In Nordirland?«
Kellys Gesicht verfinstert sich. »Ja, aber er hatte nichts Neues für mich. Seiner Meinung nach ist Sands wahrscheinlich ein falscher Name. Ich habe ihm ein Foto gefaxt, aber die Sache könnte länger dauern. Mein Freund ist nicht mehr im aktiven Dienst.«
»Es wäre nützlich, mehr über das Arschloch zu wissen.«
»Das wird gleich der Fall sein. Du hast doch keine Waffe oder ein Abhörgerät bei dir?«
»Nein. Warum?«
»Sie werden uns bestimmt filzen.«
»Ich bin sauber. Und du?«
Kelly verdreht die Augen. »Ich habe als Erster gefragt.«
Am Ende der Gangway treten wir durch den Haupteingang, wo die Gäste von einem Wächter in burgunderfarbener Uniform begrüßt werden. Bei unserem Anblick spricht er in ein Kragen-Mikrofon. Sekunden später erscheinen zwei Männer an unseren Seiten und führen uns zu einem Lift, der hinter einer Trennwand versteckt ist. Während wir zum Obergeschoss, dem sogenannten Sturmdeck, hinauffahren, tasten unsere Begleiter uns gründlich ab und scannen uns dann am ganzen Körper.
»Reib ein bisschen kräftiger da unten, Süßer«, sagt Kelly zu dem Gorilla. »Er wird schon härter.«
Der Mann tritt zurück und murmelt etwas über Schwule und Pferdeschwänze. Er hat keine Ahnung, dass dieser pferdeschwänzige Hippie ihn auseinandernehmen könnte, ohne dass sich sein Puls erhöht.
Nun löst der andere Typ ihn bei Kellys Durchsuchung ab und macht an seinem linken Unterarm halt. Kelly zieht den Ärmel seines Sweatshirts hoch, sodass ein weißer Verband zum Vorschein kommt. »Hundebiss«, sagt er mit einem Lächeln. Der Mann tastet den Verband in ganzer Länge ab, während Kelly die Zähne zusammenbeißt. Dann drückt der Mann auf eine Fernbedienung in seiner Tasche.
Die Tür öffnet sich. Sie führt auf einen Korridor, der mit einem Teppich ausgelegt ist. Hier wird man nicht durch die schrillen Klänge der Spielautomaten gestört. Die Männer bedeuten uns, an Nachbildungen von Gas-Kronleuchtern vorbei zu einer Edelstahldoppeltür am Ende des Flurs zu gehen.
Im nächsten Moment öffnet sich die Tür wie durch Zauberei. Ich halte den Atem an, als ich in Jonathan Sands’ Büro blicken kann. Hinter dem glatten schwarzen Schreibtisch befindet sich eine massive Glaswand, die stromaufwärts einen faszinierenden Blick auf die Biegung des Mississippi River, die Kliffs im Osten und das Delta im Westen bietet. Sands, in einem olivgrünen Soldatenpullover mit Flicken an den Ellbogen, sitzt an seinem Schreibtisch. Er hat das Zimmer mit Barcelona-Stühlen, einem Eames-Liegesessel und mehreren anderen Stücken mit Kultcharakter möbliert.
»Hallo, Mr. Kelly«, sagt er. »Endlich lernen wir einander kennen.«
Kelly nickt bloß.
»Woher kommen Sie, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
»Ich bin aus einem Ort namens Qalat eingeflogen. Wissen Sie, wo das ist?«
Sands lächelt überrascht. »Allerdings. Ich habe in den Neunzigern ein paar Jahre dort verbracht.«
»Das kann ich mir denken. Oder an einem ähnlichen Ort.«
»Also sind wir Waffenbrüder.«
»So weit würde ich nicht gehen.«
»Dann kommen Sie zur Sache. Warum sind Sie hier?«
»Diplomatie. Um sicher zu sein, dass verschiedene Dinge richtig verstanden
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